Augustinus, Aurelius - Manuale - XXIII. Christi Leiden ist unser Hoffen.

Augustinus, Aurelius - Manuale - XXIII. Christi Leiden ist unser Hoffen.

Ich habe schwer gesündigt und bin mir vieler Missetat bewusst. Dennoch verzweifle ich nicht, denn wo die Sünde ist mächtig worden, da ist die Gnade noch viel mächtiger worden. Wer an der Vergebung seiner Sünden verzweifelt, der leugnet, dass GOtt barmherzig sei. Der tut GOtte ein groß Unrecht, der in Seine Barmherzigkeit Misstrauen setzt. An seinem Teile leugnet er GOttes Vollkommenheiten, Seine Liebe, Seine Wahrheit, Seine Macht, darauf all mein Hoffen beruht; denn in der Liebe ruht die Kindschaft, in der Wahrheit die Verheißung und in der Macht die Versöhnung. Nun mag mein törichter Kopf immerhin nach Belieben murren und sagen: Ei, wer bist du denn, und wie groß ist jene Herrlichkeit!? Mit welchen Verdiensten hoffst du sie denn zu erlangen?! Da will ich getrost antworten: Ich weiß, an wen ich glaube! Denn in überschwänglicher Liebe hat Er mich zu seinem Kind angenommen; treu und wahrhaftig ist Er in Seiner Verheißung; groß von Rat und mächtig von Tat ist Er.

So kann mich denn die Menge meiner Sünden nicht erschrecken, wenn ich an den Tod des HErrn wieder gedenke; denn meine Sünden können den Schrecken nicht überwinden. Die Nägel und der Speer rufen mir zu, dass ich Christo wahrhaft versöhnt sei, wenn ich nur lieben werde. Longinus, der Kriegsknecht, hat mir die Seite Christi geöffnet mit dem Speer. Da bin ich eingegangen und habe da meine sichere Ruhe gefunden. Wer fürchtet, der fange an zu lieben; denn die Liebe treibt die Furcht aus. Keine Arznei ist so kräftig und wirksam gegen die unkeuschen Begierden als der Tod meines Erlösers. Er breitet seine Arme aus am Kreuz und hält seine Hände ausgespannt, bereit die Sünder herzlich zu umfahen. Zwischen den Armen meines Seligmachers will ich leben, und darin wünsche ich zu sterben. Da will ich getrost singen: „Ich preise Dich, HErr, denn Du hast mich erhöht, und lässt meine Feinde sich nicht über mich freuen!“ Unser HEiland hat sein Haupt im Tod geneigt, dass Er Seinen Geliebten den Kuss darreiche. So oft aber küssen wir GOtt, als unser Herz von Seiner Liebe durchstochen wird! Amen.

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