Kohlbrügge, Hermann Friedrich - II. Predigt über 1. Ep, Petri Cap. 1. Vers 2b -4.

Kohlbrügge, Hermann Friedrich - II. Predigt über 1. Ep, Petri Cap. 1. Vers 2b -4.

Gott gebe euch viel Gnade und Frieden!

Gelobet sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Todten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel.

Es hat unsern Herzen wohlgethan, die Aufschrift der ersten Epistel Petri zu betrachten. Wir die des Herrn sind, ersehen an der Aufschrift, daß diese Epistel auch an uns geschrieben ist. Es muß uns über jegliches Leiden hinwegsetzen, daß wir von Anfang von Gott erwählet sind, daß er uns geliebet und daß wir darum im heiligen Geiste abgesondert worden sind von allem Verderbenden und Vergänglichen, von aller Finsterniß und Unreinigkeit, auf daß wir beim Glauben beharren, in dem Worte des Lebens bleiben und also Antheil haben an der fortwährenden Reinigung von allen Sünden durch das Blut Christi. Wo aber der Gläubige durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes des inne wird: „dieser Brief ist an mich, ich bin hiermit gemeint“ - wie empfänglich wird er da mit einemmal für den apostolischen Segen: „Gott gebe euch viel Gnade und Frieden“ oder „Gnade und Friede sei euch völlig zu Theil geworden!“ Steht doch gegenüber Gottes Wahl das bei der Welt Verworfen- und Verachtetsein; gegenüber Gottes ewiger Liebe der Haß der Welt, wie der Herr gesagt: „weil ich euch von der Welt auserwählet habe, darum haßt euch die Welt“, - gegenüber der Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung des Blutes Jesu Christi, also zum Beharren beim Glauben und zum Bleiben bei der Heiligung, ohne welche Niemand den Herrn schauen wird, - alle die Versuchungen womit das „Sich gelüsten lassen“ den Gläubigen versucht, um ihn wegzureißen von dem lebendigen Gott, damit er der Welt, dem Fleisch und Blut, und dem Teufel in falschem Gottesdienste etwas zu Gefallen thue! Wird nun dem Gläubigen so zugesprochen, daß er des in seinen Leiden und Anfechtungen inne wird: Gott der Vater kennt mich, er hat mich auf einen Weg gebracht, der vor ihm gut ist, und er macht daß meine Arbeit gewiß ist - alsbald trägt er beim Gefühle seiner Sünde Verlangen darnach, daß er von oben herab bekomme was ihm jede Noth und Schmerz lindere, und ihm Kraft einflöße voranzukommen. Dies nun legt der Apostel in seinen Segensspruch. Es thut dem Leidenden so wohl, es trägt so ungemein viel zu einer Genesung bei, daß er durch Güte gepflegt und die Ruhe um ihn erhalten werde. Der geistlich Leidende kann nur durch Gnade gepflegt werden, nur durch Frieden der Seele wieder gesunden, und je völliger ihm Gnade und Friede zu Theil werden um so eher ist er gesund. Ihr möchtet vielleicht fragen warum der Apostel hier schreibt: „Gnade und Friede sei euch völlig zu Theil geworden“ oder wie es Luther übersetzt: „Gott gebe euch viel Gnade und Frieden“, als sei Gnade und Friede an und für sich nicht genug, als müsse man davon viel haben, oder, als könne man der Gnade und des Friedens theilhaftig sein ohne ihrer völlig theilhaftig zu sein, es schreibe ja doch der Apostel Paulus einfach in seinen Briefen: „Gnade und Friede euch“, nur daß er in seinen Briefen an Timotheus noch das Wort „Barmherzigkeit“ dazwischen jetzt? Wir sollen aber nie vergessen, meine Lieben! daß, wo wir Leiden und Trübsal durchzumachen und dem Herrn das Kreuz nachzutragen haben, ein solcher apostolischer Brief zu uns kommt in einer Lage, wo das Herz für alle Pfeile des Bösewichts offen steht, und allerlei Gedanken des Unglaubens, ja des Widerstrebens der Gnade auf uns losstürmen; und ach, wie wird man unter Leiden vor und nach eine Beute der Ungewißheit, wie läßt man sich durch allerlei Ueberlegung die Ruhe stören; welcher Angst, welcher bangen Erwartung, welchen Schrecken fühlt man sich preisgegeben, gibt man sich selbst preis; und wie wird man da von der Sünde geknechtet und gequält! Gnade