Textor, Gustav Adolph - Am Epiphanias-Feste.

O König aller Ehren,
Herr Jesu, David's Sohn!
Dein Reich soll ewig währen,
Im Himmel ist dein Thron;
Hilf, dass allhier auf Erden
Den Menschen weit und breit
Dein Reich bekannt mag werden'
Zur ew'gen Seligkeit.

Du wollst in mir entzünden
Dein Wort, den schönen Stern;
Lass falsche Lehr' und Sünden
Sein von mein'm Herzen fern.
Hilf, dass ich dich erkenne,
Und mit der Christenheit
Dich meinen König nenne
Jetzt und in Ewigkeit.

Amen!

Geliebte Christen! Es begab sich eines Tages, da Jesus auf Erden wandelte und ihm viel Volks anhing, dass er in ernsthaften, dringenden Worten zu erkennen gab, wie kein Mensch aus eigener Kraft zu ihm kommen und an ihn glauben könne; dass er in tiefen, geheimnisvollen Worten davon redete, wie die innigste Gemeinschaft mit ihm zum ewigen Leben notwendig sei. Da litten nun Viele, die den Schein des Glaubens hatten, Schiffbruch, denn ihr Glaube hielt sich nur an das, was sie sahen, an die Zeichen und Wunder, die er tat. Der rechte Glaube aber ergreift auch das, was er nicht sieht, mit zweifelloser Gewissheit. Da erzählt Johannes Kap. 6, 66 f.: „Von dem an gingen seiner Jünger Viele hinter sich, und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ - Diese Antwort ist einem jeden treuen Jünger Jesu Christi aus der Seele geredet.

„Wohin sollen wir gehen?“ Hat er, von dem aller Weisheit und aller Seligkeit Fülle ausströmt, uns einmal an sein Joch gebunden, haben wir den Ruf „Folge mir nach!“ einmal aus seinem Mund gehört, haben wir das Wort, dessen Kraft und Seligkeit ich nicht zu beschreiben weiß, einmal aus seinem Mund gehört: „Sei getrost, deine Sünden sind dir vergeben,“ so kann uns Alles, was Himmel und Erde umschließt, ohne ihn nur als eine weite, wilde Wüste erscheinen. Was könnte uns denn diese ganze, weite, arme Welt noch bieten ohne den, der uns zur Erlösung von Gott gegeben ist? Wenn einer von den Seligen im Himmelreich gefragt würde, ob er auch wieder zurückwollte auf die Erde in das Leben, ob er noch einmal wollte Fremdling und Pilgrim sein, und durch so viel Kampf und Sorge, durch so viel Tränen und Zagen, durch so viel Prüfung und Herzeleid seine Pilgerfahrt halten nach dem bessern Vaterland? gewiss er würde nicht lange wählen, sondern da bleiben, wo Friede, Erlösung und Seligkeit ist. Wie müsste einem Menschen sein, der einmal schon die Freuden jener Herrlichkeit geschmeckt hätte, und sollte wieder hinein in dieses Jammertal? - Der Schmerz würde ihn in Kurzem verzehren: Ähnlich aber, als dies, däucht uns der Gedanke, wenn eine Seele, die Jesum einmal erkannt und gefunden hat, wieder von ihm sollte? Gefängnis, Elend, Hunger, Not oder Tod sind ja nichts gegen diese Trennung. Wenn eine Macht in der Tiefe oder Höhe im Stande wäre, uns den Glauben an den Heiland der Welt wieder aus dem Herzen zu reißen, so müssten wir, wie Hiob, die Stunde verfluchen, da wir geboren wären, und wüsste ich nicht, welche Höllenpein noch größer sein könnte, als die. - Wo sollten wir hingehen, nachdem wir einmal geglaubt und erkannt haben, dass er Christus ist, der Sohn des lebendigen Gottes. „Es ist in keinem Andern Heil,“ diese Worte stehen durch Gottes Gnade in dem Herzen des aufrichtigen Christen fester als Himmel und Erde.

