Luther, Martin – Eine Ermahnung zum Frieden

Luther, Martin – Eine Ermahnung zum Frieden

Über die zwölf Artikel der Bauernschaft

Es hat die Bauernschaft, so sich jetzt in Schwabenland zusammengeworfen, zwölf Artikel von ihren unerträglichen Beschwerungen gegen die Obrigkeit gestellet, und mit etlichen Sprüchen der Schrift vorgenommen zu begründen, und durch den Druck lassen ausgehen. In welchen mir das aufs Beste gefallen hat, daß sie im zwölften Artikel sich erbieten, bessern Unterricht, wo es mangelt und von Nöthen wäre, gern und willig anzunehmen, und sich wollen weisen lassen, so ferne dasselbe durch helle, öffentliche, unleugbare Sprüche der Schrift geschehe, wie denn billig und recht ist, daß Niemandes Gewissen weiter oder anders, denn mit göttlicher Schrift unterrichtet und geweiset werde.

Wo das nun ihr Ernst und einfältige Meinung ist, als mir nicht anders will zu deuten gebühren, weil sie sich mit denselben Artikeln frei an den Tag geben, und das Licht nicht scheuen wollen; so ist noch gute Hoffnung da, es solle gut werden. Und mir, als der ja auch einer ist gerechnet unter denen, die göttliche Schrift jetzt auf Erden handeln, sonderlich aber, so sie mich mit Namen in dem andern Zettel nennen und berufen, desto größern Muth und Zuversicht giebt, mein Unterricht freundlicher christlicher Meinung, nach brüderlicher Liebe Pflicht, auch an den Tag öffentlich zu geben, damit nicht durch mein Schweigen mir auch zugetheilet und aufgelegt werde vor Gott und der Welt, so sich etwas Unraths und Unfalls daraus entspönne. Ist aber solches nur zur Farbe und Schein von ihnen erboten, als ohne Zweifel wohl Etliche der Art unter ihnen sind (denn es nicht möglich ist, daß so großer Haufe alle sammt rechte Christen sind und gute Meinung haben, sondern ein großer Theil der Anderen gute Meinung zu ihrem Muthwillen brauchen und das Ihre darunter suchen): solchen wird ohne Zweifel nicht viel gelingen, oder je zu ihrem großen Schaden und ewigen Verderben gelingen.

Weil denn diese Sache groß und gefährlich ist, als die beide Gottes Reich und der Welt Reich betrifft, (denn wo dieser Aufruhr sollte fortdringen und überhandnehmen, würden beide Reiche untergehen, daß weder weltlich Regiment noch göttlich Wort, sondern eine ewige Zerstörung ganz Deutschlands folgen würde): so ist von Nöthen, daß wir frei davon reden und rathen, Niemandes angesehen; wiederum, daß wir auch willig hören, und uns einmal sagen lassen, auf daß nicht unsere Herzen verstockt und Ohren verstopft, wie bisher geschehen ist, Gottes Zorn seinen vollen Gang und Schwang gewinne. Denn soviel grausame Zeichen, die bisher beide am Himmel und auf Erden gesehen sind, ein groß Unglück vorhanden und eine treffliche Veränderung in Deutschen Landen anzeigen, wiewohl wir uns leider wenig daran kehren; aber Gott auch nichts desto weniger fortfährt, und unsere harten Köpfe einmal wird weich machen.

An die Fürsten und Herrn.

Erstlich mögen wir Niemand auf Erden solches Unraths und Aufruhrs danken, denn Euch Fürsten und Herrn, sonderlich euch blinden Bischöffen und tollen Pfaffen und Mönchen, die ihr noch heutigen Tags verstockt, nicht aufhört zu toben und wüthen wider das heilige Evangelium, ob ihr gleich wisset, daß es recht ist, und auch nicht widerlegen könntet; dazu im weltlichen Regiment nicht mehr thut, denn daß ihr schindet und schatzt, eure Pracht und Hochmuth zu führen, bis der arme gemeine Mann nicht kann noch mag länger ertragen. Das Schwert ist euch auf dem Halse, noch meinet ihr, ihr sitzt so fest im Sattel, man werde euch nicht mögen ausheben. Solche Sicherheit und verstockte Vermessenheit wird euch den Hals brechen, das werdet ihr sehen. Ich habe es euch zuvor vielmal verkündigt, ihr solltet euch hüten vor dem Spruch (Psalm 104.): Er schüttet Verachtung über die Fürsten. Ihr ringet darnach, und wollet auf den Kopf geschlagen sein; da hilft kein Warnen und Vermahnen.

Wohlan, weil ihr denn Ursach seid solch Gottes Zorns, wird es ohne Zweifel auch über euch ausgehen, wo ihr euch noch nicht mit der Zeit bessert. Die Zeichen am Himmel und Wunder auf Erden gelten euch, liebe Herrn; keines Gutes deuten sie euch, nichts Gutes wird euch auch geschehen. Es Ist schon des Zorns ein großer Theil angegangen, daß Gott so viel falsche Lehrer und Propheten unter uns sendet, auf daß wir zuvor mit Irrthum und Gotteslästerung reichlich verdienen die Hölle und ewige Verdammniß. Das andere Stück ist auch vorhanden, daß sich die Bauern rotten, daraus, wo Gott nicht wehret, durch unsere Buße bewegt, folgen muß Verderben, Zerstörung und Verwüstung Deutschlands durch greulichen Mord und Blutvergießen.

Denn das sollt ihr wissen, liebe Herrn. Gott schafft es also, daß man nicht kann, noch will, noch solle eure Wütherei die Länge dulden. Ihr müßt anders werden und Gottes Wort weichen. Thut ihr's nicht durch freundliche willige Weise, so müßt ihr's thun durch gewaltige und verderbliche Unweise. Thun es diese Bauern nicht, so müssen es andere thun. Und ob ihr sie alle schlügt, so sind sie noch ungeschlagen, Gott wird andere erwecken. Denn er will euch schlagen und wird euch schlagen. Es sind nicht Bauern, liebe Herrn, die sich wider euch setzen; Gott Ist's selber, der setzt sich wider euch, heimzusuchen eure Wütherei. Es sind etliche unter euch, die haben gesagt, sie wollen Land und Leute dran setzen, die Lutherische Lehre auszurotten. Wie dünkt euch, wenn ihr eure eigenen Propheten wäret gewesen, und wäre schon Land und Leute daran gesetzt? Scherzt nicht mit Gott, liebe Herrn! Die Juden sagten auch, wir haben keinen König und ist ein solcher Ernst geworden, daß sie ewiglich ohne König sein müssen.

Auf daß ihr aber euch noch weiter versündigt, und ja ohne alle Barmherzigkeit zu scheitern gehet, so fangen Etliche an, und geben dem Evangelio die Schuld, sprechen, das sei die Frucht meiner Lehre. Nun, nun, lästert flugs, liebe Herrn, ihr wollt nicht wissen, was ich gelehret habe, und was das Evangelium sei. Er ist aber vor der Thür, der es euch lehren wird gar bald, bessert ihr euch nicht. Ihr und Jedermann muß mir Zeugniß geben, daß ich mit aller Stille gelehrt habe/ heftig wider Aufruhr gestritten und zu Gehorsam und Ehre, auch eurer tyrannischen und tobenden Obrigkeit die Unterthanen gehalten und vermahnet mit hohem Fleiß, daß dieser Aufruhr nicht kann aus mir kommen; sondern die Mordpropheten, welche mir ja so feind sind, als euch, sind unter diesen Pöbel gekommen, damit sie nun länger, denn 3 Jahr um sind gegangen und Niemand so fast gewehret und widerstanden, als ich allein. So nun Gott euch zu strafen gedenkt, und läßt den Teufel durch seine falschen Propheten den tollen Pöbel wider euch erregen und will vielleicht, daß ich nicht mehr wehren solle noch könnte; was kann ich, oder mein Evangelium dazu? welches bisher und noch nicht allein euer Verfolgen und Morden und Toben erlitten hat, sondern auch für euch gebeten, eure Obrigkeit helfen schützen und handhaben unter dem gemeinen Mann.