und Frieden hat man - aber eben wir, die wir Gnade und Frieden haben, wie kommen wir in allerlei Jammer und Noth, wie wird die empfangene Gnade durch die Nacht der Sünde und des innern Leidens verdunkelt, wie der Seelenfriede, der Friede Gottes durch solches Leiden gestört! - Wird man denn loslassen auf daß man losgelassen werde, wenn nicht Gott volle Gnade uns zufließen läßt? Wird mans ruhig in den Stürmen aussprechen: „Wie bist du so unruhig in mir, meine Seele, hoffe auf Gott, du wirst ihn noch loben“ - wenn Gott nicht einen vollen Frieden der Seele einflößt? O, wenn in Leiden, in Schrecken der Seele, in Aengsten der Hölle, in allerlei Anfechtung und Versuchung, darin man so schnell grade an Gnade verzagt und sie nicht fest hält, auch nicht festhalten kann, weil man auf das Sichtbare sieht und auf die Sünde, und so voller Unruhe und ohne Genuß des Friedens hin und her geworfen wird, - wenn da Gott nicht allmählig uns einer Gnade und seines Friedens viel gibt, uns seiner Gnade und seines Friedens völlig theilhaftig macht: so werden wir bei aller empfangenen Gnade, bei allem früher geschmeckten Frieden doch von Leid Noth und Tod verschlungen. Darum ist dieser Segensspruch ein ganz kostbarer. Wahrlich, wenn wir treu wären mit der empfangenen Gnade, wenn wir Frieden hielten mit Gott nach geschmecktem Frieden, es brauchte ein solcher Brief nicht an uns geschrieben zu werden! Es kommt aber solcher Brief an uns, wenn wir eben durch unser Nachgeben und verborgene Hurerei mit der Welt und mit andern Sünden, weil wir mit unserm Fleische nicht in den Tod hinein wollen, Gott gleichsam dazu genöthigt haben, daß er mit seinem Gerichte sich aufmache; und o, da thut es uns Noth, daß wir der Gnade völlig theilhaftig gemacht seien, der Gnade, zur Versöhnung aller unserer Schuld, der Gnade, im Geiste gewaffnet zu werden wider die Welt die im Argen liegt, und wider unsern Widersacher, den Teufel, der uns verschlingen möchte; da thut es uns auch Noth, daß wir des Friedens Gottes völlig theilhaftig geworden seien, auf daß wir in vollem Gottesfrieden ruhig aushalten in jedem innern wie äußern Kampf, daß wir mehr und mehr befestiget, begründet und gewurzelt werden in der Erkenntniß Gottes und Christi, in der Glaubensgewißheit: „Im Herrn, Herrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke.“ Der Apostel schreibt aber „theilhaftig werden“, denn wo sich die Gnade verherrlichet, verherrlichet sie sich nicht allein an einem Menschen sondern auch in ihm, und waltet der Gottesfriede nicht allein über Einem sondern auch in Einem; - und wiederum „theilhaftig werden,“ denn o, es kommt. Alles von ihm - aber er wills auch thun, thuts auch, am meisten wenn wir nicht einmal dran denken, ehe wir es uns versehen. Und wo wir in unserm Herzen das „Amen“ sagen auf solchen apostolischen Segensspruch, welcher nicht etwa ein gutmüthiger oder leerer Wunsch ist, sondern der auch schaffet was er ausspricht: können wir da wohl anders, als mit einemmal den vollen Trost hinnehmen, welcher den Leidenden in diesem Segensspruch geschenkt wird? Der apostolische Brief erfüllt uns doch reichlich mit solchem Trost. Von diesem Trost erwägen wir für diesmal Folgendes: 1. Wir haben eine lebendige Hoffnung. 2. Zu dieser Hoffnung sind wir aus Gott, nach Oben hin geboren durch die Auferstehung Jesu Christi aus Todten. 3. Es ist der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns zu dieser Hoffnung wiedergeboren hat. 4. Solches hat er gethan nach einer großen Barmherzigkeit. 5. Wie wir von ihm nach Oben hin geboren sind, so werden wir als eine Kinder auch das erhalten, wozu wir nach Oben hin geboren sind, nämlich das Erbtheil. 6. Dieses Erbtheil ist ein gewisses. 7. Dieses Erbtheil dürfen wir aber nicht in unserer Hand haben - es wird uns aber aufbewahret in den Himmeln. 8. Für solche Gnade sei Gott allein gepriesen. Welch ein Schatz des Trostes in wenigen Worten!

