Amsdorff, Nikolaus von - Widder die Widderteuffer/zu Münster/ vnd sunst allenthalben.
- Die Tauffe Christi ist nichts anders den das man aus Christus befehl ein menschen im namen des Vaters/ des Sons vnd des heiligen Geists/ ins wasser taucht/ mit wasser begeusst/ aber mit wasser wesschet.
- Vnd wenn der getauffte/ gleich nicht gleubte/ so wers doch eine rechte Tauffe/ Christi.
- Denn die art/ natur vnd das wesen der Tauff/ ist auff Christus wort/ gebot vnd befehl/ nicht auff des getauffen glaube gegründet.
- Wenn die Tauffe auff des getaufften glaub gegründet/ vnd gebawet wehr/ so wehr niemand gewis/ ob ehr (wens gleich ein Alter ist) recht getaufft were.
- Die weil der Teufer nicht kan gewis sein/ ob der getauffte/ ein rechten glauben habe oder nicht.
- Des gleichen ist auch die Tauffe ist nicht gebawet/ noch gegründet/ auff des Teuffers glaube.
- Sunst Wüste niemand/ ob er recht getaufft were die weil er nicht wissen kan/ ob sein Teuffer recht gegleubet hat.
- Derhalben wenn einer gleich von einem sünder/ odder sünderin getaufft wird/ so ist er warhafftig getaufft/ vnd sol nicht wider getaufft werden.
- Es ist genug/ das der Teuffer zum ampt vnnd dienst Christi/ beruffen ist.
- Das selbige ampt vnd nicht sein glaube gibt jm gewalt vnnd macht/ das er Teuffen mag/ wehr zu ihm kompt.
- Des gleichen die not/ macht ein ytzlich weib/ so für ein Christin gehalten wird/ zu einer Teufferin Christi.
- Darumb ists gar nerrisch/ vnd darzu vngötlich/ das die Widderteuffer sagen/ man müsse einen menschen noch eins Teuffen.
- Damit machen sie vns die Tauff/ gantz vnd gar vngewis/ das widder der Teuffer nach der getauffte/ wissen kan/ ob die Tauffe recht sey/ wenn einer gleich viermal getaufft würde.
- Auch die zu Münster/können recht wissen/ vnd Hermannus Rotmann selbst nicht/ wehr nicht getaufft sey.
- Denn (das weis ich fürwar) sie können nicht wissen/ wehr recht gleubt/ odder nicht gleubt.
- Sie bleiben allzeit der sachen vngewis vnd müssen der getaufften worten glauben.
- Nu sol man keinem menschen gleuben/ nach getrawen/ wie geschrieben stehet/ verfluchet sey der einem menschen gleubt.
- Darumb sol die Tauff/ auff des Teuffers glaube/ nicht gegründet werden.
- Viel weniger aber auff sein bekentnis auff das der Teuffer nicht betrogen werde.
- Besonder aus Christus wort/ gebet vnd befele sol man Teuffen/ vnd des getaufften glauben Gott befehelen.
- Die wort Christi liegen nicht/ betriegen vns nicht/ machen vns sicher vnd gewis/ das die Tauffe recht sey/ es stehe vmb den getaufften/ wie es wölle.
- Menschen aber liegen vnd triegen/ vnd können feilen/ darumb machen sie den Teuffer nur vngewis wenn ehr die Tauffe auff menschen wort vnd bekentnis/ setzt vnd bawet.
- Darus folgt vnwiddersprechlich/ das die tauffe vor sich selbst recht ist/ auch on den glauben des tauffers vnd getaufften.
- ABer dem getaufften/ ist der glaub von nötten/ sol die tauffe inn jm durch yhre krafft/ jr eygen werck wircken.
- Dan an den glauben/ kan die tauffe zu yhrem werck vnd wirckung/ nicht komen.
- Wiewol sie jre krafft/ von Gots ordenung vnd befehl hat nicht vom glauben der getaufften.