Und wenn ich Lust hätte, mich an euch zu rächen, so möchte ich jetzt in die Faust lachen, und den Bauern zusehen, oder mich auch zu ihnen schlagen, und die Sachen helfen ärger machen. Aber da soll mich mein Gott vor behüten, wie bisher. Darum, meine lieben Herrn, ihr seid Feinde oder Freunde, bitte ich unterthäniglich, verachtet meine Treue nicht, ob wohl ich ein armer Mensch bin. Verachtet diesen Aufruhr auch nicht, das bitte ich. Nicht daß ich achte oder fürchte, daß sie euch zu mächtig sein sollten; will auch nicht, daß ihr euch deshalb vor ihnen fürchten sollet; sondern Gott fürchtet, des Zorn sehet an; will euch der strafen, wie ihr verdienet habt, als ich sorge, so straft er euch, und wenn der Bauern hundertmal weniger wären. Er kann wohl Steine zu Bauern machen und wiederum und durch einen Bauer hundert von den Euren erwürgen, daß euch all euer Harnisch und Stärke zu wenig wird.

Ist euch nun noch zu rathen, meine Herrn, so weichet ein wenig um Gottes willen dem Zorn. Einem trunkenen Mann soll ein Fuder Heu weichen, wie vielmehr sollt ihr das Toben und die störrige Tyrannei lassen, und mit Vernunft an den Bauern handeln, als an den Trunkenen oder Irrigen. Fanget nicht Streit mit ihnen an, denn ihr wißt nicht, wo das Ende bleiben wird, sucht's zuvor gütlich, weil ihr nicht wisset, was Gott thun will, auf daß nicht ein Funke aufgehe und ganz Deutschland anzünde, daß Niemand löschen könnte. Unsere Sünden sind da vor Gott, deshalb wir seinen Zorn zu fürchten haben, wenn gleich nur ein Blatt rauschet, geschweige denn, wenn ein solcher Haufe sich reget. Verlieret ihr doch mit der Güte nichts, und ob ihr etwas daran verlöret, kann es euch hernach im Frieden zehnfältig wieder werden, da ihr mit Streit vielleicht Leib und Gut verlieret. Warum wollet ihr euch in die Gefahr begeben, so ihr wohl mit anderer guter Weise möchtet mehr Nutzen schaffen? -

Sie haben 12 Artikel gestellt, unter welchen etliche so billig und recht sind, daß sie euch vor Gott und der Welt den Glimpf nehmen und den Psalm wahr machen, daß sie Verachtung schütten über die Fürsten. Doch sind sie fast alle auf ihren Nutzen und ihnen zu gute gestellt, und nicht auf ihr Bestes herausgestrichen. Ich hätte wohl andere Artikel wider euch zu stellen, die gemein Deutschland und Regiment betreffen, wie ich gethan habe im Buche an den deutschen Adel, da wohl mehr angelegen wäre. Aber weil ihr die habt in den Wind geschlagen, müßt ihr nun solche eigennützige Artikel hören und leiden; und geschieht euch eben recht als denen, als denen nicht zu sagen ist.

Den ersten Artikel, da sie begehren das Evangelium zu hören, und Recht, einen Pfarrer zu erwählen, könnt ihr nicht abschlagen mit einigem Schein, wiewohl der Eigennutz mit unterläuft, daß sie vorgeben, solchen Pfarrer mit dem Zehenten zu erhalten, der nicht ihre ist; so ist doch das die Summa: man solle ihnen das Evangelium lassen predigen. Dawider kann und soll keine Obrigkeit. Ja die Obrigkeit soll nicht wehren, was Jedermann lehren und glauben will, es sei Evangelium oder Lügen; ist genug, daß sie Aufruhr und Unruhen zu lehren wehret.

Die andern Artikel, so leibliche Beschwerungen anzeigen, als mit dem Leibfall, Aufsätze und dergleichen, sind ja auch billig und recht. Denn Obrigkeit nicht darum eingesetzt ist, daß sie ihren Nutzen und Muthwillen an den Unterthanen suche, sondern nütze und das Beste verschaffe bei den Unterthänigen. Nun ist es ja nicht in der Länge erträglich, so zu schatzen und zu schinden. Was hülfe es, wenn eines Bauern Acker so viel Gulden als Halme und Körner trüge, so die Obrigkeit nur desto mehr nähme, und ihre Pracht damit immer größer machte, und das Gut so hinschländert mit Kleidern, Fressen, Saufen, Bauen und dergleichen, als wäre es Spreu? Man müßte ja die Pracht einziehen, und das Ausgeben stopfen, daß ein armer Mann auch was behalten könnte. Weitern Unterricht habt ihr aus ihren Zetteln wohl vernommen, wo sie ihre Beschwerungen genugsam darbringen.

An die Bauernschaft.

Ihr habt bisher, lieben Freunde, vernommen nicht anders, denn daß ich bekenne: Es sei leider allzuwahr und gewiß, daß die Fürsten und Herrn, so das Evangelium zu predigen verbieten, und die Leute so unerträglich beschweren, werth sind und wohl verdient haben, daß sie Gott vom Stuhl stürze, als wider Gott und Menschen sich höchlich versündigen; sie haben auch keine Entschuldigung. Nichts weniger ist euch auch wohl vorzusehen, daß ihr eure Sachen mit gutem Gewissen und Recht vornehmet; denn, wo ihr gut Gewissen habt, so ist bei euch der tröstliche Vortheil, daß euch Gott wird beistehen und hindurch helfen. Und ob ihr gleich eine Zeit lang unterlieget, oder darüber den Tod leidet, so gewinnt ihr doch zuletzt, und wird die Seele ewiglich mit allen Heiligen erhalten. Habt ihr aber nicht Recht noch gut Gewissen, so müßt ihr unterliegen, und ob ihr schon zeitlich gewönnet und alle Fürsten erschlüget, doch zuletzt ewiglich an Leib und Seele verloren werden. Darum ist euch hier nicht zu scherzen; es gilt Leib und Seele ewiglich auf eurer Seite, und ist am meisten das wahr zu nehmen und mit allem Ernst darauf zu sehen, nicht allein wie mächtig ihr seid, und wie großes Unrecht jene haben, sondern wie gutes Recht und Gewissen ihr habt.

Deshalb ist meine freundliche brüderliche Bitte, liebe Herrn und Brüder, sehet ja zu mit Fleiß, was ihr macht, und glaubt nicht allerlei Geistern und Predigern, Nachdem der leidige Satan jetzt viel wilde Rottengeister und Mordgeister unter dem Namen des Evangeliums erweckt hat, und damit die Welt erfüllt. Höret doch und laßt euch sagen, wie ihr euch denn vielfältig erbietet. Ich will meine treue Warnung, wie ich schuldig bin, an euch nicht sparen; ob mich etliche vielleicht, durch die Mordgeister vergiftet, werden darum hassen und einen Heuchler heißen, darnach frage ich nicht. Mir ist genug, ob ich Euer Etliche Gutherzige, Rechtschaffene von der Gefahr göttlichen Zorns errette. Die Andern will ich ja so wenig fürchten, so hoch sie mich verachten. Sie sollen mir auch nicht schaden. Ich weiß einen, der ist größer und mächtiger denn sie sind, der lehret mich also (Psalm 3.): Ich fürchte mich nicht, ob vielmal tausend Volks sich wider mich setzen. Mein Trotz soll ihren Trotz ausstehen; das weiß ich fürwahr.

Erstlich, lieben Brüder, ihr führet den Namen Gottes, und nennt euch eine christliche Rotte oder Vereinigung, und gebt vor, ihr wollet nach dem göttlichen Recht fahren und handeln. Wohlan, so wisset ihr ja auch, daß Gottes Name, Wort und Titel soll nicht vergeblich noch unnütz angezogen werden, wie er spricht im andern Gebot: Du sollst den Namen Gottes, deines Herrn, nicht unnützlich führen. Und setzt dazu und spricht: Denn Gott wird den nicht unschuldig lassen sein, der seinen Namen unnützlich führet. Hier steht der Text hell und klärlich, der euch sowohl als alle Menschen betrifft, und unangesehen eure große Menge Recht und Schrecken, eben so wohl euch seinen Zorn drohet, als uns und allen anderen. Er ist auch, wie ihr wisset, noch mächtig und stark genug, daß er euch strafe, wie er hier drohet, wo ihr seinen Namen umsonst und unnützlich führet, daß euch schlechtes kein Glück, sondern alles Unglück zu erwarten ist, wo ihr seinen Namen fälschlich führet. Da wisset euch nach zu richten, und seid freundlich gewarnt. Es ist ihm ein schlecht Ding, soviel Bauern zu würgen oder zu hindern, der etwa die ganze Welt mit der Sündfluth ersäuft, und Sodom mit Feuer versenkt. Er ist ein allmächtiger, schrecklicher Gott.

Zum andern: Daß ihr aber die seid, die Gottes Namen unnützlich führen und schänden, ist leicht zu beweisen. Und daß euch darum zuletzt alles Unglück begegnen werde, ist auch kein Zweifel, Gott sei denn nicht wahrhaftig. Denn hier steht Gottes Wort und spricht durch den Mund Christi: wer das Schwert nimmt, der soll durch's Schwert umkommen; das ist ja nicht anders, denn daß Niemand soll mit eigenem Frevel sich der Gewalt unterwinden, sondern, wie Sanct Paulus sagt: eine jegliche Seele solle der Obrigkeit unterthan sein mit Furcht und Ehren. Wie könnt ihr doch vor diesen Gottes Sprüchen und Rechten vorüber, die ihr euch rühmet, göttlichem Recht nachzufahren, und nehmet doch das Schwert selbst, und lehnet euch auf wider die Obrigkeit, von Gottes Recht geordnet? Meinet ihr nicht, das Urtheil Sanct Pauli (Römer 13.) werde euch treffen? Wer Gottes Ordnung widerstrebt, über den wird die Verdammniß kommen. Das heißt ja Gottes Namen unnützlich führen, vorgeben Gottes Recht, und doch unter demselben Namen wider Gottes Recht streben. O sehet euch vor, liebe Herrn, es wird zuletzt nicht so hinausgehen.

Zum Dritten: Ja, sprecht ihr, die Obrigkeit ist zu böse und unleidlich, denn sie uns das Evangelium nicht lassen wollen, und drücken uns allzu hart in zeitlicher Güterbeschwerung, und verderben uns also an Leib und Seele. Antworte ich: daß die Obrigkeit böse und unrecht ist, entschuldigt keine Rotterei noch Aufruhr, denn die Bosheit zu strafen, das gebürt nicht einem Jeglichen, sondern der weltlichen Obrigkeit, die das Schwert führt. Wie Paulus (Römer 13.) und Petrus (1 Pet. 3.) sagt, daß sie zur Strafe der Bösen von Gott verordnet sind. So giebt's auch das natürliche und aller Welt Recht, daß Niemand solle, noch möge sein eigener Richter sein, noch sich selbst rächen. Denn wahr ist das Sprichwort: wer widerschlägt, der ist unrecht. Item: Wer widerschlägt, macht Hader. Da stimmt göttlich Recht mit und spricht (5 Mos. 32.): Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr. Nun mögt ihr ja nicht läugnen, daß euer Aufruhr sich dermaßen hält, daß ihr euch selbst zu Richtern macht, und euch selbst rächen und kein Unrecht leiden wollt. Das ist nicht allein wider christlich Recht und Evangelium, sondern auch wider natürlich Recht und alle Billigkeit.

Sollt ihr nun bestehen mit eurem Vornehmen, und habt doch beide, göttlich und christlich Recht, im neuen und alten Testamente, auch das natürliche Recht wider euch; so müsset ihr einen neuen sonderlichen Befehl von Gott aufbringen, mit Zeichen und Wunder bestätigt, der euch solches zu thun Macht gebe und heiße. Sonst wird Gott sein Wort und Ordnung nicht so lassen durch euren eignen Frevel brechen, sondern weil ihr göttlich Recht rühmet, und doch dawider fahret, wird er euch, als die seinen Namen zur Schande führen, gar greulich fallen und strafen lassen und dazu ewiglich verdammen, wie droben gesagt ist. Denn hier geht es euch nach dem Spruch Christi (Matth. 7.), daß ihr den Splitter in der Obrigkeit Augen sehet, und sehet den Balken nicht in eurem Auge. Item: nach dem Spruch Sankt Pauli (Röm. 3.): Laßt uns Böses thun, daß gut werde, welcher Verdammniß billig und recht ist. Denn die Obrigkeit thut Unrecht, das ist wahr, daß sie recht das Evangelium wehret, und beschweret euch im zeitlichen Gut. Aber vielmehr thut ihr Unrecht, daß ihr Gottes Wort nicht alleine wehret, sondern auch mit Füßen tretet, und greift ihm in seine Gewalt und Recht, und fahret euch über Gott; dazu nehmet der Obrigkeit ihre Gewalt und Recht auch, ja alles was sie hat. Denn was behält sie, wenn sie die Gewalt verloren hat?

Ich setze euch selbst hier zu Richtern und stelle es in euer Urteil, welcher Räuber der ärgste sei, ob's der sei, der einem andern ein groß Stück Gut nimmt, und läßt ihm doch etwas, oder der, so einem alles nimmt was er hat, und den Leib dazu? Die Obrigkeit nimmt euch unbillig euer Gut, das ist ein Stück. wiederum nehmt ihr derselben ihre Gewalt, darinn alle ihr Gut, Leib und Leben steht; darum seid ihr viel größere Räuber als sie, und habt es ärger vor, als sie gethan haben. Ja, sprecht ihr, wir wollen ihnen Leib und Gut genug lassen. Das glaube, wer da will, ich nicht; wer so viel Unrechtes darf wagen, daß er einem mit Frevel die Gewalt nimmt, das größte und Hauptstück, der wird's auch nicht lassen, er wird ihm das andere vom geringsten, so daran hängt, auch nehmen. Frißt der Wolf ein ganzes Schaf, so frißt er freilich auch wohl ein Ohr davon. Und ob ihr schon so fromm wäret, daß ihr ihnen Leib und Gut genug ließet, dennoch ist das allzuviel geraubt und Unrecht, daß ihr das Beste, nämlich die Gewalt nehmet, und selbst euch zu Herrn über sie macht. Gott wird euch doch für die größten Räuber urtheilen.

Könnt ihr nicht denken oder nicht rechnen, lieben Freunde, daß, wenn euer Vornehmen sollte recht sein, so würde ein jeglicher wider den andern Richter werden, und keine Gewalt noch Obrigkeit, Ordnung noch Recht bleiben in der Welt, sondern eitel Mord und Blutvergießen. Denn sobald er sähe, daß ihm Jemand Unrecht thäte, würde er zufahren, und selbst ihn richten und strafen. Ist nun das unbillig und nicht zu leiden von einer einzelnen Person, so Ist's auch von keiner Rotte noch Haufen zu leiden. Ist es aber von einer Rotte oder Haufen zu leiden, so kann man es mit keinem Fug noch Recht der einzelnen Person wehren; denn es ist auf beiden Theilen gleiche Ursache, nämlich das Unrecht. Und wie wollt ihr thun, wenn in eurer Rotte sich anfinge solcher Frevel, daß sich ein Jeglicher wider den Andern setzet, sich selbst rächt an seinem Beleidiger? Wollt ihr es auch leiden? Würdet ihr nicht sagen, er sollte Andere lassen richten und rächen, die von euch gesetzet wären? Wie wollt ihr denn vor Gott und der Welt bestehen, daß ihr euch selbst richtet und rächet wider eure Beleidiger, ja wider eure Obrigkeit von Gott verordnet?

