Kohlbrügge, Hermann Friedrich - III. Predigt über 1. Ep. Petri Cap. 1. - Vers 5. und 6.

Kohlbrügge, Hermann Friedrich - III. Predigt über 1. Ep. Petri Cap. 1. - Vers 5. und 6.

Euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahret werdet zur Seligkeit, welche zubereitet ist, daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit, in welcher ihr euch freuen werdet, die ihr jetzt eine kleine Zeit (wo es sein soll) traurig seid in mancherlei Anfechtungen.

Wenn die Armen am Geist, die durch allerlei innerliche und äußerliche Noth Hartgeplagten (weil sie einem fremden Gotte nicht nacheilen, auch der Gottlosen Trankopfer mit dem Blute nicht opfern, noch sie fromm heißen wollen, und weil sie überhaupt die Welt und was in der Welt ist, nicht lieb haben und von der Welt gehasset werden) es vernehmen, welch ein Erbtheil für sie bei Gott aufbewahrt wird, - so muß doch ihr Mund aufgethan werden zu verkünden das vielfältige Lob Gottes. „Das Loos ist mir gefallen aufs Lieblichste, mir ist ein schönes Erbtheil geworden!“ das ist es, was ein Jeder von euch, Kinder Gottes, zum Ruhm der Gnade mit Dank und Jubel bekennen wird, wenn er, lebendig gemacht durch den Geist des Herrn, aus seinem Worte vernimmt, daß, wie arm, verwaist, geplagt und hart verfolgt von allerlei sichtbarer und unsichtbarer Macht er auch in dieser Welt darnieder liegt, er doch ein Erbtheil hat, das unverderblich, unbeflecklich und unverwelklich ist; unverderblich, weil es von der ewigen Liebe des Vaters kommt; unbeflecklich, weil es das reine Besitzthum dessen ist, der sich untadelig Gotte dargebracht, und weil es ehrlich erworben ist durch die Arbeit seiner Seele; unverwelklich, weil wir desselbigen mit theilhaftig geworden sind durch den ewigen Geist, der auch die Hoffnung auf dieses Erbe in unsern Herzen lebendig hält. Wahrlich, wo wir des inne werden, welch ein Schatz uns im Himmel von Gott zurückgelegt ist und aufbewahret wird, wie viel Ursache haben wir da zu staunen, anzubeten und in Verwunderung auszurufen: „O, wie groß ist das Gut, welches du zurückgelegt hat denen, die dich fürchten, und welches du zeigest denen, die vor den Leuten auf dich trauen!“ und wiederum: „Gelobet sei der Herr, daß er hat eine wunderliche Güte mir bewiesen, indem er mich gebracht hat in eine feste Stadt!“ Das war es was auch den Apostel Paulus so tröstete, da er freudig schrieb an seinen Sohn Timotheus: „Denn ich weiß an welchen ich glaube, und bin gewiß daß er kann mir meine Beilage bewahren bis an jenen Tag!“ Ja, das kann Er, und er wird es auch, denn unser Gott ist ein Mann der etwas vermag, und er hält Wort und Treue, und so spreche ein Jeglicher von uns, der es bezeugen kann: Mir ist Barmherzigkeit widerfahren. Ist es aber tröstlich zu vernehmen, daß Gott das Erbe für uns die da leiden um des Namens Jesu willen, aufbewahret in den Himmeln, - nicht weniger tröstlich ist es zu vernehmen, daß wir bis zu der Zeit, wo wir mit Paulo sagen werden: „Ich habe einen guten Kampf gekämpfet, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten“ - hier in der Welt ebenfalls von Gott verwahret werden, um dieses Erbe einmal zu bekommen. Das ist es nun, was wir weiter in dieser Epistel vernehmen. So schreibt der Apostel Vers 5: „Euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahret werdet zur Seligkeit, welche zubereitet ist, daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit“, oder nach einer andern Uebersetzung: „Für uns, die wir in Gottes Macht verwahret werden durch Glauben zu einer Seligkeit, bereit, enthüllet zu werden zur letzten Zeit“. Hier tröstet uns also der Apostel mit der Gnade der Beharrung, wo wir jeglichen Tag und jegliche Stunde unseres Lebens erwägen, nicht wissend wie durchzukommen und nur dieses Eine wissen, daß wir fortwährend der List des Teufels und der Welt ausgesetzt sind, und daß unsere Seelenfeinde immerdar Schlingen und Stricke legen, uns in ihr Netz zu bekommen. Ach, wo man sich hier so machtlos fühlt und so alles Licht der Augen verloren hat und die Feinde uns auflauern und so heimtückisch sind, auch unsere Schwachheiten recht gut kennen: können wir da anders als mit David fürchten, daß wir noch irgend einmal in Sauls Hände gerathen? Gewiß ist es, daß der Teufel umhergeht wie ein brüllender Löwe und uns zu verschlingen sucht. Gewiß ist es, daß Fleisch und Blut sich gerne dem Leiden entziehen, und daß die Vernunft auch dazu allerlei an die Hand geben will. Gewiß ist es, daß sich fortwährend im Innern allerlei Dinge zeigen, die dazu geeignet sind uns in Furcht zu setzen, es möchte der Weg den wir gehen kein gutes Ende haben. Ach, welchen bangen Gedanken, welchen Sorgen, welchen Bekümmernissen ist die Seele des Leidenden bei innerer Noth und äußerer Verfolgung ausgesetzt, so daß man sein Leben tagtäglich in seiner Hand trägt! und ach, welche Anfechtung im Innern: man möchte zu Schanden werden in seiner Hoffnung auf Gott oder man mache sich etwas weiß. Ach! welche Nacht kann da manchmal auf der Seele lagern, so daß das Leben verzehret wird von Betrübniß, daß man der Hölle nahe ist, - und ach! wie ist alle Kraft und aller Muth dahin in mancher Anfechtung. Nein, kein Kind Gottes kann sich selbst verwahren, aber der treue Bundesgott thuts aus lauter Erbarmen. Es konnte Gott nicht einfallen, ein Erbe zu bestimmen und es den Erben selbst zu überlassen, daß sie zu diesem Erbe kämen, denn so käme keiner dazu; sondern wie er das verheißene Gut für die Seinen aufbewahrt in den Himmeln, so verwahret er sie auch in der Welt, auf daß die Erben der Verheißung auch zu der Verheißung kommen, wie er bei sich selbst geschworen. Das ist die Frucht des Gebetes unseres treuen Hohenpriesters, welches wir lesen Johannes am 17., seines Gebets: „Ich bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hat, denn sie sind dein“; - seines Gebets: „Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hat, daß sie eins seien, gleichwie wir. Ich bitte nicht daß du sie von der Welt nehmet, sondern daß du sie bewahrest vor dem Uebel.“ Und er, der rechte Vater aller derer die des Vaters sind, wie verwahret er uns? Das Wort bedeutet ein solches Verwahren, wodurch man etwas mit einer Wache umgeben hat - etwas mit einer Wache verwahret, wie wir denn lesen im 34. Psalm: „Der Engel des Herrn lagert sich um die her so ihn fürchten, und hilft ihnen aus.“ Und: „Der Herr ist nahe bei denen die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen die ein zerschlagenes Gemüth haben.“ Und im 91. Psalm: „Er wird dich mit seinen Fittigen decken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln.“ Er verwahret uns wie die Gluckhenne ihre Jungen, sie birgt sie alle unter ihre Fittige. Er verwahret uns wie ein König seinen Palast und die Grenzen eines Gebietes - wie ein Heerführer sein befestigtes Lager verwahren läßt - und der Befehlshaber die ihm anvertraute Festung, die umlagerte Stadt. Denn es gibt der Sanheribs genug die Jerusalem umlagern und aus der Höhe sprechen als wäre der Gott Jakobs, der rechte Hüter Israels nicht bei uns, nicht in unserer Mitte. Petrus schreibt: „daß wir verwahret werden in Gottes Macht.