Amsdorff, Nikolaus von - Widder die Widderteuffer/zu Münster/ vnd sunst allenthalben.

  1. Die Tauffe Christi ist nichts anders den das man aus Christus befehl ein menschen im namen des Vaters/ des Sons vnd des heiligen Geists/ ins wasser taucht/ mit wasser begeusst/ aber mit wasser wesschet.
  2. Vnd wenn der getauffte/ gleich nicht gleubte/ so wers doch eine rechte Tauffe/ Christi.
  3. Denn die art/ natur vnd das wesen der Tauff/ ist auff Christus wort/ gebot vnd befehl/ nicht auff des getauffen glaube gegründet.
  4. Wenn die Tauffe auff des getaufften glaub gegründet/ vnd gebawet wehr/ so wehr niemand gewis/ ob ehr (wens gleich ein Alter ist) recht getaufft were.
  5. Die weil der Teufer nicht kan gewis sein/ ob der getauffte/ ein rechten glauben habe oder nicht.
  6. Des gleichen ist auch die Tauffe ist nicht gebawet/ noch gegründet/ auff des Teuffers glaube.
  7. Sunst Wüste niemand/ ob er recht getaufft were die weil er nicht wissen kan/ ob sein Teuffer recht gegleubet hat.
  8. Derhalben wenn einer gleich von einem sünder/ odder sünderin getaufft wird/ so ist er warhafftig getaufft/ vnd sol nicht wider getaufft werden.
  9. Es ist genug/ das der Teuffer zum ampt vnnd dienst Christi/ beruffen ist.
  10. Das selbige ampt vnd nicht sein glaube gibt jm gewalt vnnd macht/ das er Teuffen mag/ wehr zu ihm kompt.
  11. Des gleichen die not/ macht ein ytzlich weib/ so für ein Christin gehalten wird/ zu einer Teufferin Christi.
  12. Darumb ists gar nerrisch/ vnd darzu vngötlich/ das die Widderteuffer sagen/ man müsse einen menschen noch eins Teuffen.
  13. Damit machen sie vns die Tauff/ gantz vnd gar vngewis/ das widder der Teuffer nach der getauffte/ wissen kan/ ob die Tauffe recht sey/ wenn einer gleich viermal getaufft würde.
  14. Auch die zu Münster/können recht wissen/ vnd Hermannus Rotmann selbst nicht/ wehr nicht getaufft sey.
  15. Denn (das weis ich fürwar) sie können nicht wissen/ wehr recht gleubt/ odder nicht gleubt.
  16. Sie bleiben allzeit der sachen vngewis vnd müssen der getaufften worten glauben.
  17. Nu sol man keinem menschen gleuben/ nach getrawen/ wie geschrieben stehet/ verfluchet sey der einem menschen gleubt.
  18. Darumb sol die Tauff/ auff des Teuffers glaube/ nicht gegründet werden.
  19. Viel weniger aber auff sein bekentnis auff das der Teuffer nicht betrogen werde.
  20. Besonder aus Christus wort/ gebet vnd befele sol man Teuffen/ vnd des getaufften glauben Gott befehelen.
  21. Die wort Christi liegen nicht/ betriegen vns nicht/ machen vns sicher vnd gewis/ das die Tauffe recht sey/ es stehe vmb den getaufften/ wie es wölle.
  22. Menschen aber liegen vnd triegen/ vnd können feilen/ darumb machen sie den Teuffer nur vngewis wenn ehr die Tauffe auff menschen wort vnd bekentnis/ setzt vnd bawet.
  23. Darus folgt vnwiddersprechlich/ das die tauffe vor sich selbst recht ist/ auch on den glauben des tauffers vnd getaufften.