1.

Wir haben eine „lebendige Hoffnung“. Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei bleiben bei uns hienieden. Sie sind den Erwählten eingeschaffen, eingepflanzt, eingegossen von Gott dem Vater, durch den heiligen Geist und werden durch denselben erhalten. Wo der Glaube hart angefochten wird und machtlos werden will, da reicht uns Hoffnung die Hand und hält uns aufrecht. Es ist eine reiche Gottesgabe und ein wunderbares Ding des Heiligen Geistes in uns, diese Hoffnung, welche hofft über Hoffnung hinaus; in dieser Hoffnung sind wir selig. Auch der Apostel Paulus schreibt von dieser Hoffnung ganz tröstliche Dinge Röm. am 5ten. Von dem Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi können wir völlige Erlösung hoffen, und wer auf ihn hofft, dessen Angesicht wird nicht beschämt. Ach, es ist nichts da als Tod und Verderben wo keine Hoffnung ist; ist die Hoffnung weggenommen, so ist Alles weggenommen. In Leiden, Kreuz, Anfechtung, Sünden und Trübsal, in Angst, Noth, Schrecken und Bekümmerniß der Seele glaubt man, aber man weiß es nicht, man erfährt nur daß der Glaube wie erloschen ist; aber ist man aus Gott, die Hoffnung auf die zukünftige Herrlichkeit, auf Errettung kann man nicht aufgeben, sei auch dem Anschein nach nichts mehr zu hoffen da, wie für den Abraham z. B. in einem hohen Alter nichts mehr zu hoffen war. Der Heilige Geist hält durch die Verheißung dennoch die Hoffnung rege - und so ist sie eine gar andere Hoffnung, als die welche die Welt hat; denn die Hoffnung der Welt geht in Eitelkeit auf, die Hoffnung des Heuchlers wird zu nichte, die Hoffnung des Unbekehrten, die Hoffnung Aller, die ohne Gott in der Welt sind und daher wandeln nach ihren eignen Gelüsten, ist eine todte Hoffnung - aber unsere Hoffnung ist eine lebendige, das ist: obschon sie nichts sieht als das Gegentheil dessen das sie hofft, nichts vor sich hat als das Umkommen, Leiden, Angst, Schrecken und Verzagen, so hat sie doch zu gleicher Zeit den allmächtigen und wahrhaftigen Gott vor sich und mit ihm alle zukünftigen Güter, ja, sie hat einen Gott vor sich, auf dessen Gnade sie mitten im Zorne dennoch hofft und spricht also: „Sollte er mich auch tödten, so will ich doch auf ihn hoffen.“ Woher das? Habe Gott einmal nur in Wahrheit erkannt als den Gott, der alle deine Sünden von dir genommen, dir eine Gnade zugeschworen und seinen Frieden ertheilt hat: so werden grade deine Feinde, werden Angst und Noth der Seele dich um so mehr zu diesem alten, treuen und gnädigen Gott hintreiben, dich um so mehr hintreiben zu dem Throne seiner Gnade. Der Glaube treibt dich eben dann dahin, wenn nichts mehr gesehen, nichts mehr in der Hand gefunden wird; und wo denn gar des Stehens nicht mehr ist sondern eitel Versinken, da fühlst du, daß du gehalten wirst von einer ewigen Gnade; da wirst du gewahr, daß diese Gnade noch ein Boden ist unter deinen Füßen, noch eine Mauer und Wehre um dich her, und du wirst es inne: Meine Erlösung liegt in der Hand des Herrn, sie vermögen. Alle nichts, Alle die mir gram in - nichts kann mich scheiden von der freien Liebe Gottes; mein Heil steht oben fest und wohl versichert durch den Bund ewiger Gnade.