Nun dies ist Alles gesagt vom gemeinen, göttlichen und natürlichen Recht, das auch Heiden, Türken und Juden halten müssen, soll anders Friede und Ordnung in der Welt bleiben. Und wenn ihr dasselbige schon alles hieltet, dennoch nichts Besseres noch mehr thätet, denn die Heiden und Türken. Denn daß man sich selbst nicht richtet noch rechtet, sondern der Gewalt und Obrigkeit solches läßt, macht keinen zum Christen; man muß es doch zuletzt thun, man thue es gern oder ungern. Weil aber ihr wider solches Recht fahret, so sehet ihr ja klärlich, daß ihr ärger denn die Heiden und Türken seid, geschweige denn daß ihr Christen sein sollt! Was meint ihr aber, was Christus dazu sagen wird, daß ihr seinen Namen führet, und nennet euch eine christliche Versammlung, so ihr doch so ferne davon seid, ja so gräulich wider sein Recht thut und lebt, daß ihr auch noch nicht Heiden oder Türken zu heißen würdig seid, sondern viel ärger, als die da wider göttlich und natürlich Recht bei allen Heiden gemein gehalten, tobet und strebt?

Da sehet, lieben Freunde, was ihr für Prediger habt, wie sie eure Seele meinen. Ich sorge, es sind etliche Mordpropheten unter euch gekommen, die durch euch gerne wollen Herrn in der Welt werden, darnach sie nun längst gerungen haben, und fragen nicht darnach, daß sie euch führen in Gefahr Leibes, Gutes, Ehre und Seele, Beide zeitlich und ewiglich. Wollt ihr nun göttlich Recht halten, wie ihr rühmet, wohlan so thut es, da steht's, Gott spricht: Die Rache ist mein, ich will vergelten. Item: Seid unterthan nicht allein den guten Herrn, sondern auch den bösen. Thut ihr's wohl, thut ihr's nicht, so mögt ihr wohl ein Unglück anrichten, aber es wird über euch endlich ausgehen, da zweifle nur Niemand dran, denn Gott ist gerecht, und wird's nicht leiden. Darum sehet euch vor mit eurer Freiheit, daß ihr nicht dem Regen entlauft und fallt in's Wasser, und so ihr meint leiblich frei zu werden, daß ihr darüber verlieret Leib, Gut und Seele ewiglich. Gottes Zorn ist da, fürchtet euch, das rathe ich. Falsche Propheten hat der Teufel unter euch gesandt, da hütet euch vor!

Weiter wollen wir nun auch von dem Christlichen und Evangelischen Recht sagen, welches die Heiden nicht bindet, wie das vorige. Denn so ihr euch rühmet und gerne höret, daß man euch Christen nenne und dafür wollt gehalten sein, so werdet ihr ja auch leiden, daß man euch euer Recht vorhalte. Höret nun zu, lieben Christen, euer christlich Recht. So spricht euer oberster Herr Christus, dessen Namen ihr führet (Matth. 6): Ihr sollt dem Uebel nicht widerstehen, sondern wer dich zwingt eine Meile Wegs, mit dem gehe zwei Meilen; und wer dir den Mantel nimmt, dem laß auch den Rock; und wer dich auf einen Backen schlägt, dem halt den andern auch dar. Hört ihr's, ihr christliche Versammlung? Wie räumt sich euer Vornehmen mit diesem Recht? Ihr wollt nicht leiden, daß man euch Uebel und Unrecht thue, sondern frei sein, und nur eitel Gut und Recht leiden. Und Christus spricht, man soll keinem Uebel noch Unrecht widerstehen, sondern immer weichen, leiden und nehmen lassen. Wollt ihr solches Recht nicht tragen, lieber so thut auch den christlichen Namen von euch, und rühmet euch eines andern, der eurem Thun gemäß ist, oder Christus wird selbst seinen Namen von euch reißen, daß euch zu schwer sein wird.

Also spricht auch Sanct Paulus (Römer 12): Rächet euch selbst nicht aller liebsten, sondern gebt Raum dem Zorne Gottes. Item so lobt er die Corinther (2. Corinth. 11), daß sie gerne leiden, so Jemand sie schlägt oder beraubt. Item (1. Corinth. 6) straft er sie, daß sie ums Gut rechteten, und nicht das Unrecht litten. Ja unser Herzog, Jesus Christus spricht (Matth. ?): Wir sollen Gutes wünschen denen, die uns beleidigen, und bitten für unsere Verfolger, und lieben unsere Feinde, und wohlthun unsern Uebelthätern; dies sind unsere christlichen Rechte, lieben Freunde. Nun sehet ihr, wie weit euch die falschen Propheten davon geführt haben, und heißen euch dazu noch Christen, so sie euch ärger denn Heiden gemacht haben. Denn an diesen Sprüchen begreift ein Kind wohl, daß christlich Recht sei, nicht sich sträuben wider Unrecht, nicht zum Schwert greifen, nicht sich wehren, nicht sich rächen, sondern dahin geben Leib und Gut, daß es raube, wer da raubet, wir haben doch genug an unserm Herrn, der uns nicht lassen wird, wie er verheißen hat. Leiden, Leiden, Kreuz, Kreuz ist der Christen Recht, das und kein anderes. Nun ihr aber also kämpft um das zeitliche Gut, und wollet den Rock zum Mantel nicht fahren lassen, sondern den Mantel wiederholen, wenn wollet ihr denn sterben und den Leib lassen, oder eure Feinde lieben, oder wohlthun? O, der losen Christen! Lieben Freunde, die Christen sind nicht so gemein, daß so viel sollten auf einen Haufen sich versammeln. Es ist ein seltsamer Vogel um einen Christen. Wollte Gott, wir wären das mehrere Theil gute fromme Heiden, die das natürliche Recht hielten, ich schweige des Christlichen.

Ich will euch auch etliche Exempel erzählen des christlichen Rechts, daß ihr sehet, wohin euch die tollen Propheten geführt haben. Sehet an Sanct Petrus im Garten, der seinen Herrn Christum wollte mit dem Schwert vertheidigen, und schlug dem Malcho ein Ohr ab. Sage an, wer da kann: hatte Petrus hier nicht großes Recht? War es nicht ein unleidlich Unrecht, daß sie Christo nicht allein das Gut, sondern auch das Leben wollten nehmen? Ja sie nahmen ihm nicht allein Leib und Gut, sondern unterdrückten damit das Evangelium ganz und gar, dadurch sie sollten selig werden, und beraubten sie also des Himmelreichs. Solch Unrecht habt ihr noch nicht alles erlitten, lieben Freunde. Sehet aber, was Christus hier thut und lehret. Wie groß solch Unrecht war, dennoch wehret er Sanct Petro, heißt ihm das Schwert einstecken, und will nicht leiden, daß er solch Unrecht räche oder wehre. Dazu fället (er) ein tödtlich Urtheil über ihn, als über einen Mörder, und spricht: wer das Schwert nimmt, soll durch's Schwert umkommen. Da müssen wir begreifen, daß nicht genug ist, ob Jemand uns Unrecht thue, und wir gute Sache und Recht haben; sondern auch Recht und Macht haben müssen des Schwerts, von Gott befohlen, solches zu strafen. Dazu ein Christ auch das leiden soll, ob man das Evangelium ihm wehren will, Ist's anders möglich, das Evangelium Jemand zu wehren, wie wir hören werden.

Ein ander Exempel. Christus selbst, was thut er, da man ihm das Leben am Kreuz nimmt, und damit sein Predigtamt niederlegt, dazu er gesandt war von Gott selber, den Seelen zu gut? Das thut er, wie Sanct Petrus sagt, er stellet es dem heim, der recht richtet, und er leidet solch unleidlich Unrecht. Ueberdies bat er für seine Verfolger und sprach: Vater, vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun. Wo ihr nun rechte Christen seid, müßt ihr wahrlich auch so thun, und diesem Exempel folgen. Thut ihr's nicht, so laßt nur bald den christlichen Namen und Ruhm des christlichen Rechts fahren. Denn so seid ihr gewißlich nicht Christen, sondern wider Christum und sein Reich und Lehre und Exempel. Wenn ihr's aber thätet, so solltet ihr bald Gottes Wunder sehen, daß er euch würde helfen, wie er Christo gethan hat, den er nach Vollendung seines Leidens so hat gerochen, daß sein Evangelium und Reich mit Kraft, zu Trotz allen seinen Feinden durchdrang und überhand nahm. Also würde er auch euch helfen, daß sein Evangelium mit Macht würde bei euch aufgehen, wenn ihr zuvor auslittet, und ihm die Sache anheim gebet, und seiner Rache erharret. Nun ihr aber selbst dareinfallet, und wollt es nicht mit Leiden, sondern mit der Faust erobern und erhalten, so hindert ihr seine Rache, und werdet's machen, daß ihr weder Evangelium noch Faust behalten werdet.