- Doch wird sie durch des getaufften vnglauben verhindert/ das sie yhre krafft/ inn dem selben nicht gebrauchen kan.
- Der Tauffe werck aber ist/ das sie das hertze rein wasche/ wasche von allen sunden.
- Das kan sie nicht thun/ denn durch den glauben des/ der getaufft wird.
- Den alten aber so sich stellen ob sie gleubten/ kan sie yhr sunde nicht vergeben.
- Sie sind aber gleich wol/ warhafftig getaufft/ vnd man sol/ noch kan sie nicht widder teuffen.
- Wiewol die Tauffe inn den selben/ vmb yhres vnglaubens willen/ nichts wircken kan.
- Sunst must man die alten auch/ widder Teuffen die ynn yhrer Tauffe nicht gegleubt hetten.
- Wie yhr ytzt den viel/ nicht alleine zu Münster vnd sonst on glauben getaufft werden.
- Denn es ist nit müglich/ das inn einem solchen grossen hauffen/ solten alle recht gleubig sein.
- Es ist alle zeit der kleinste hauffe/ vnd das wenigeste teil/ auch zu Christus zeiten/ gleubig gewesen.
- Darumb/ wenn die Widderteuffer zu Münster vnd anders wo recht hetten so müsten sie den meherer teil/ zum dritten vnd vierden mal Widderteuffen.
- Es leid nicht dran/ das sie sich geistlich stellen vnd von Christo viel reden können/ der Teuffel kan sich auch geistlich stellen vnd von Christo viel predigen/ vnd viel besser/ denn die zu Münster.
- Daraus schleust sichs/ das man niemand sol widder Teuffen/ sonder ob yemand jnn seiner Tauffe/ nicht recht gleubt hette/ so gleub ehr noch.
- Man darff ein solchen/ nicht widder zum wasser füren/ sonder zum wort/ zur predigt/ auff das ehr gleubig werde.
- So kumpt die Tauffe zu yhrer krafft/ vnd wirckt yhr werck/ nemlich vergebung der sunde/ ob sie gleich verlangst geschehen ist.
- Die Tauffe hat yhr wirckung/ vom glauben des getaufften.
- Die weil denn der getauffte/ nach seiner Tauffe anhebt zu gleuben/ so ist die geschehene Tauffe jm nützlich vnd seliglich.
- Darumb ists vnrecht vngötlich/ zu grosser schmahe vnd schande Christi vnd seiner Tauff/ das man die leute widder Teufft.
- Nach dem die Tauff/ auf Christus wort/ gebot vnd befehel gegründet vnd gebawet ist.
- HIr aus folgt weiter/ das man die kinder keinem weg/ wenn sie alt werden/ widder Teuffen sol.
- Wenn sie auch gleich nicht gleubten/ als doch nicht ist/ so sol man sie doch nicht widder Teuffen.
- Es were genug/ das sie zu jrer zeit geleubten/ wie oben von den alten angezeigt ist.
- Nu wir aber gewis vnd sicher sind/ das die kinder gleuben/ so ists gar nicht von nöten/ das man sie widder Teuffe.
- Vnnd ob sie nicht durchs gehör/ wie die alten gleuben/ so gleuben sie doch auff ein ander weise/ so Gott wol bekant ist.
- Denn Christus spricht/ solcher ist das reich der himel/ welchs ni9emand sein kan/ denn des der gleubt.
- Mit dem wort/ das Christus selbst spricht/ schleust ehr die kinder nicht aus/ sonder meint eben die selbigen.
- So das himelreich der ist die solche seind/ wie die kinder/ viel mehr ist es der kinder selbst.
- Wie im text klar folgt/ Christus legte die hende auff sie vnd segente sie/ nichht eusserlich am leibe/ wie die Pfaffen geweihet werden/ sonder jnnerlich im geist vnd gewissen.
- Auff das sie warhafftig an der seele/ für Gott/ nicht inn heuchley fur den leuten/ gesegent seind.
- Dieweil nu kinder/ des segens vnd der benedeiung/ so die Tauff gibt/ fehig sind warumb solt man sie nicht Tauffen?
