Hofacker, Ludwig - Andachten über den Brief des Jakobus

Hofacker, Ludwig - Andachten über den Brief des Jakobus

Jakobus 3,9.

Durch die Zunge loben wir Gott den Vater.

Das ist der Zweck der ganzen Schöpfung, dass es den Kreaturen wohlgehe, und dass durch solches Wohlergehen der Name Gottes geheiligt und verherrlicht werde. Ist aber die ganze Natur dazu geschaffen, so ist es auch dein Leib, und ist es dein Leib, so ist auch deine Zunge, o Mensch, dir gegeben zum Preise des großen Gottes und Heilandes, damit du dich selbst zu seinem Lob ermunterst, deinen Nächsten besserst und so den großen Namen des HErrn verherrlichst. Lieber Mensch! hast du auch schon daran gedacht, dass du deine Zunge vielleicht schon zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig, sechzig Jahre zu diesem Zweck im Mund trägst? Hast du auch schon bedacht, wie wahr es ist, was jenes Lied sagt:

Welcher Mund nicht Gott verehrt,
Der ist keiner Zunge wert!

Hast du auch schon ernstlich daran gedacht, dass du als eine Kreatur Gottes schuldig und verbunden bist, wie deine übrigen Gliedmaßen, so auch vornehmlich deine Zunge zur Ehre und zum Dienst Gottes zu gebrauchen? Ach, wie blind sind wir! Wie sehr lassen wir das außer Augen, was vor den Füßen liegt, und trachten nach Dingen, die wir nicht erreichen! Wie wenig verstehen wir die Wege Gottes!

Der Apostel sagt: „durch die Zunge loben wir Gott den Vater;“ und wahrlich, das sollte ein Hauptgeschäft unserer Zunge sein, Gott, den Vater der Barmherzigkeit, den heiligen, hocherhabenen und doch so gnädigen Gott zu loben. Das ist eine große, himmlische Beschäftigung. Wenn wir in die Offenbarung Johannis hineinblicken und sehen die ersten Geister, die vor dem Throne Gottes stehen, die vier Lebendigen (Offenb. 4.), die inwendig voll Augen sind, und hineinschauen in die Tiefen der Weisheit und Majestät Gottes, was tun sie? Sie loben Gott und rufen: „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der HErr, der Allmächtige, der da ist, der da war, und der da kommt!“ Und die vierundzwanzig Ältesten, die Repräsentanten der Menschheit, was tun sie? Sie werfen ihre Kronen nieder und rufen: „HErr, du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft, denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen!“ Das Rob Gottes ist eine himmlische Beschäftigung.

Jakobus 4,7.

Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch. Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch.

Der Teufel reizt nicht allemal zu groben Sünden, Schanden und Lastern, wiewohl man auch diesfalls nicht sicher sein darf. Der Heiland nennt Joh. 16,9. den Unglauben die hauptsächlichste Sünde, denn er zählt dort als das Erste, um das der Heilige Geist die Welt strafen wird, das auf: dass sie nicht glauben an mich. Das ist also die größte Sünde, die Quelle und Wurzel aller übrigen Sünden. Darum sucht aber auch der Teufel, wenn eine Seele ihm entrinnen will oder schon entronnen ist, besonders den Unglauben in dem Herzen zu pflanzen und die einzige Stütze, die wir arme Menschen haben, unsern Glauben, uns zu entreißen. Er kann uns dabei den äußern Glauben an die Wahrheit der Bibel lassen, wiewohl er auch diesen, wenn es möglich ist, hinwegreißt, aber den innern Glauben, den Glauben, dass wir in Gott einen gnädigen Vater, in Jesu Christo einen Herrn und Erlöser und Heiland und in seinem Tod Leben und volle Gerechtigkeit haben, diesen Glauben nimmt er gar zu gerne hinweg, weil, wer in solchem Glauben steht, von ihm nicht angetastet werden kann. Da kostet es denn, wo nicht bei Allen, so doch bei Manchen einen wackeren Streit, bis eine Seele, die sich zu Gott bekehren will, durch Gottes Gnade zum Glauben, zum wahrhaftigen Glauben an Gott hindurchdringen kann. Der Teufel will solchen Glauben nicht zulassen und macht der Seele alles Mögliche vor die Augen, bis man ein Herz fasst durch Gottes Gnade und sich entschließt zu glauben, mag nun der Teufel sagen, was er will, oder bis der Heiland mit seiner lieblichen Nähe alle Zweifel hinwegräumt, dass man mit Thomas sagen muss: mein HErr und mein Gott!

Nun bitten wir den heil'gen Geist
Um den rechten Glauben allermeist,
Dass er uns behüte an unsrem Ende,
Wenn wir heimfahr'n aus diesem Elende.
Kyrie Eleison!

Du wertes Licht, gib uns deinen Schein,
Lehr' uns Jesum Christ kennen allein,
Dass wir an Ihm bleiben, den treuen Heiland,
Der uns bracht hat zum rechten Vaterland.
Kyrie Eleison!

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autoren/h/hofacker-andachten/hofacker-andachten_ueber_den_brief_des_jakobus.txt · Zuletzt geändert: von aj
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