Schopf, Otto - In froher Stunde.

Kommt mir eine frohe Stunde, -
Sollt’ ich trübe blicken drein?
Sollt’ ich nicht mit Herz und Munde
Freuen mich im Sonnenschein?

Frühlingsfreudig wogt’s im Blute,
Heller scheint mir heut der Tag,
Und mir ist so froh zu Mute, -
Was das wohl bedeuten mag?

Kehrt der Frühling nochmals wieder,
Und mit seiner Pracht der Mai?
Hör ich nochmals Frühlingslieder,
Goldne Lebensmelodei?

Alles, was an Sorg und Schmerzen,
Schuld und Leid mich hart bedrückt,
Scheint – o Wunder – meinem Herzen
Mehr als himmelweit entrückt.

Goldner, froher Hoffnungsschimmer,
Jugendmut und Jugendlust,
Ach, entwichet ihr doch nimmer
Meiner freudig-durchwogten Brust!

Gott im Himmel, blick hernieder
Gnadenvoll aus heil’gen Höhn,
Wollst vernehmen meine Lieder
Und erhören all mein Flehn!

Sprich dein göttliches „Es werde!“
Ueber meinem Leben aus,
Daß ich, los vom Staub der Erde,
Fest besteh’ im Sturmgebraus!

Daß ich als ein treuer Streiter
Dir allein gebunden sei;
Aber als ein Gottgeweihter
Von der Erde Banden frei!

Und was du an Lust und Wehe,
Leid und Liebe mir gesandt:
Ziehe mehr mich nur zur Höhe,
Näher nur zum Vaterland!