Ich muß mich auch als ein gegenwärtig Exempel zu dieser Zeit mit zählen. Es hat Papst und Kaiser (sich) wider mich gesetzt und getobt. Nun, womit hab ich's dahin gebracht, daß, jemehr Papst und Kaiser getobt haben, jemehr mein Evangelium ist fortgegangen? Ich habe nie ein Schwert gezuckt, noch Rache begehrt. Ich habe keine Rotterei noch Aufruhr angefangen, sondern der weltlichen Obrigkeit, auch die, so das Evangelium und mich verfolget, ihre Gewalt und Ehre helfen vertheidigen, soviel ich vermocht. Aber damit bin ich geblieben, daß ich's Gott gar heimgestellt, und alle Zeit auf seine Hand trotzlich mich verlassen habe. Darum hat er mich auch zum Trotz beider, Papst und aller Tyrannen, nicht allein bei dem Leben erhalten, welches Viele und billig für ein großes Wunder ansehen, und ich selbst auch bekennen muß; sondern mein Evangelium immer lassen mehr und weiter zunehmen. Nun fallet ihr mir drein, wollet dem Evangelio helfen, und sehet nicht, daß ihr's damit aufs allerhöchste hindert und unterdrückt.

Das sage ich alles, meine lieben Freunde, euch treulich zu warnen, daß ihr euch in dieser Sache äußert des christlichen Namens und Ruhmes des christlichen Rechtes. Denn habt Recht wie hoch ihr wollet, so gebührt keinem Christen zu rechten noch zu fechten, sondern Unrecht zu leiden und das Nebel zu dulden, da wird nicht anders aus (1. Corinth. 6). Wie ihr selbst in der Vorrede bekennet, daß alle die in Christum glauben, lieblich, friedlich, geduldig und einig werden. Aber mit der That beweist ihr eitel Ungeduld, Unfrieden, Streit und Frevel wider euer eigen Wort; ihr wollet denn die geduldig heißen, die kein Unrecht noch Uebel, sondern eitel Recht und Gutes leiden wollen. Das wäre aber eine feine Geduld, die auch ein Bube leiden kann, geschweige ein Christgläubiger Mensch. Darum sage ich abermal, ich lasse eure Sache sein, wie gut und recht sie sein kann; weil ihr sie aber selbst wollt vertheidigen, und nicht Gewalt noch Unrecht leiden, mögt ihr thun und lassen, was euch Gott nicht wehret. Aber den christlichen Namen, den christlichen Namen sage ich, den laßt stehen, und macht den nicht zum Schanddeckel eures ungeduldigen, unfriedlichen, unchristlichen Vornehmens, den will ich euch nicht lassen noch gönnen, sondern beide mit Schriften und Worten euch abreißen nach meinem Vermögen, so lange sich eine Ader regt in meinem Leibe. Denn es wird euch nicht gelingen, oder wird euch zum Verderben an Leib und Seele gelingen.

Nicht daß ich damit die Obrigkeit in ihrem unerträglichen Unrecht, so ihr leidet, rechtfertigen oder vertheidigen wollte, sie sind und thun gräulich Unrecht, das bekenne ich, sondern das will ich, wo ihr euch beiden Theils nicht wollet lassen weisen, und da Gott für sei, aneinander setzet und treffet, daß da auf keinem Theil Christen genannt werden sollen, sondern wie sonst der Welt Lauf nach ein Volk mit dem andern streitet, und wie man spricht, daß Gott einen Buben mit dem andern straft. Solcher Art und Namens will ich euch gerechnet haben, ob es zum Streit käme, das Gott gnädiglich wende, daß die Obrigkeit wisse, wie sie nicht wider Christen streite, sondern wider Heiden; und ihr wiederum auch wisset, daß ihr nicht als Christen, sondern als die Heiden wider die Obrigkeit streitet. Denn Christen, die streiten nicht für sich selbst mit dem Schwert noch mit Büchsen, sondern mit dem Kreuz und Leiden, gleich wie ihr Herzog Christus nicht das Schwert führt, sondern am Kreuze hanget. Darum besteht auch ihr Sieg nicht im Obliegen und Herrschen oder Gewalt, sondern im Unterliegen und Unkraft, wie Sanct Paulus sagt (2. Corinth. 1): Unsrer Ritterschaft Waffen sind nicht leiblich, sondern gewaltig in Gott. Und abermal: Kraft wird durch Unkraft vollkommen.

So soll nun und muß euer Titel und Namen dieser sein, daß ihr die Leute seid, die darum streiten, daß sie nicht Unrecht noch Uebels leiden wollen noch sollen, wie das die Natur giebt. Den Namen sollt ihr führen, und Christus Namen mit Frieden lassen, denn das ist auch euer Werk, und so thut ihr auch. Wollt ihr den nicht führen, sondern christlichen Namen behalten, wohlan, so muß ich die Sache nicht anders verstehen, denn daß sie mir gelte, und euch für Feinde rechnen und halten, die mein Evangelium dämpfen oder hindern wollen, mehr denn Pabst und Kaiser bisher gethan haben, weil ihr unter des Evangelii Namen wider das Evangelium fahret und thut. So will ich auch wiederum euch nicht bergen, was ich dazu thun will. Ich will Gott die Sache anheim stellen, den Hals daran wagen mit Gottes Gnaden, und mich trötzlich auf ihn verlassen, wie ich bisher gegen Pabst und Kaiser gethan habe, und für euch bitten, daß er euch erleuchte, und wider euer Vornehmen stehen, daß er es nicht lasse gerathen. Denn ich sehe das wohl, daß der Teufel, so er mich bisher nicht hat mögen umbringen durch den Pabst, sucht er mich durch die blutdürstigen Mordpropheten und Rottengeister, so unter euch sind, zu vertilgen und aufzufressen. Nun er fresse mich! Es soll ihm der Bauch enge genug davon werden, das weiß ich. Und ob ihr gewinnet, sollt ihr's doch auch nicht viel genießen. Ich bitte aber gar demüthig und freundlich, wollet euch besser besinnen, und also halten, daß mir solchen Trotzes und Gebetes zu Gott wider euch nicht Noth sei.

Denn ob ich wohl ein armer sündiger Mensch bin, so weiß ich doch und bin gewiß, daß ich in diesem Fall eine rechte Sache habe, wenn ich um den christlichen Namen fechte und bitte, daß er nicht geschändet werde. So bin ich auch gewiß, daß mein Gebet vor Gott angenommen ist und erhöret wird. Denn er hat uns selbst so zu beten gelehrt im Vaterunser, da wir sagen: Dein Name werde geheiliget; und verboten, denselben zu schänden im andern Gebot. Darum bitte ich, ihr wollet solch mein Gebet und Aller, die mit mir beten, nicht verachten; denn es wird euch zu mächtig sein, und Gott wider euch erwecken, wie Sanct Jacob spricht: des Gerechten Gebet vermag viel, wo es anhält, wie Elias Gebet Hat. Und haben auch tröstliche Verheißungen Gottes, daß er uns erhören will; (1. Joh. 14.): Was ihr bittet in meinem Namen, das will ich thun; und (1. Joh. 5): So wir etwas bitten nach seinem Willen, so erhöret er uns. Solchen Trost und Zuversicht zu bitten könnt ihr nicht haben, weil euch euer Gewissen und die Schrift überzeugt, daß euer Vornehmen heidnisch und nicht christlich ist, und unter dem Namen des Evangelii wider das Evangelium und zur Schmach des christlichen Namens handelt. Ich weiß auch, daß euer Keiner nie kein Mal Gott gebeten und angerufen hat in solcher Sache. Ihr könnt auch noch nicht, denn ihr thut eure Augen nicht gegen ihn aufheben in dem Falle, sondern trotzet nur mit eurer Faust, die ihr aus Ungeduld und unleidlichem Willen zusammengebracht habt, daß euch nicht wohl ausgehen wird.