“ Das ist uns zum Troste gesagt, die wir stets auf die Macht unserer Feinde sehen, und dabei unserer eigenen völligen Schwachheit inne sind. So wird es denn wohl wahr bleiben: daß er, der in uns ist, mächtiger ist denn die wider uns sind. Freilich ist die Macht der Feinde furchtbar, und wer von den Kindern Gottes hat den völligen Begriff von einer Schwachheit! Ach, Petrus selbst meinte einem Riesen gewachsen zu sein, und fiel in Cajaphä Hof vor einer Dirne und verleugnete seinen Herrn;- und wie oft ging es uns auch so! Aber wer oder was vermag etwas gegen die Macht Gottes? Der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns ein neues Paradies gepflanzt hat, wird nicht zulassen, daß uns, die wir auserkoren sind, meine lieben Brüder! um dieses Paradies zu besitzen, Jemand oder Etwas auf dem Wege dahin überwältige oder tödte. „Niemand wird meine Schafe reißen aus der Hand meines Vaters“ ist unseres Herrn Jesu Wort. Denn worin liegt diese Macht? Der Apostel schreibt: „daß wir durch den Glauben verwahret werden in der Macht Gottes zur Seligkeit“. Das ist wiederum ein ungemeiner Trost für jeden Angefochtenen, für Jeden der sich so schwach fühlt, daß er wohl weiß, aus seiner ganzen Seligkeit werde nichts wenn sie nicht gegründet ist in der Macht Gottes. Denn so ist er des gewiß, daß eine Seligkeit ihm versichert ist, nicht allein für heute, sondern auch für die Zukunft; denn Gott hat sich an das Wort seiner Verheißung gebunden, und in diesem Worte liegt eben die Kraft zur Seligkeit einem jeglichen Glaubenden. Im Leiden aber, unter dem Kreuze, unter Trübsal, Anfechtung und Verfolgung sieht man nichts als Umkommen und hat man nichts als den Glauben. Da scheint es aber lächerlich, daß man Dinge glaubt wovon nur das Gegentheil gesehen wird, lächerlich, daß man im Glauben Dinge hofft, die nie und nimmer scheinen verwirklich werden zu können.

O, wie nackt und kahl, wie abgestreift wird dieser Glaube, wo man nichts als Verderben und Untergang vor sich hat! Was hat die Welt ungemein viel was sichtbar ist, was sie aufweisen kann, - Gottes Volk dagegen hat nichts als den Glauben an ein Wort, das zwar aus dem Munde Gottes ist, ihnen aber bestritten wird ob es eben für sie ein Wort Gottes ist. - Da macht uns nun solch ein apostolisches Wort Muth, daß in dem Worte welches man lediglich und unbedingt glaubt, trotz allem was vom Gegentheil gesehen wird, die Macht Gottes steckt daß wir zur Seligkeit verwahret werden. Da braucht eben in uns nichts zu sein, - da liegt es alles in diesem Worte, das Himmel und Erde gemacht. Und wie wir glauben so geschieht uns auch: wir gelangen zur Seligkeit. „Zur Seligkeit“ schreibt der Apostel, das ist: zur völligen Errettung und zum Vollbesitze der Herrlichkeit, welche Gott den Seinen bereitet hat. Diese Seligkeit scheint solange auszubleiben, aber was thuts zur Sache? Vor Gott sind tausend Jahre wie Ein Tag - und das sind sie vor dem Glauben auch. „So er verziehet, harret seiner, er wird gewißlich kommen und nicht ausbleiben; der Gerechte aus Glauben aber wird sich erhalten sehen“. - Sie ist „bereit“ diese Seligkeit „geoffenbaret zu werden zur letzten Zeit.