Mit diesen Gedanken lasst uns an die Betrachtung der heutigen Epistel gehen, und unsern Blick von uns auf Alle richten, welche in dem gleichen Tod der Sünden gefangen liegen, und für welche auch in keinem Andern Heil ist; zuvörderst aber uns den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebet.

Epistel: Jesaias 60,1- 6.
Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich, und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Heiden werden in deinem Licht wandeln, und die Könige im Glanz, der über dir aufgeht. Hebe deine Augen auf, und siehe umher: diese alle versammelt kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen, und deine Töchter zur Seite erzogen werden. Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehrt, und die Macht der Heiden zu dir kommt. Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die Läufer aus Midian und Epha. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des Herrn Lob verkündigen.

Diese wunderbaren Worte kommen zu uns aus der grauen Vorzeit herüber und sind dem Propheten von dem Geist gegeben, der alle Dinge erforscht, sie sagen uns, dass nur Ein Heil und Eine Erlösung für die Völker der Erde ist, und dem wollen wir unter Gottes Beistand nachdenken.

Zuerst wollen wir uns aus Gottes Wort wiederum deutlich und gewiss machen, dass es so ist.

„Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker“ Das menschliche Herz ist in allen fünf Weltteilen, dazu auf den Inseln der fernsten Meere dasselbige trotzige und verzagte Ding, als bei uns. Es ist auf gleiche Weise dem Guten abgeneigt und zu dem Bösen hingeneigt, als bei uns. Der menschliche Verstand ist an allen Enden der Erde mit derselben Finsternis umhüllt, und vernimmt nichts vom Geist Gottes, wie bei uns. Denn wie von Einem Blut aller Menschen Geschlechter herkommen, so ist auch die Sünde von dem Einen zu Allen hindurchgedrungen. So weit Menschen wohnen, gilt das Wort: „Es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder, und mangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollten. Gott hat es Alles beschlossen unter den Unglauben, auf dass er sich Aller erbarme.“ - „Finsternis bedeckt das Erdreich, und Dunkel die Völker.“

Wir können uns das kaum noch, und zum Teil gar nicht mehr vorstellen, was wir sein würden, wenn wir das Evangelium von Christo nicht hätten. Der allerroheste Mensch unter uns ist doch nicht ganz unberührt geblieben von der Kraft dieses Lichtes, es liegt, wie ein starker Riegel vor den Ausbrüchen vieler Sünden, und wir würden ganz andere Dinge erleben, wenn Gottes Gesetz und Evangelium nicht durch ihre göttliche Kraft steuerten und wehrten. „Finsternis bedeckt das Erdreich,“ denn „da ist nicht, der Gutes tue, oder nach Gott frage, auch nicht Einer: sie sind allesamt abgewichen und untüchtig geworden, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert.“ Die Macht dieser Finsternis, wie tief, wie groß sie ist, ersieht man am deutlichsten daran; wenn einem Volk, einer Stadt, oder einem Dorf das teure Evangelium von Christo noch so viel und noch so dringend verkündigt wird, ich sage, das teure Evangelium, die wunderbare Gnade Gottes in Christo, welche Predigt nicht von Menschen ist, sondern von Gott, das Wort, welches göttliche Kraft und göttliche Weisheit in sich schließt, wenn es also noch so viel und noch so dringend gepredigt wird; wie so Wenige lassen sich rufen, lassen sich helfen von ihrem Elend! wie so Viele gehen kalt vorüber, wie so Manche verspotten und verachten es wohl gar. Wie ist es doch möglich, dieses Wort Gottes, welches bald wie die Donner des Sinai, bald wie der Tau der Morgenröte, schrecklich und mild. Alles durchdringend und Alles belebend, sich als Gottes Wort erweist, zu verachten, wohl gar zu verspotten? Welch' eine Finsternis muss das sein, welche sich gegen ein solches Licht verschließen kann? Und wir dürfen die Macht dieser Finsternis so weit weg nicht einmal suchen. Wenn wir an uns selbst betrachten die mannigfaltige und große Gnade Gottes, welche wir erfahren, und dagegen die geringe Treue, dass mannigfaltige Irren und Fehlen, die häufige Unlust des Herzens, womit wir seinen Willen tun; so müssen wir eingestehen, es muss eine große Finsternis unsrer Herzen sein, welche auch dieser großen, göttlichen Gnade immer noch widersteht in uns, welche uns täglich zum Bösen locken und reizen kann. - Wo nun die Macht dieser Finsternis sich ungehindert entwickeln kann, wo Gottes Gesetz und Evangelium nicht steuert und wehrt, da gerät auch das menschliche Herz in solche schrecklichen Gräuel und Sünden, dass man sie nicht einmal auszusprechen wagt, da bedeckt Dunkel die Völker. Das ist zwar allenthalben so in denen, die der Wahrheit nicht gehorchen; aber ganz besonders in denen, welche die Wahrheit auch nicht einmal gehört haben, in den Heiden. Da machen sie zu ihres Herzens Lust Alles, was wider Gottes Gebot ist und nicht genug, dass sie alle Sünden ohne Scheu tun, sie machen auch noch aus den allerverwerflichsten Sünden, aus Mord und allerlei Unzucht einen Gottesdienst, und meinen sich das Wohlgefallen ihrer Götzen dadurch zu erwerben. Siehe, mein Christ, das ist dein Herz dessen du dich wohl mitunter rühmst; und was du anders bist, das ist die Kraft der Gnade Gottes in Christo Jesu.