Wäret ihr aber Christen, so würdet ihr Faust und Schwert, Trotzen und Drohen lassen, und zum Vaterunser euch halten, und mit Beten eure Sachen bei Gott fordern und sprechen: Dein Wille geschehe. Item: erlöse uns vom Uebel, Amen. Wie ihr sehet, daß im Psalter die rechten Heiligen ihre Noth vor Gott tragen und klagen, und von ihm Hilfe suchen, nicht sich selbst vertheidigen, noch dem Uebel widerstehen. Solch Gebet hätte euch mehr geholfen in allen euren Nöthen, denn wenn euer die Welt voll wäre, hättet auch dazu gute Gewissen und tröstliche Zuversicht, daß ihr erhöret würdet, wie seine Verheißungen lauten (1. Timoth. 4): Er ist aller Menschen Helfer, sonderlich der Gläubigen; und (Psalm 49): Rufe mich an in der Noth, so will ich dir helfen. Und (Psalm 90): Er hat mich angerufen in der Noth, darum will ich ihm aushelfen, u. s. w. Sehet, das ist die recht christliche Weise, Unglück und Uebel los zu werden, nämlich: dulden und Gott anrufen. Weil ihr aber der keines thut, weder rufet noch duldet, sondern mit eigener Macht euch selber helfet, und macht euch selbst zu eurem Gott und Heiland, so muß und kann Gott nicht euer Gott noch Heiland sein; so mögt ihr auch als die Heiden und Gotteslästerer etwas ausrichten, so es Gott verhängt, dafür wir bitten, aber das nicht, denn zu eurem ewigen und zeitlichen Verderben. Als Christen aber oder Evangelische werdet ihr nichts gewinnen, da wollt ich tausend Hälse dran verwetten.

Hieraus ist nun leicht auf alle eure Artikel geantwortet; denn ob sie gleich alle natürlich recht und billig wären, so habt ihr doch das christliche Recht vergessen, daß ihr sie nicht mit Geduld und Gebet gegen Gott, wie christlichen Leuten gebühret, erobert und ausgeführt, sondern mit eigener Ungeduld und Frevel vorgenommen, der Obrigkeit abzudringen und mit Gewalt zu erzwingen, welches auch wider Landrecht und natürliche Billigkeit ist. Und derjenige, so eure Artikel gestellt hat, ist kein frommer und redlicher Mann; denn er hat viel Kapitel aus der Schrift an den Rand gezeichnet, als da die Artikel sollen gegründet sein, und behält doch den Brei im Maul, und läßt die Sprüche außen, damit er seiner Bosheit und eurem Vornehmen einen Schein mache, euch zu verführen und zu hetzen, und in die Gefahr zu setzen. Denn solche angezeigte Kapitel, so man sie durchliest, sagen nicht viel von eurem Vornehmen, sondern vielmehr das Widerspiel, daß man christlich leben und fahren solle. Es wird ein rottischer Prophet etwa sein, der seinen Muthwillen durch euch an dem Evangelio sucht. Dem wolle Gott wehren, und euch vor ihm behüten.

Auf's erst, daß ihr in der Vorrede zuvorkommt und rühmet, wie ihr nicht aufrührisch sein wollt, sondern entschuldigt euch, daß ihr nach dem Evangelio zu lehren und zu leben begehrt u. s. w. Da straft euch euer eigener Mund und Werk; denn ihr bekennet, daß ihr euch rottet und empört und wollt solches mit dem Evangelio beschönigen. So habt ihr droben gehöret: das Evangelium lehret die Christen leiden und dulden das Unrecht und beten gegen Gott in allerlei Noth. Ihr aber wollt nicht leiden, sondern, wie die Heiden, die Obrigkeit nach eurem Willen und Ungeduld zwingen. Ihr führet auch die Kinder Israel zum Exempel an, daß Gott ihr Rufen erhöret und sie erlöset habe. Warum haltet ihr euch desselben Exempels nicht, deß ihr euch rühmet? Rufet auch so zu Gott und harret, bis er euch auch einen Moses sendet, der mit Zeichen und Wunder beweise, daß er von Gott gesandt sei. Die Kinder Israel rotteten sich nicht wider Pharao, sie halfen auch ihnen selbst nicht, wie ihr vornehmet. Darum Ist solch Exempel stracks wider euch, und verdammet euch, die ihr euch dessen rühmet und doch das Widerspiel thut.

Auch ist das nicht wahr, deß ihr euch rühmet, nach dem Evangelio zu lehren und zu leben. Ist doch kein Artikel da, der ein einziges Stück vom Evangelio lehret, sondern alles Ist's dahin gerichtet, daß ihr euren Leib und euer Gut frei habt, und Summa, sie setzen alle von weltlichen zeitlichen Sachen, daß ihr Gewalt und Gut haben wollet, nichts Unrechtes zu leiden, so doch das Evangelium sich weltlicher Sachen gar nichts annimmt, und das äußerliche Leben allein in Leiden, Unrecht, Kreuz, Geduld und Verachtung zeitlicher Güter und Lebens setzt. Wie räumt sich denn nun das Evangelium mit euch, daß ihr den Schein davon eures unevangelischen und unchristlichen Vornehmens suchet, und sehet nicht, wie ihr damit das heilige Evangelium Christi schmähet und zum Schanddeckel macht. Darum müßt ihr hier euch anders stellen, entweder diese Sache ganz und gar fallen lassen, und euch solch Unrecht zu leiden begeben, wollt ihr Christen sein und heißen; oder wollt ihr die Sache ausführen, einen andern Namen vorwenden, und nicht als Christen genannt und geachtet werden, da ist kein Mittel und wird nicht anders aus.

Wahr Ist's, daß ihr Recht habt in dem, daß ihr das Evangelium begehrt, so es anders euer Ernst ist. Ja ich will diesen Artikel besser schärfen, denn ihr selbst thut und also sagen: Es ist je unleidlich, daß man Jemand den Himmel zuschließe, und mit Gewalt in die Hölle jage; solches soll ja Niemand leiden, und eher hundert Hälse darüber lassen. Wer aber mir das Evangelium wehret, der schließt mir den Himmel zu, und jagt mich mit Gewalt in die Hölle, weil kein anderer Weg noch Mittel zur Seelen Seligkeit ist, denn das Evangelium. So soll ich ja solches bei Verlust meiner Seele nicht leiden. Sehet, ist das Recht nicht stark genug bewiesen? Noch folgt nicht daraus, daß ich mich sollte setzen mit der Faust gegen die Obrigkeit, die solch Unrecht an mir thut. So sprichst du, wie soll ich's denn zugleich leiden und nicht leiden? Hier antwortet es sich leicht also: es ist unmöglich, daß Jemand sollte das Evangelium gewehret werden. Es ist auch keine Gewalt im Himmel und auf Erden, die solches vermöge. Denn es ist eine öffentliche Lehre, die unter dem Himmel frei daher geht, an keinen Ort gebunden, wie der Stern, der Christus Geburt den Weisen aus dem Morgenlande, in der Luft laufend, anzeigte.

Das ist wohl wahr, Städte, Ort und Raum, da das Evangelium oder Prediger ist, mögen die Herrn daselbst wohl wehren. Aber du kannst selbige Städte und Orte lassen, und dem Evangelium an einem andern Ort nachlaufen, und ist nicht noth, daß du um des Evangelium willen auch die Stadt oder den Ort einnehmest oder behaltest; sondern laß dem Herrn seine Stadt und folge du dem Evangelio, so leidest du, daß man dir Unrecht thue und dich verjage, und leidest doch zugleich nicht, daß man dir das Evangelium nehme oder wehre. Siehe, so kommen die zwei über eins: Leiden und nicht leiden. Sonst, wo du die Stadt auch willst behalten mit dem Evangelio, so raubst du dem Herrn der Stadt das Seine, und giebst vor, du thust es um's Evangelium. Lieber, das Evangelium lehrt dich nicht rauben noch nehmen, wenn gleich der Herr des Guts wider Gott, und mit Unrecht, und dir zu Schaden dasselbe mißbraucht. Das Evangelium bedarf keines leiblichen Raumes noch Stadt, da es bleibe; es will und muß im Herzen bleiben.