“ Annoch liegt unser Heil versteckt unter der Larve des Kreuzes, und thut darum das apostolische Wort unsern Herzen so wohl: „Geduld ist euch Noth, auf daß ihr den Willen Gottes thut und die Verheißung empfanget, denn noch über eine kleine Weile so wird kommen, der da kommen soll.“ Die Krone der Gerechtigkeit ist hier verborgen vor unseren Augen. Es scheint hier am meisten Glück zu haben und der Seligkeit gewiß theilhaftig zu sein grade das, was doch gewiß umkommen wird, - dagegen hat es den Anschein, als seien die Gesegneten des Vaters mit jedem Fluch beladen, denn sie sind Aller Fegopfer - und „die Herrlichkeit der Königs-Tochter ist ganz inwendig“; sie wird eben so geleitet, daß es fortwährend durchs Gedränge geht - alsdann aber, wenn der Herr Jesus kommen wird auf den Wolken, wird es sichtbar werden daß sie die Geliebte ist. Der Apostel will uns zur Geduld ermahnet haben und zum Beharren beim Glauben, auf daß wir es doch ja dafür halten, auch in unserm Innern uns darüber freuen, daß sich das Schauspiel endlich ändern wird, - deßhalb schreibt er: „Die Seligkeit wird offenbaret“, wird enthüllet werden „zur letzten Zeit“; als wollte er sagen: Ihr habt nunmehr keine Gestalt oder Schöne, sondern müsset die Allerverachtetsten sein und von aller Welt verlacht und ausgeworfen werden, dennoch seid ihr selig und seid Kinder des Königreiches. Habt nur Geduld wie Gott Geduld hat - es wird endlich offenbar werden, daß es so war, wie ihr geglaubt habt - dann seid ihr aber auf ewig aus allem Leiden genommen, wenn Er kommen wird den ihr erwartet, am Tage seines Gerichts. Auf dieses Endziel und auf diese Zeit freuen sich Alle, die da Lust haben in Christo Jesu gottselig zu leben und deshalb verfolgt werden; wie der Apostel weiter schreibt: „In welcher ihr euch freuen werdet, die ihr jetzt eine kleine Zeit (wo es sein soll) traurig seid in mancherlei Anfechtungen“; oder wie es besser übersetzt wird: „Worin ihr frohlocket, die ihr ein wenig jetzt, wenn es so sein muß, betrübt worden seid in vielfältigen Versuchungen.“ Und so ist es wahr. Die Versuchungen, das ist das Leiden, die Anfechtungen und Trübsale der Gläubigen sind vielfältig. Es geht für sie so kraus und bunt her, daß sie manchmal meinen all den Leiden unterliegen zu müssen. Es hört nie auf. Bald ist das Eine, bald das Andere da; und es gibt wohl nichts, das so von allerhand verschiedenen Fäden durchwebt, das so von allerlei Figuren durchkreuzt ist, als das Gewebe der Leiden der Heiligen Gottes; wie es denn auch heißt: „Der Gerechte muß viel leiden“ und wiederum: „Der Gerechte fällt siebenmal des Tages.“ Es ist aber auch gut, „daß ein Mann das Joch in seiner Jugend trägt“. „Ehe ich gedemüthiget ward irrete ich, nun aber halte ich dein Gebot“ sagt der Psalmist. - Und wiederum lesen wir: „Diese sinds, die aus großen Trübsalen gekommen sind“ - und: „Ich will dich auserwählt machen in dem Ofen des Elendes, spricht der Herr“. Wir brauchen das Kreuz nicht aufzusuchen, wie es Etliche gibt die da meinen, es könne mit ihnen kein gutes Ende nehmen wenn sie nicht Trübsal haben, und die darum allerlei Kreuz über sich herbeiholen. Gott wird uns das Kreuz wohl bescheeren, wenn es uns Noth thut; darum schreibt der Apostel: „wenn es so sein muß“, so wie auch in eben diesem Briefe Capitel 3, 17: „Denn es ist besser, so es Gottes Wille ist, daß ihr von Wohlthat wegen leidet“ und wiederum Capitel 4, 19: „Welche da leiden nach dem Willen Gottes, die sollen ihm ihre Seelen befehlen als dem treuen Schöpfer, in guten Werken.