Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das achte Capitel. Danksagung für die Bekehrung.

Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das achte Capitel. Danksagung für die Bekehrung.

Ich danke dir, mein Gott, daß du mein hartes und unbußfertiges Herz. umgewandelt, daß du mein steinernes Herz weggenommen und mir ein fleischernes Herz gegeben hast. Es war mein eigenes Werk, daß ich in die Schuld fiel; aber ich vermochte nicht aus mir selbst wieder zur Buße aufzustehen. Ich konnte durch mich abirren; aber nur durch dich konnte ich auf den Weg zurückkehren. Wie der, welcher von seiner Mutter Leibe verkrüppelt geboren wird, nicht mit natürlichen Mitteln gerade gemacht werden kann, sondern durch göttliche Kraft aufgerichtet werden muß: so war meine Seele, mit jener geistigen Verkrüppelung zur Sünde und zu irdischen Dingen geboren; daher konnte sie durch keine menschlichen Kräfte, sondern allein durch deine Gnade aufgerichtet werden, daß sie zu deiner Liebe und zum Verlangen nach himmlischen Gütern aufstand. Ich konnte mich durch mancherlei Sünden auf's Schändlichste verunstalten; aber du allein konntest mich wiederherstellen.: Wie ein Mohr seine Haut nicht wandeln kann, noch ein Parder seine Flecken, so konnte ich nicht Gutes thun, der ich dem Eifer auf's Böse ergeben war. Du, mein Gott, hast mich bekehrt, und ich bin bekehrt; nachdem ich durch dich bekehrt war, that ich Buße, und nach: dem mir's gezeigt war, schlug ich vor Schmerz auf meine Hüften. Ich war todt in Sünden, und du hast mich lebendig gemacht. So viel ein Todter zu seiner Wiedererweckung beitragen kann, so viel konnte ich auch zu meiner Bekehrung beitragen. Wenn du mich nicht gezogen hättest, so wäre ich nie zu dir gekommen; wenn du mich nicht erweckt hättest, so wäre ich nie für dich erwacht; wenn du mich nicht erleuchtet hättest, so hätte ich dich nie gesehen. Die Sünden waren mir süßer, als Honig und Honigseim; daß sie mir nun bitter und herbe sind, verdanke ich dir, der du mir einen geistigen Geschmack geschenket hast. Die Werke der Tugend waren mir bitterer, als Galle und Aloe; - daß sie mir nun angenehm und süß sind, verdanke ich dir allein, der du das verdorbene Urtheil meines Fleisches durch den Geist umgewandelt hast. Ich ging in der Irre, wie ein Schaf, das verloren gegangen ist, und wich auf den Weg der Bosheit ab; du aber, guter Hirte, hast mich wieder gesucht, und zur Heerde der Heiligen zurückgeführt. Spät erkannte ich dich, du wahres Licht; denn es war eine große und finstere Wolke vor meinen Augen, die nach dem Eiteln blickten, welche mich hinderte, daß ich das Licht der Wahrheit nicht sah. Spät erkannte ich dich, du wahres Licht, weil ich blind war, und die Blindheit liebte, und durch die Finsterniß der Sünden der Finsterniß der Hölle zuwandelte; aber du hast mich erleuchtet, und hast den gesucht, der dich nicht suchte, und den gerufen, der dir nicht rief, und den bekehrt, der sich nicht zu dir bekehrte, und hast mit allmächtig wirksamer Stimme gesprochen: Es werde Licht im Innern dieses Herzens! und es ward Licht, und ich sahe dein Licht, und erkannte meine Blindheit. Ueber jene unermeßliche Wohlthat will ich deinen Namen ewiglich preisen! Amen. Amen.

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