2.

Solche lebendige Hoffnung läßt nicht zu Schanden werden, denn zu dieser Hoffnung kamen wir nicht aus uns selbst, wir die todt waren durch Uebertretung und Sünden, in welchen wir weiland gewandelt haben nach dem Laufe dieser Welt und nach dem Fürsten der in der Luft herrschet, nämlich nach dem Geiste, der zu dieser Zeit ein Werk hat in den Kindern des Unglaubens. Ach, unter diesen haben wir auch weiland unsern Wandel gehabt in den Lüsten unseres Fleisches, und thaten den Willen des Fleisches und der Vernunft, und waren auch Kinder des Zornes von Natur, gleichwie auch die Andern. Aber der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi hat uns nach seiner großen Barmherzigkeit zu dieser lebendigen Hoffnung „wiedergeboren durch die Auferstehung Jesu Christi aus Todten“; wie auch der Apostel Paulus bezeugt: „Aber Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, durch eine große Liebe damit er uns geliebet hat, da wir todt waren in den Sünden, hat er uns sammt Christo lebendig gemacht (denn aus Gnaden seid ihr selig geworden) und hat uns sammt ihm auferwecket und hat uns sammt ihm in das himmlische Wesen versetzt in Christo Jesu.“1)

So sind wir denn geboren zu einer solchen lebendigen Hoffnung, geboren aus Gott, dem lebendigen Gott, und ist diese Geburt nichts weniger als ein Neugeschaffen-sein, ein Hervorgerufen-sein aus unserm Tode der Sünden, in Christo Jesu, ein Auferweckt-sein mit Christo Jesu aus unserm Tode. Diese Geburt fand statt in der Auferstehung Jesu Christi, und die Kraft dieser Auferstehung, mit welcher Gott fortwährend wirkt, erfuhren wir, da wir zum Glauben gekommen durch die Predigt des Worts und Wirkung des Heiligen Geistes, wodurch wir am Glauben hinübergesetzt worden sind in Christum. Wie nun Christus von Todten auferweckt nicht mehr stirbt, so sterben wir auch nicht mehr, und wie sein Leben in uns die da glauben, nie aufhört, so ist auch die Hoffnung, die wir auf ihn durch die Wiedergeburt haben, eine lebendige.

3.

Und er, der uns wiedergeboren, heißt hier: „der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi“. Hier haben wir Jesum Christum als unsern Mittler, als den zweiten Adam, als unser gesegnetes Haupt, Bürgen und Stellvertreter. Als solcher hat er Gott zu seinem Gott und Vater; dieser wird ihn zu Ehren bringen, und in ihm uns, die wir nicht werth sind, daß wir Söhne heißen. Wir haben Gott als unsern Gott gänzlich drangegeben und uns den Teufel zum Vater erkoren; Jesus Christus aber hat Gott an unserer Stelle völlige Genugthuung gebracht, ihm als Gott Ehre gegeben, und seinen Vaternamen wieder verherrlicht - so hat denn Gott sich ihm verbunden, wie er gesagt: „Ich will ihm zum Vater sein, und er soll mir zum Sohne sein.“ - Und weil er nun der Gott und Vater Jesu Christi ist, und gesagt hat: „Wenn er sein Leben zum Schuldopfer wird gestellet haben, so wird er Samen haben“ - so hat Gott, getreu dem Schwur den er seinem Gesalbten gethan, uns ihm erweckt und mit ihm erweckt in seiner Auferstehung, und uns also in ihm zu Kindern und Erben angenommen, wie unser Herr an einer Stelle spricht: „Siehe, ich und die Kinder, die mir der Herr gegeben hat.“ Nach oben hin hat er uns geboren, auf daß wir mit Christo sein sollten wo er ist, und seine Herrlichkeit schauen, welche ihm der Vater gegeben.