“ In solchen Versuchungen werden wir „betrübt“: denn das ist eine harte Plage für die Seele und eine wahre Betrübniß, wodurch Einem manchmal alle Gebeine zerschlagen werden, daß er so viel in und um sich gewahr wird, das ihm Alles zu Nacht und Finsterniß macht, was er vom Tage des Heils und der Seligkeit gelernt, gesehen und erfahren hat und glaubt. Denn Gottes Heilige haben kein Herz von Stahl oder Eisen, daß sie nicht fühlen sollten die Ruthe womit sie geschlagen, die Strafe womit sie heimgesucht, oder die Versuchungen womit sie versucht werden von Teufel, Welt und dem argen Herzen, den Glauben dranzugeben. Ach, wie manchmal müssen sie es vernehmen, was Hiob vernahm von seinem Weibe: „Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Segne Gott und stirb“ Auch sind Gottes Heilige nicht Heuchler, die sich über Alles hinwegsetzen können in eigner Kraft, die, wo sie einen Leidenden antreffen, es machen wie die Freunde Hiobs; denn die Heuchler halten nicht auf Gottes Verheißungen und erfahren es daher nicht, wie man damit in den Tod geht, auf daß eben aus den Tode die Verheißung lebendig hervorgehe. Die Maulchristen demüthigen sich nicht unter Gottes kräftige Hand, sondern verhärten sich in vermeintem Glauben, in vermeinter Geduld. Gottes Heilige dagegen werden manchmal irre an Gottes Wegen und Führungen, sie haben ein zart fühlendes Herz, lieben auch die Leute und bestehen auf Gottes Verheißung. Da tritt nun das Gegentheil ein von der Verheißung: so werden sie denn herzlich betrübt, und die Noth in allerlei Gestalt dränget und preßt sie, daß sie mit David sagen: „Ich schwemme mein Bett die ganze Nacht mit meinen Thränen“, meine Augen sind vom Weinen durchbohret wegen aller meiner Widersacher„. So ist es „jetzt“, die ihr jetzt betrübet seid - aber es währet, Gottlob! nicht lange, es ist nur für eine Weile.

„Ein wenig“ schreibt der Apostel. - Und sollte es auch das ganze Leben währen, so ist es doch nur „Ein wenig“. Was sind alle Leiden der Jetztzeit gegen die ewige Herrlichkeit? Geschieht es doch Alles dazu, daß wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst oder auf die Creatur überhaupt, sondern auf Gott setzen, der die Todten erwecket. „Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit, uns die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare“ schreibt der Apostel Paulus (2 Cor. 4 Vers 17) und wiederum: „Gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, also werden wir auch reichlich getröstet durch Christum“. Ja, das ist auch wahr, daß wir reichlich getröstet werden, und es ist etwas ganz Merkwürdiges was der Apostel schreibt: „In welchem ihr frohlocket“. Luther hat: „Ihr euch freuen werdet“, es stehet aber im Griechischen: „ihr euch freuet, frohlocket“. Das „in welchem“ beziehen. Etliche auf Gott, Etliche auf die ganze Sache, nämlich, daß die Errettung doch kommen wird. Wir irren aber nicht, wenn wir es von „der letzten Zeit“ verstehen. Die Welt, meine Lieben, hat die gegenwärtige Zeit, und darin freuet sie sich und frohlocket manchmal über allerlei eitlen Tand; im Grunde aber hat die Welt keine Freude, und was sie noch an Freude hat, geht bald auf in allerlei Leidenschaft und wird darin verzehrt und aufgerieben, und kommt dann das ewige Heulen und Weinen in der Hölle hintennach. Die Welt hat eine Zukunft woran sie nur mit Schrecken denken kann, und das Streben sich Freude zu machen, ist eigentlich nichts anders, als die