Solches hat Christus gelehret (Matth. 10): So sie euch in einer Stadt verjagen, so fliehet in eine andere. Er spricht nicht: wenn sie euch in einer Stadt verjagen, so bleibet drinnen und nehmet die Stadt ein dem Evangelium zum Lobe, und rottet euch wider die Herrn der Stadt, wie man jetzt thun will und lehret; sondern fliehet, fliehet immer sofort in eine andere, bis des Menschen Sohn kommt u. s. w. Denn ich sage euch, ihr werdet die Städte nicht alle ausrichten, bis der Sohn des Menschen wird kommen. Also spricht er auch (Matth. 23): Daß die Gottlosen werden seine Evangelisten verjagen von einer Stadt zur andern. Also spricht auch Paulus (2. Corinth. 4): Wir sind an keinem gewissen Ort. Wenn eo nun also geschieht, daß ein Christ immer von einem Ort zum andern weichen muß um's Evangelium willen, und lassen alles, wo er ist und was er hat, oder je ungewiß sitzt und alle Stunden solches erwartet, so gehet es ihm recht, wie es einem Christen gehen soll. Denn darum, daß er nicht leiden will, das Evangelium ihm zu nehmen oder zu wehren, leidet er, daß man ihm nimmt und wehret Stadt, Ort, Gut und Alles was er ist und hat. Wie reimt sich nun hierher euer Vornehmen, die ihr Städte und Orte einnehmet und behaltet, die nicht euer sind, und wollt nicht leiden, daß man euch die nehme und wehre, sondern ihr nehmt und wehrt sie ihren natürlichen Herren? Was sind mir das für Christen, die ums Evangelium willen Räuber, Diebe und Schalke werden, und sagen darnach: sie sind evangelisch?

Auf den ersten Artikel.

Eine ganze Gemeine soll Macht haben, einen Pfarrer zu wählen und zu entsetzen. Dieser Artikel ist recht, wenn er nur auch christlich würde vorgenommen, ohne daß die Kapitel, am Rande angezeigt, nichts dazu dienen. Wenn nun die Güter der Pfarrer von der Obrigkeit kommen, und nicht von der Gemeine, so mag die Gemeine nicht dieselbigen Güter zuwenden dem, den sie erwählet; denn das wäre geraubt und genommen. Sondern will sie einen Pfarrer haben, daß sie zuerst solchen demüthig erbitte von der Obrigkeit. Will die Obrigkeit nicht, so wähle sie einen eignen, und nähre denselben von ihren eigenen Gütern, und lasse der Obrigkeit ihre Güter, oder erlange sie mit Recht von ihr. Will aber die Obrigkeit solchen ihren erwählten und ernährten Pfarrer nicht leiden, so lasse man ihn fliehen in eine andere Stadt und fliehe mit ihm wer da will, wie Christus lehret. Das heißt christlich und evangelisch einen Pfarrer wählen und haben. Wer anders thut, der handelt unchristlich, als ein Räuber und Frevler.

Auf den andern Artikel.

Die Zehnten sollen dem Pfarrer und armen Leuten ausgetheilt werden, das Uebrige behalten zur Landes Noth u. s. w. Dieser Artikel ist eitel Raub und öffentliche Strauchdieberei. Denn da wollen sie den Zehnten, der nicht ihnen, sondern der Obrigkeit ist, zu sich reißen und damit machen was sie wollen. Nicht also, lieben Freunde, das heißt die Obrigkeit ganz und gar abgesetzt, so ihr doch in der Vorrede bedingt, Niemand das Seine zu nehmen. Wollt ihr geben und Gutes thun, so thut es von eurem Gute, wie der weise Mann spricht. Denn Gott durch Jesaias sagt: ich hasse das Opfer, das vom Raube kommt. Redet ihr doch in diesem Artikel, als wäret ihr schon Herrn im Lande, und hättet alle Güter der Obrigkeit zu euch genommen, und wollet Niemand unterthan sein noch geben. Daran begreift man, was ihr im Sinn habt. Liebe Herrn, laßt ab, ihr werdet es nicht enden. Es helfen euch nicht die Kapitel der Schrift, die euer Lügenprediger und falscher Prophet an den Rand geschmiert hat, sondern sie sind wider euch.

Auf den dritten Artikel.

Es soll kein Leibeigner sein, weil uns Christus hat alle befreit. Was ist das? Das heißt christliche Freiheit ganz fleischlich machen. Hat nicht Abraham und andere Patriarchen und Propheten auch Leibeigne gehabt? Leset Sanct Paulus, was er von den Knechten, welche zu der Zeit alle leibeigen waren, lehret. Darum ist dieser Artikel stracks wider das Evangelium und räuberisch, damit ein Jeglicher seinen Leib, so eigen worden ist, seinem Herrn nimmt. Denn ein Leibeigner kann wohl ChrIst sein und christliche Freiheit haben, gleich wie ein Gefangener oder Kranker Christ ist, und doch nicht frei ist. Es will dieser Artikel alle Menschen gleich machen, und aus dem geistlichen Reich Christi ein weltlich äußerlich Reich machen, welches unmöglich ist. Denn weltlich Reich kann nicht bestehen, wo nicht Ungleichheit ist in Personen, daß etliche frei sind, etliche gefangen, etliche Herrn, etliche Unterthanen u. s. w. Wie Sanct Paulus sagt (Gal. 5.): daß in Christo Herr und Knecht ein Ding sei. Davon hat mein Herr und Freund, Urban Regius, wohl genug geschrieben, da magst du weiter lesen.

Auf die andern acht Artikel.

Die andern Artikel von Freiheit des Wildprets, Vögeln, Fischen, Holz, Wäldern, von Diensten, Zinsen, Aufsätzen, Zeichen, Todtfall u. s. w. befehle ich den Rechtsverständigen. Denn mir, als einem Evangelisten, gebührt nicht, hierinnen zu urtheilen und richten. Ich soll die Gewissen unterrichten, und lehren was göttliche und christliche Sachen betrifft. Man hat Bücher genug hiervon in Kaiserlichen Rechten. So habe ich droben gesagt, daß solche Stücke einen Christen nicht angehen, er fragt auch nicht darnach. Er läßt rauben, nehmen, drücken, schinden, schaben, fressen und toben, wer da will, denn er ist ein Märtyrer auf Erden. Deshalb die Bauernschaft hierinnen billig den christlichen Namen auch sollte mit Frieden lassen, und handeln unter dem Namen, als die gerne menschlich und natürlich Recht wollten haben, nicht als die christlich Recht suchten, welches ihnen heißt, in allen diesen Stücken stille stehen, leiden und alleine Gott klagen.

Sehet, liebe Herrn und Freunde, das ist mein Unterricht, so ihr von mir begehrt habt, in einem andern Zettel. Und bitte, wollet eurer Erbietung gedenken, daß ihr euch gerne mit Schrift wollet weisen lassen. Wenn nun dies zu euch kommt, so schreit nicht sobald: der Luther heuchelt den Fürsten, er redet wider das Evangelium! Leset zuvor und sehet meinen Grund aus der Schrift, denn es gilt euch. Ich bin entschuldigt vor Gott und der Welt. Ich kenne die falschen Propheten unter euch wohl. Gehorchet ihnen nicht, sie verführen euch wahrlich. Sie meinen euer Gewissen nicht, sondern wollten gerne Galater aus euch machen, daß sie durch euch zu Gut und Ehre kämen, und darnach sammt euch in der Hölle ewiglich verdammt sein müßten.

Vermahnung Beider, an die Obrigkeit und Bauernschaft.