- Seint sie gesegnet vnd gebenedeiet von Christo so ist das himelreich yhr.
- Ist das himelreich yhr/ so müssen sie gewislich gleuben/ denn on glauben kan niemand ein kind/ des himelreichs sein.
- Hat doch Johannes in mutter leibe gegleubt/ warumb solt man denn vnsern kindern/ so Christus hat zu yhm heissen bringen/ den glauben nemen?
- Daraus schleust sich gewis/ das ein ander weise sey/ zu gleuben/ denn durchs gehör/ wie der heilige Johannes gegleubt hat.
- Darumb kan man des halben/ das die kinder nicht hören das wort/ den glauben nicht nemen/ vnnd wenn Rotman noch so böse were.
- Darumb sol man die kinder Teuffen/ vnnd die getaufften inn keinem weg widder Teuffen.
- Man mus das wort Christi/ lasset die kinder zu mir komen/ nicht so verachten wie die zu Münster thun.
- Es heist/ las sie zu mir komen/ nicht allein leiblich/ do er lebte auff erden/ sonder geistlich zu seinem Sacrament.
- Das zeigt an das werck Christi/ das er sie segnet vnd benedeyet/ vnd eben mit dem segen/ den die Tauff gibt.
- Es ist sunst kein ander segen Christi/ denn der einige/ do mit ehr vns von sünden reiniget/ vnd kinder des Reichs machet.
- Derhalben schlissen die wort vnnd geschichte Christi gewaltiglich/ das man die kinder teuffen sol.
- Denn ehr spricht/ lasset sie zu mir komen/ vnd segent sie/ welchs er auch noch thut/ durch seine heilige tauffe.
- Was kund doch greulichers/ widder Gott vnd seine barmhertzigkeit gesagt odder erdacht werden/ denn die Tauffe aus seinem wort/ gepot vnd befehel gethan/ vorwerffen.
- Vnd das aus keiner andern vrsache/ denn das der getauffte/ nicht hat einen rechten glauben gehabt.
- Gleich ob Gots werck vnnd Sacrament/ auff menschen glauben gebawet vnd gegründet were.
- O des Sacraments/ das auff sandt/ das ist auff menschen thun/ gebawet ist.
- Das selbe were eben so gewis/ als der grund/ das ist gar vngewis/ das niemand wüste/ wenn wir Sacrament hetten odder nicht hetten.
- Menschen vnglaub vnnd bosheit/ hebt Gots werck vnnd Sacrament auff sein vnbeweglich vestes wort gegründet/ nicht auff.
- Ja der misbrauch/ bestetiget es viel meher/ die weil man sich daran versündiget.
- Gleich wie bey den vngleubigen/ das Euangelium ein recht/ warhafftig Euangelium bleibt/ vnd nicht vmb yhres vnglaubens willen/ falsch odder vnrecht wird.
- Also bleibt die Tauffe warhafftig/ eine rechte ware Tauffe/ wird nicht falsch/ noch vnrecht/ vmb des getaufften vnglaube wille.
- Wie keme Gott dazu/ das sein ordnung gebot vnd befehel/ solten vmb vnser bosheit willen/ gebfrochen odder verandert werden?
- So ist die Tauff ye Gots ordnung vnd befehel darumb kan sie nicht durch vnser bosheit verhindert werden.
- Ob wol yhre krafft vnd wirckung/ durch des getauften vnglauben vorhindert wird/ so bleib sie doch inn yhrer natur vnnd wesen/ rechtschaffen vnnd warhafftig.
- Darum bleibt auch jnn sich vest vnd gewis/ ein ytzliche ordnung Christi/ wenn gleich niemand auff erden gleubet.
- Derhalben wehr ein mahl getaufft ist/ den sol man jnn keinem weg widder Teuffen.
Widder die Widder teuffer vnd Sacramentirer/ Etliche sprüche oder schlussrede.
Niclas Amsdorff
Magdeburg.
M.D.XXXV.