zukünftige Zeit des zukünftigen Zornes, welche auf ihr lastet, aus den Gedanken zu vertreiben und ihre Mahnung an sie zu verscheuchen. Gottes Volk aber lebt im Herzen nicht in der Zeit und Stunde in welcher es lebt; es lebt in der Zeit und Stunde welche dem Herrn allein bekannt ist, in der Zeit und Stunde in welcher der Bräutigam kommen wird. Auf diese Zeit und Stunde ist ihr Augenmerk gerichtet, und darin freuet sich Gottes Volk und frohlocket mitten in Trübsalen. Wie das aber zugeht, läßt sich besser empfinden als beschreiben. Anfechtung lehrt aufs Wort merken, und darum sage ich, läßt es sich besser empfinden als beschreiben, mit welcher himmlischen Freude man manchmal in dem schweren Kampfe übergossen wird, so oft wir aus dem Worte mit dem Worte „dennoch“ getröstet und uns krystallne Fenster gemacht werden, und wir den König im Geiste kommen sehen in aller seiner Pracht und Herrlichkeit. Das ist es was unser Catechismus nennt: „In aller Trübsal und Verfolgung mit aufgerichtetem Haupte dessen aus dem Himmel gewärtig sein, der alle Vermaledeiung von uns genommen“ und wiederum: „Jetzunder den Anfang der ewigen Freude in seinem Herzen empfinden“, und was der Apostel Paulus bezeugt: „Wir rühmen uns auch der Trübsale“ und: „Wir rühmen uns Gottes“; weshalb auch Hiob mitten in seinem Jammer, Schmerzen und innerm Leiden ausrief: „Ich weiß daß mein Erlöser lebt!“ - Hoffnung läßt nicht zu Schanden werden. So habt ihr denn, die ihr euch ganz machtlos fühlt gegenüber euren Feinden, keine Ursache euern hoffnungslosen Gedanken nachzugeben; denn ihr habt vernommen mit welcher mächtigen, treuen Wache Gottes ihr umgeben seid - auch habt ihr keine Ursache euch aus dem Felde schlagen zu lassen, weil ihr nichts aufzuweisen habt als den Glauben; denn eben solch ein kahler, nackter Glaube geht in Schauen auf - auch habt ihr keine Ursache deshalb zu verzagen, weil Er ausbleibt, denn die Seligkeit ist bereit, geoffenbaret zu werden - noch weniger habt ihr Ursache, Gottes Güte über euch in Verdacht zu nehmen, weil eure Plage jeden Tag neu ist und neu jede Nacht; denn wenn das nun so Gottes Wille ist, warum solltet ihr nicht ausharren, da er doch gesagt: „Laß dir meine Gnade genügen“. - Darum in Allem nur dem Teufel Recht gegeben, den Glauben an das Wort aber nicht fahren gelassen - und ihr habt und bekommt doch Anlaß, in euern Herzen heilig zu lachen, zu frohlocken und aufzuspringen, wenn ihr z. B. den 68. Psalm leset, namentlich dies: „Wir haben einen Gott der da hilft, und den Herrn, Herrn der vom Tode errettet. Aber Gott wird den Kopf seiner Feinde zerschmeißen“. Nun sollt ihr aber nicht wähnen, daß ihr in Gottes Macht zur Seligkeit verwahret werdet, die ihr den Herrn Gott im Himmel nicht für einen ehrlichen Mann halten wollt, den Glauben drangebt und euch den Trübsalen und Verfolgungen, welche Gottes Volk überkommen, entzieht, dadurch daß ihr der Welt nachgebet und mit ihr ganz oder halb mitmachet. Darum ertheile ich euch den Rath, daß ihr hingehet und lernet, daß Gottes Volk auf Gottes Verheißung, Wort und Gebot besteht und mit der Welt gebrochen hat, - daß ihr euch deshalb in Wahrheit zu Gott bekehret, die Ungerechtigkeit, die Welt und des Teufels Dienst drangebend. Denn der Tod ist der Sünde Sold, aber die Gnadengabe Gottes ist ewiges Leben in Christo Jesu unserm Herrn - ist ewige Freude denen, die in Versuchungen ausharren. Amen.

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