Für dies ganze unermessliche Elend der Völker hat Gott von Ewigkeit her Ein Heilmittel ersehen, die Sendung seines eingebornen Sohnes, Jesu Christi, des Herrn. Wie durch Einen Menschen die Sünde, der Tod und die Verdammnis über Alle gekommen ist, so sollte auch durch Einen Menschen die Gnade, das Leben und die Gerechtigkeit für Alle erworben werden, auf dass Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Und dieser Eine Erretter ist in Juda's Volk erschienen, von Zion ist sein Heil ausgegangen. Darum spricht der Herr zu Zion: „Aber über dir gehet auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheinet über dir.“ Von Zion sollte dieses Heil ausgehen, und sich über alle Völker erstrecken, darum spricht er: „Und die Heiden werden in deinem Licht wandeln, und die Könige im Glanz, der über dir aufgeht. Hebe deine Augen auf, und siehe umher, diese Alle versammelt kommen zu dir. Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehrt, und die Macht der Heiden zu dir kommt.“ - Wir sagen nun, Gott hat von Anbeginn nur Ein Heil und Eine Erlösung für die sündige Menschheit verheißen und bereitet, diese ist erschienen in Christo Jesu; sie soll nach Gottes Absicht für alle Völker der Erde sein, und es ist in keinem andern Heil. -

Als Abraham Verheißung empfing von der zukünftigen Gnade, da hießen die Worte: „Durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“ Als David seine Psalmen sang durch den Geist Gottes, da hieß es (Ps. 86,9): „Alle Heiden, die Du gemacht hast, werden kommen, und vor Dir anbeten, Herr, und Deinen Namen ehren.“ - Salomo rief im 72. Psalm von dem König, den Gott senden würde, aus: „Zu seinen Zeiten wird blühen der Gerechte, und großer Friede, bis dass der Mond nimmer (nicht mehr) sei. Er wird herrschen von Einem Meer bis an's Andere, und von dem Wasser an, bis zur Welt Ende. Vor ihm werden sich neigen, die in der Wüste, und seine Feinde werden Staub lecken. Die Könige am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen; die Könige aus Reich Arabien und Seba werden Gaben zuführen. Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen. Denn er wird den Armen erretten, der da schreit und den Elenden, der keinen Helfer hat.“ Und weiterhin heißt es von ihm: „Man wird immerdar vor ihm beten, täglich wird man ihn loben. Sein Name wird ewiglich bleiben, so lange die Sonne währet, wird sein Name auf die Nachkommen reichen, und werden durch denselben gesegnet sein; alle Heiden werden ihn preisen.“