Weil nun, liebe Herrn, auf beiden Seiten nichts Christliches ist, auch keine christliche Sache zwischen euch schwebt, sondern beide, Herrn und Bauernschaft, um heidnisch oder weltlich Recht und Unrecht, und um zeitlich Gut zu thun habt; dazu auf beiden Seiten wider Gott handelt, unter seinem Zorne steht, wie ihr gehört habt: so laßt euch um Gottes willen sagen und rathen, und greift die Sachen an, wie solche Sachen anzugreifen sind, das ist, mit Recht und nicht mit Gewalt noch mit Streit, auf daß ihr nicht ein unendlich Blutvergießen anrichtet in deutschen Landen. Denn weil ihr beiden Theils unrecht seid, und dazu euch selbst noch, rächen und schützen wollet, ihr euch zu beiden Seiten verderbet, und wird Gott einen Buben mit dem andern stäupen.

Ihr Herrn habt wider euch die Schrift und Geschichte, wie die Tyrannen sind gestraft. Dazu auch die heidnischen Poeten schreiben, wie die Tyrannen selten am trocknen Tod sterben, sondern gemeiniglich erwürget worden sind, und im Blut umkommen. Weil denn gewiß ist, daß ihr tyrannisch und wüthend regiert, das Evangelium verbietet, und den armen Mann so schindet und drückt, habt ihr keinen Trost noch Hoffnung, daß ihr umkommt, wie euer gleichen sind umgekommen. Sehet alle Königreiche an, wie sie ein Ende haben genommen durchs Schwert, als Assyrien, Persien, Juden, Römer und so fort, die allzumal zuletzt verderbet sind, gleichwie sie zuvor andere verderbet haben. Damit beweiset Gott, daß er Richter ist auf Erden, und kein Unrecht ungestraft läßt. Deshalb euch nichts gewisseres denn gleiches Urtheil auf dem Halse liegt, es geschähe jetzt oder hernach, wo ihr euch nicht bessert.

Ihr Bauern habt auch wider euch Schrift und Erfahrung, daß nie eine Rotterei ein gut Ende genommen hat, und Gott alle Wege streng über diesem Wort gehalten. Wer das Schwert nimmt, soll durchs Schwert umkommen. Weil ihr denn Unrecht thut, daß ihr euch selbst richtet und rächet, dazu den christlichen Namen unwürdig führt, seid ihr gewiß auch unter Gottes Zorn. Und wenn ihr gleich gewinnt und alle Herrschaft verderbet, würdet ihr zuletzt doch euch selbst untereinander müssen zerfleischen, wie die wüthenden Bestien. Denn weil kein Geist, sondern Fleisch und Blut unter euch regiert, wird Gott bald einen bösen Geist unter euch senden, wie er that mit denen zu Sichem und Abimelech. Sehet an, wie alle Rotterei zuletzt ein Ende hat genommen, als Korach (4. Mos. 16.) Item: Absalon, Seba, Samri und dergleichen. Kurzum beiden, Tyrannen und Rotten ist Gott feind. Darum hetzt er sie an einander, daß sie beidertheils schändlich umkommen, und also sein Zorn und Urtheil über die Gottlosen vollbracht werde.

Mir ist das am allerleidesten, und hoch zu erbarmen, und wollte es gerne mit meinem Leben und Sterben abkaufen, daß auf beiden Seiten zwei unüberwindliche Schaden folgen. Denn weil kein Theil mit gutem Gewissen streitet, sondern beide Theile um das Unrecht zu erhalten ficht; so muß zum ersten folgen, daß, welche da erschlagen würden, mit Leib und Seele ewig verloren sind, als die in ihren Sünden sterben, ohne Reue und Gnade, im Zorn Gottes. Dafür ist keine Hilfe noch Rath. Denn die Herrn würden darum streiten, daß sie ihre Tyrannei und Verfolgung des Evangeliums und unrechte Beschwerungen der Armen bestätigten und erhielten, oder je diejenigen, so solcherlei sind, helfen bestätigen und handhaben. Das ist greulich Unrecht und wider Gott; wer darinnen gefunden wird, muß ewig verloren sein. wiederum die Bauern würden streiten, ihre Rotterei und Mißbrauch des christlichen Namens zu verfechten, welches auch beides höchlich wider Gott ist, und wer darin und darüber stirbt, muß auch ewig verloren sein; da hilft auch nichts dafür.

Der andere Schade, daß Deutschland wird verwüstet werden, und wo einmal solch Blutvergießen angehet, wird es schwerlich aufhören, es sei denn Alles verderbt. Denn es ist Streit bald angefangen; es steht aber nicht in unserer Macht, aufzuhören wenn wir wollen. Was haben euch denn nun gethan soviel unschuldige Kinder, Weiber und alte Leute, die ihr Narren mit euch in solche Gefahr ziehet, das Land voll Bluts, Raubes, Wittwen und Waisen zu machen? O der Teufel hat es trefflich böse im Sinn! So ist Gott hoch erzürnet und dräuet uns, denselben los zu lassen, und sein Müthlein in unserem Blut und unserer Seele zu kühlen. Sehet euch vor, liebe Herrn, und seid weise. Es gilt euch allen Beiden. Was hilft es euch, daß ihr euch selbst ewig und muthwillig verdammt, und dazu ein wüstes, und zerstörtes blutiges Land hinter euch euren Nachkommen laßt? So ihr der Sachen bei Zeit wohl besser rathen könntet durch Buße gegen Gott und freundlichen Vertrag oder williges Leiden für den Menschen. Mit Trotz und Streit werdet ihr nichts schaffen.

Darum wäre mein treuer Rath, daß man aus dem Adel etliche Grafen und Herrn, aus den Städten etliche Rathsherrn erwählte, und die Sachen ließe freundlicher Weise handeln und stillen; daß ihr Herrn euren steifen Muth herunter ließet, welchen ihr doch müsset zuletzt lassen, ihr wollet oder wollet nicht, und wichet ein wenig von eurer Tyrannei und Unterdrückung, daß der arme Mann auch Luft und Raum gewönne zu leben. wiederum die Bauern sich auch weisen ließen, und etliche Artikel, die zu viel und zu hoch greifen, übergeben und fahren ließen, auf daß also die Sache, ob sie nicht mag in christlicher Weise gehandelt werden, daß sie doch nach menschlichen Rechten und Verträgen gestillet werde.

Werdet ihr solchem Rath nicht folgen, da Gott für sei, muß ich euch zusammen lassen. Ich aber bin unschuldig an eurer Seele, Blut und Gut; ihr werdet es selber tragen. Ich habe es euch gesagt, daß ihr zu beiden Theilen Unrecht habt, und um Unrecht fechtet. Ihr Herrn fechtet nicht wider Christen, denn Christen thun euch nichts, sondern leiden Alles; ihr fechtet aber wider öffentliche Räuber und Schänder christlichen Namens. Welche unter ihm sterben, sind schon ewig verdammt. wiederum ihr Bauern, ihr fechtet auch nicht wider Christen, sondern wider Tyrannen und Verfolger Gottes und der Menschen, und wider Mörder der Heiligen Christi. Welche da sterben, sind auch ewiglich verdammt. Da habt ihr alle beide Theile euer gewisses Urtheil von Gott, das weiß ich fürwahr. Thut nun was ihr wollet, so ihr ja nicht folgen wollt, euren Leib und Seele zu erhalten.

Ich aber will mit den Meinen Gott bitten, daß er euch beiden Theils entweder vertrage und einige, oder gnädig verhindere, daß es nicht nach eurem Sinne hinausgebe, wiewohl mir die schrecklichen Zeichen und Wunder, so diese Zeit her geschehen sind, einen schweren Muth machen und sorge, Gottes Zorn sei zu stark angegangen, wie er sagt in Jeremia: Wenn gleich Noa, Job und Daniel vor mir ständen, hätte ich doch keinen Willen an dem Volk. Wollte Gott, ihr fürchtet euch vor seinem Zorn, und bessert euch, daß doch die Plage einen Verzug und länger Aufschub gewönne. Wohlan! ich habe, als mir mein Gewissen Zeugniß giebt, euch allen christlich und brüderlich treu genug gerathen. Gott gebe, daß es helfe! Amen.

Sein Unglück wird auf seinen Kopf kommen, und sein Frevel auf seinen Scheitel fallen.
(Ps 7).

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