4.

Und solches hat er gethan „nach seiner großen Barmherzigkeit“; denn wahrlich, solche Gnade, daß wir aus dem Tode unserer Sünden und aus aller Gewalt des Teufels hinweggenommen und ins ewige Leben hinübergesetzt sind und eine gewisse Hoffnung des Lebens haben - das haben wir nicht durch unser Verdienst; vielmehr haben wir Gott der Ursachen viele gegeben, daß er uns in unserm Blute hätte müssen liegen lassen - auch gab es und gibt es nach solcher Geburt aus Gott der Sünden gar zu viel, als daß wir in etwa Ansprüche auf solche Gnade haben sollten. Wo aber die Sünde viel geworden ist, da ist die Gnade in noch mächtigerer Vielheit und Fülle über uns her. Darum loben auch alle Heiligen solche Barmherzigkeit, wie es denn auch die Gemeine zu seinem Lobe bekennet: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte!“ und es in der Noth der Seele ausruft: „Sei mir gnädig, o Gott, nach der Vielheit deiner Barmherzigkeit!“ Das ist aber Barmherzigkeit: daß das trostlose Kind auf den Schooß genommen, ans Herz gelegt und also getröstet wird.

5.

Also von Gott, mit Christo in seiner Auferstehung nach Oben hin geboren, werden wir auch oben das Alles finden, was wir hier in der lebendigen Hoffnung vor uns haben. Nachdem Christus von den Todten auferwecket war, ist er gen Himmel gefahren, hat sich gesetzet zu Gottes Rechten und Alles ererbt. So Gott für uns ist, wer mag wider uns sein! Hat er den Sohn zu seinem Erbe gebracht, so auch mit ihm seinen Samen. Sind wir aus Gott geboren so sind wir Kinder, sind wir Kinder so sind wir auch Erben. Alles was rechtmäßig geboren wird, wird als Erbe geboren, hat kraft seiner Geburt Recht auf das Erbe des Vaters. Unsere Geburt ist eine Geburt aus Gnaden, eine Geburt, bei welcher wir gerechtfertiget und freigesprochen werden von unserer Geburt in Adam, nicht mehr die Verdammniß zu ererben. Es ist eine Geburt in Christo Jesu in seiner Auferstehung, um mit Christo zu erben was Christus hat, nämlich Gott und die volle Seligkeit und Herrlichkeit vor und bei Gott. Erben Gottes sind wir und Miterben Christi, so wir anders mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.

6.

