Oekolampad, Johannes - Die offene Schuld

Himmlischer Vater, ewiger und barmherziger Gott, wir erkennen und bekennen vor deiner göttlichen Majestät, daß wir arme, elende Sünder sind, empfangen und geboren in der Verderbniß, geneigt zu allem Bösen, untüchtig ohne dich1) zum Guten, und daß wir deine heiligen Gebote täglich und mannigfaltig übertreten2), dadurch wir deinen Zorn wider uns reizen und nach deinem gerechten Urtheil auf uns laden den Tod und das Verderben. Aber, o Herr, wir tragen Reu' und Leid, daß wir dich erzürnet haben, und verklagen uns unsre Sünden, und begehren, daß deine Gnade zu Hülfe komme unserm Elend und Jammer. Wollest dich derhalben über uns erbarmen, o allergütigster Gott und Vater, und uns verzeihen alle unsere Sünden, durch das heilige Leiden deines lieben Sohnes, unseres Herrn, Jesu Christi! Vergieb uns unsere Sünden, und verleihe und mehre in uns täglich die Gaben deines heiligen Geistes3), daß wir unsere Ungerechtigkeit von ganzem Herzen erkennen, und einen aufrichtigen Schmerz in uns empfinden, der die Sünde in uns zerstöre, und Früchte bringe der Unschuld und Gerechtigkeit, die dir angenehm seien um Jesu Christi willen! Amen.4)

Quelle: Ebrard, August - Reformirtes Kirchenbuch

1)
die Pfälzer Version hat: unnütz zu einigem Guten.
2)
Pfälzer: daß wir mit unserm sündigen Leben ohne Unterlaß deine heiligen Gebote übertreten.
3)
Pfälzer: Verleihe uns hernachmals die Gnade deines heiligen Geistes.
4)
Pfälzer: daß wir unsre Ungerechtigkeit von ganzem Herzen erkennen, uns selbst mißfallen, der Sünde wahrhaftig absterben, und zu einem neuen Leben auferstehen, dir zu dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit.