Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das sechste Capitel. Danksagung für die Berufung durch's Wort.

Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das sechste Capitel. Danksagung für die Berufung durch's Wort.

Dir, Herr, mein Gott, gebührt Lob, Ehre und Dank, daß du jenes väterliche Wohlgefallen. und jenen Rathschluß von unserm Heile durch die Predigt des Wortes uns offenbaren wolltest. Von Natur sind wir Finsterniß; wir sitzen in Finsterniß und am Ort der Schatten des Todes; du aber vertreibst durch das helle Licht des Evangeliums jene Finsterniß. In deinem Lichte sehen wir das Licht; das ist, im Lichte des Wortes sehen wir jenes wahrhaftige Licht, das in diese Welt kam, um alle Menschen zu erleuchten. Welchen Nutzen hätte der verborgene Schatz gewährt, und das Licht, unter dem Scheffel versteckt? Mit dankbarem Herzen preise ich daher jene große Wohlthat, daß du uns durch das Wort des Evangeliums den Schatz der Wohlthaten deines Sohnes geoffenbaret hast. Wie lieblich sind die Füße derer, die da Gutes predigen, Heil verkündigen! Diesen Frieden des Gewissens und dies Heil der Seele durch das Wort des Evangeliums verkündigest du uns noch heute, und rufst uns zum Reiche deines Sohnes. Ich war auf die Abwege der Irrthümer gerathen, als ein elendes und schwaches Schäflein; du aber hast mich durch das Wort auf den Weg zurück gerufen. Ich war verdammt und verloren; du aber bietest mir im Wort des Evangeliums die Wohlthaten Christi an; in den Wohlthaten Christi deine Gnade; in deiner Gnade die Vergebung der Sünden; in der Vergebung der Sünden die Gerechtigkeit; in der Gerechtigkeit das Leben und die ewige Seligkeit. Wer kann diese deine herzliche Barmherzigkeit mit Worten würdig preisen? Ja, wer kann die Größe und den Reichthum deiner Güte ausdenken? Das Geheimniß von unserm Heile, das von Ewigkeit her verschwiegen gewesen ist, thust du uns kund durch die Offenbarung des Evangeliums; die Gedanken des Friedens, die du vor Grundlegung der Welt über uns hattest, enthüllest du uns durch die Predigt des Wortes, das unsern Füßen eine Leuchte zum ewigen Lichte ist, während sie durch dieses dunkle Thal wallen. Was hätte es uns genützt, geboren zu werden, wenn du uns nicht durch Christum befreit hättest, da wir durch die Sünde gefangen waren? Was hätte es uns genügt, erlöst zu werden, wenn du uns nicht diese unermeßliche Wohlthat der Erlösung durch das Wort verkündiget hättest? Du reckest deine Hände den ganzen Tag zu uns aus; du klopfest täglich an die Thüre unsers Herzens, und rufst uns Alle durch dein Wort zu dir, gütigster Herr! Wie viele Millionen Menschen leben in der Blindheit und den Irrthümern des Heidenthums, denen kein solches Licht eines himmlischen Wortes erschienen ist, wie uns höchst Undankbaren deine Güte gestattet hat! Ach wie oft verdienen wir durch unsere Geringschätzung und Undankbarkeit, daß du den Leuchter des Wortes von uns wegnehmest; du aber bist langmüthig, und übersiehest unsere Sünden, und bewahrst uns noch jene heiligste Beilage des Wortes, den kostbarsten Schatz, aus unaussprechlicher Barmherzigkeit. Für diese Wohlthat sagen wir dir ewiglich. Dank, und bitten dich demüthig, du wollest uns denselben ferner erhalten! Amen.

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