Als der Prophet Jesaias von dem Herrn Offenbarung empfing, verkündete er an einem Orte von dem Gesalbten des Herrn: „Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat, dass ich soll Jakob zu ihm bekehren, auf dass Israel nicht weggerafft werde. Er spricht: es ist ein Geringes, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten, und das Verwahrloste in Israel wieder zu bringen; sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an der Welt Ende.“ -

Als nun der erwählte Helfer, der eingeborene Gottessohn in die Welt eintrat, kündigte ihn der Engel sogleich an, nicht bloß als den Heiland Israels, sondern als die Freude, welche allem Volke widerfahren sollte. Während seiner Niedrigkeit auf Erden war er zwar nur zu den verlorenen Schafen vom Haus Israel gesandt; aber auf seinem Herzen trug er alle Geschlechter auf Erden. Wenn er einem gläubigen Heiden Hülfe brachte, und dagegen zu den ungläubigen Juden sprach: „Ich sage euch: Viele werden kommen vom Morgen und Abend, und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen, aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in die äußerste Finsternis hinaus,“ - so reichte sein Blick weit über die Grenzen des jüdischen Volkes hinaus. Wenn er ausrief (Joh. 16): „Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall, und dieselbigen muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und wird Eine Herde und Ein Hirte werden“ - so umfasste sein Herz Alles, was Mensch heißt und zum ewigen Leben geschickt werden kann durch die neue Geburt. - In diesem Sinne legte er seinen Jüngern die Schrift aus, und sprach: „Also ist es geschrieben, und also musste Christus leiden, und auferstehen von den Toten am dritten Tag, und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völker, und anheben zu Jerusalem.“ In gleichem Sinne tat er seinen Jüngern zuletzt Befehl, und sprach: „Geht hin, und lehrt alle Völker, und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“ - Daher konnte denn Petrus mit Zuversicht predigen und sagen: „Es ist in keinem Andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden.“ Daher konnte Johannes mit Gewissheit schreiben: „Derselbige ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unsere, sondern auch für der ganzen Welt.“ Daher konnte Paulus mit Gewissheit sagen: „Es ist das Wohlgefallen gewesen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte, und Alles durch ihn versöhnt würde zu ihm selbst, es sei auf Erden, oder im Himmel, damit dass er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuz.“ - Da stehen wir denn auf festem Grunde, wenn wir sagen: Es ist nur Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen und außer ihm ist kein Heil, „wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes.“