Dieses Erbe, worauf Gott einem Jeglichen den er aus Glauben gerecht macht, Recht gibt in Christo Jesu, dieses Erbe wozu wir geboren wurden, das wir erwarten, nennt Petrus ein „unverderbliches, unbefleckliches und unverwelkliches“ - welches Alles uns zum Troste gesagt ist; denn daraus wissen wir, daß wir verlorne Söhne, die wir unser Erbgut in Adam durchgebracht, in Christo das verlorene Erbe wieder haben. Andrerseits muß es uns auch mit Freuden erfüllen, zu vernehmen wie unser Erbtheil beschaffen ist; denn so werden wir den Raub unserer Güter und jedes irdischen Erbtheils mit Freuden ertragen, uns auch dadurch nicht aufhalten lassen, daß uns die Welt. Alles nimmt oder daß wir in der Welt Angst haben, daß es unsern Drängern gut zu gehen scheint und die Ungerechten so viel Wohlstand haben, während wir geplagte Leute und fast Aller Fegopfer sind; denn die Welt vergeht mit ihrer Lust, und das irdische Gut kann Einen in seinem Tode nicht erretten, vielmehr muß er Alles hier lassen und nackt von hinnen gehen. Wahrlich, alles Sichtbare, es mag so fest, so dauerhaft und schön sein wie es will, es verdirbt - das himmlische Erbe bleibt. Auch ist es unbeflecklich, es ist ein gerechtes Erbgut, uns durch Christi Tod erworben, und wird von aller Befleckung der Ungerechtigkeit, wodurch alles Irdische vor Gott nicht bestehen mag, rein gehalten durch Christi Blut und Geist; - dazu ist es nicht wie alles Erbe hienieden, welches untreu seinem Besitzer hinwelkt wie eine Blume, sondern dieses Erbe ist ein Baum ewigen Lebens, welcher ewig Frucht gibt und ohne Ende blüht in aller Gottespracht.

7.

Ferner ist dieses Erbe hoch über alle Gefahr, es kann uns nie genommen werden, es ist wohl aufbewahrt in der Hand des treuen Gottes; deshalb schreibt der Apostel, „daß es für uns aufbewahret wird in den Himmeln“. Der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi ist uns gut dafür, daß wir es bekommen werden. Er wird schon dafür sorgen, daß wir es bekommen, mehr als ein liebender irdischer Vater dafür sorgt, daß das Erbe seinen Kindern gewiß sei. Wir dürfen es aber nicht in der Hand, hienieden es nicht in Besitz haben, denn so wäre es tausenden Gefahren ausgesetzt; wir selbst, wir würden es nicht bewahren können, denn Satanas ist uns zu listig; auch würden wir es wohl schnell in Sünden durchbringen und vergeuden. Darum wird es uns aufbewahrt, und zwar in der besten Bank, in dem sichersten Schrank den es gibt - in den Himmeln - das ist, bei Gott.

8.

Wenn wir nun aufmerksam und mit erleuchteten Augen betrachten, daß wir zu einem solchen Erbe geboren sind, geboren zu einer lebendigen Hoffnung auf dieses Erbe - und wir dagegen in Betracht nehmen unsere Sünden und alles Leiden, und was aus uns geworden sein würde oder was aus uns werden würde, wenn Gott nicht nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren, und uns also eine solche Hoffnung, ein solches Erbe gegeben hätte - wie können wir da anders als mit dem Apostel es ausrufen: „Gelobet“ oder „gesegnet sei Gott“ - oder: er allein sei gut geheißen, er, der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi! - Wahrlich, das Grübeln über Gutes und Böses hat wohl bald ein Ende, wenn wir erkennen, wie unsere ganze Seligkeit von und aus Gott ist, auch allein in Gottes Händen liegt - es hört wohl auf, dieses Grübeln, wenn wir anerkennen, daß wir nicht taugen, und das Alles was hienieden ist, ohne Gott nichts taugt. Ist Gott allein gut, und hat er uns zu sich gezogen aus eitel Güte: so kann es uns nicht schlecht gehen, gehe es uns auch noch so schlecht, sondern es muß uns gut gehen; denn was wir von Gott hoffen, wir, die aus Gott sind, das gibt er selbst uns zu hoffen, und das Erbe können Teufel, Welt und Tod uns nicht nehmen, weil Gott es für uns bei sich aufbewahrt, damit wir es dereinst nach dem Leiden dieser Zeit in vollen Besitz nehmen. - Dann wirds ans Licht kommen, wie arm die Welt gewesen, und wie reich und glücklich, mitten in Trübsal, das von der Welt verachtete Volk des Herrn. Amen.

1)
Eph. 2
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