Ist dies aber gewiss, wie es denn gewiss ist, so kann ein Christ, der etwas mehr vom Christentum hat, als den Namen, nicht anders als mit innigster Sehnsucht darauf hinsehen, dass doch Christus allen armen Heiden, und denen vom Hause Israel, Allen die nah und fern sind, möge offenbar werden. Hin sind nun schon 18 Jahrhunderte, seit dem Jesus sein Werk vollendet, und Befehl gegeben hat, das Evangelium aller Kreatur zu predigen, und noch liegen wohl mehr denn drei Vierteile der Menschheit in des Satans Ketten. Hin sind 18 Jahrhunderte, und hin ist hin, der Feind spottet unser, und die Hölle wird nicht satt! Die armen Heiden schmachten entweder, ringen und verzweifeln, oder laufen auch blindlings dem ewigen Tod in die Arme. Ohne Hoffnung sind sie in der Welt, und das Wort, welches wir so leicht hinhören, oder lesen, schließt doch eine halbe Hölle in sich; denn die Hoffnung ist gerade die wunderbare Kraft, welche dem Christen die Bitterkeit alles Kreuzes und zuletzt des Todes vertreibt. Und dieses Fünklein aus Gott, das in dem Herzen glimmt, und es erwärmt mitten in dieser kalten und toten Welt, das fehlt den Heiden. Fühlen sie diesen Mangel, so sind sie elend, fühlen sie ihn nicht, so sind sie auch elend, und das sind unsere Brüder. Über sie ruft der Apostel Paulus die Mark und Bein durch dringenden Worte aus: „Welche ohne Gesetz gesündigt haben, die werden auch ohne Gesetz verloren werden.“ Und zu uns gewendet, spricht er: „Wie sollen sie aber anrufen, an den sie nicht glauben? wie sollen sie aber glauben, von dem sie nichts gehört haben?“ - Meine teuren Brüder, wenn wir die Gewissheit des göttlichen Wortes, und dass nur in dem Glauben an Jesum Christum wahrhaftiges und alleiniges Heil ist, ansehen, und dagegen die Menge des Unglaubens und Gewalt der Finsternis ansehen, wie sie teils ganze Völker, Mann für Mann, bedeckt, teils allenthalben mitten in der Christenheit die größte Menge gefangen hält; so wird unser Herz so voll Schrecken und Zagen, dass wir nicht wissen, wohin sich unsre Augen wenden, und wo wir Trost finden sollen. Es ist ja doch gewiss, dass der Tag des Herrn kommt, dass er den Erdkreis richten wird mit Gerechtigkeit, und wer wird bestehen vor ihm, wenn er erscheinen wird? -

Was soll ich euch nun für Freude predigen, da es vielmehr eine Zeit des Weinens und des Herzeleids sein mag. Unser Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn ist über uns aufgegangen; „aber,“ sagt Johannis, „das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis haben es nicht begriffen.“ - Wie der Herr selbst sagte: „Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, dass er auch werde Glauben finden auf Erden?“ so steht es nun: des Menschen Sohn ist gekommen, und seine Herrlichkeit hat er offenbart; aber Glauben? Glauben? der ist wie ein Fremdling im Lande. - „O mache dich auf,“ du Volk, das des Herrn Namen trägt, „werde Licht,“ du teuer erkauftes Erbe! Siehe ein Fels steht noch, ein Fels des Heiles allen elenden Seelen, Jesus Christus lebt noch. Ein Stern leuchtet noch, der Stern aus Jakob, der Morgenstern eines besseren Tages, Jesus Christus, der unsre Hoffnung und Gerechtigkeit ist.

Ein Held streitet noch, der Held aus Juda, dem die Völker anhangen sollen, Jesus Christus, die Kraft aller zerbrochenen Herzen. Ein König regiert noch vom Aufgang bis zum Niedergang, der seine Ehre nicht wird zu Schanden werden lassen, das ist Jesus Christus, zur Rechten Gottes erhöht. Ein Wort steht noch, das ist gewiss und köstlich, dass Alle, die auf ihn trauen werden, nicht zu Schanden werden. Denn er ist Gott über Alles, hochgelobet in Ewigkeit. Amen! -

Sei hochgelobt und gepriesen, Du König der Ehren, Jesu Christ! dass Du zu uns gekommen bist, ein Gerechter und ein Helfer, und hast uns Dein Licht und Deine Gnade geoffenbart. Du hast unsere Seelen aus schweren Ketten erlöst, und unseren Augen Licht gegeben, den Weg des Lebens zu erkennen. Was wären wir ohne Dich, Du Herzog der Seligkeit? Wir waren die Elendesten unter allen Kreaturen, lebendig tot, und hingegeben in die Gewalt des Teufels. Nun aber hast Du unsern Mund fröhlich gemacht, dass wir sagen dürfen: Mein Fels und meine Burg, mein Gott, auf den ich traue. O stärke uns täglich, dass wir doch nicht weichen von Dir, sondern unser ganzes Herz immer fester und aufrichtiger zu Dir wenden, dass wir das Volk Deines Eigentums sein, und Deinen Namen an unserer Stirn tragen mögen, dazu auch den neuen Namen in unseren Herzen, den Niemand kennt, als der ihn empfängt. Amen! -