  24. ABer dem getaufften/ ist der glaub von nötten/ sol die tauffe inn jm durch yhre krafft/ jr eygen werck wircken.
  25. Dan an den glauben/ kan die tauffe zu yhrem werck vnd wirckung/ nicht komen.
  26. Wiewol sie jre krafft/ von Gots ordenung vnd befehl hat nicht vom glauben der getaufften.
  27. Doch wird sie durch des getaufften vnglauben verhindert/ das sie yhre krafft/ inn dem selben nicht gebrauchen kan.
  28. Der Tauffe werck aber ist/ das sie das hertze rein wasche/ wasche von allen sunden.
  29. Das kan sie nicht thun/ denn durch den glauben des/ der getaufft wird.
  30. Den alten aber so sich stellen ob sie gleubten/ kan sie yhr sunde nicht vergeben.
  31. Sie sind aber gleich wol/ warhafftig getaufft/ vnd man sol/ noch kan sie nicht widder teuffen.
  32. Wiewol die Tauffe inn den selben/ vmb yhres vnglaubens willen/ nichts wircken kan.
  33. Sunst must man die alten auch/ widder Teuffen die ynn yhrer Tauffe nicht gegleubt hetten.
  34. Wie yhr ytzt den viel/ nicht alleine zu Münster vnd sonst on glauben getaufft werden.
  35. Denn es ist nit müglich/ das inn einem solchen grossen hauffen/ solten alle recht gleubig sein.
  36. Es ist alle zeit der kleinste hauffe/ vnd das wenigeste teil/ auch zu Christus zeiten/ gleubig gewesen.
  37. Darumb/ wenn die Widderteuffer zu Münster vnd anders wo recht hetten so müsten sie den meherer teil/ zum dritten vnd vierden mal Widderteuffen.
  38. Es leid nicht dran/ das sie sich geistlich stellen vnd von Christo viel reden können/ der Teuffel kan sich auch geistlich stellen vnd von Christo viel predigen/ vnd viel besser/ denn die zu Münster.
  39. Daraus schleust sichs/ das man niemand sol widder Teuffen/ sonder ob yemand jnn seiner Tauffe/ nicht recht gleubt hette/ so gleub ehr noch.
  40. Man darff ein solchen/ nicht widder zum wasser füren/ sonder zum wort/ zur predigt/ auff das ehr gleubig werde.
  41. So kumpt die Tauffe zu yhrer krafft/ vnd wirckt yhr werck/ nemlich vergebung der sunde/ ob sie gleich verlangst geschehen ist.
  42. Die Tauffe hat yhr wirckung/ vom glauben des getaufften.
  43. Die weil denn der getauffte/ nach seiner Tauffe anhebt zu gleuben/ so ist die geschehene Tauffe jm nützlich vnd seliglich.
  44. Darumb ists vnrecht vngötlich/ zu grosser schmahe vnd schande Christi vnd seiner Tauff/ das man die leute widder Teufft.
  45. Nach dem die Tauff/ auf Christus wort/ gebot vnd befehel gegründet vnd gebawet ist.
  46. HIr aus folgt weiter/ das man die kinder keinem weg/ wenn sie alt werden/ widder Teuffen sol.
  47. Wenn sie auch gleich nicht gleubten/ als doch nicht ist/ so sol man sie doch nicht widder Teuffen.
  48. Es were genug/ das sie zu jrer zeit geleubten/ wie oben von den alten angezeigt ist.
  49. Nu wir aber gewis vnd sicher sind/ das die kinder gleuben/ so ists gar nicht von nöten/ das man sie widder Teuffe.
  50. Vnnd ob sie nicht durchs gehör/ wie die alten gleuben/ so gleuben sie doch auff ein ander weise/ so Gott wol bekant ist.
  51. Denn Christus spricht/ solcher ist das reich der himel/ welchs ni9emand sein kan/ denn des der gleubt.
  52. Mit dem wort/ das Christus selbst spricht/ schleust ehr die kinder nicht aus/ sonder meint eben die selbigen.
  53. So das himelreich der ist die solche seind/ wie die kinder/ viel mehr ist es der kinder selbst.
  54. Wie im text klar folgt/ Christus legte die hende auff sie vnd segente sie/ nichht eusserlich am leibe/ wie die Pfaffen geweihet werden/ sonder jnnerlich im geist vnd gewissen.
  55. Auff das sie warhafftig an der seele/ für Gott/ nicht inn heuchley fur den leuten/ gesegent seind.
  56. Dieweil nu kinder/ des segens vnd der benedeiung/ so die Tauff gibt/ fehig sind warumb solt man sie nicht Tauffen?
  57. Seint sie gesegnet vnd gebenedeiet von Christo so ist das himelreich yhr.
  58. Ist das himelreich yhr/ so müssen sie gewislich gleuben/ denn on glauben kan niemand ein kind/ des himelreichs sein.
  59. Hat doch Johannes in mutter leibe gegleubt/ warumb solt man denn vnsern kindern/ so Christus hat zu yhm heissen bringen/ den glauben nemen?
  60. Daraus schleust sich gewis/ das ein ander weise sey/ zu gleuben/ denn durchs gehör/ wie der heilige Johannes gegleubt hat.
  61. Darumb kan man des halben/ das die kinder nicht hören das wort/ den glauben nicht nemen/ vnnd wenn Rotman noch so böse were.
  62. Darumb sol man die kinder Teuffen/ vnnd die getaufften inn keinem weg widder Teuffen.
  63. Man mus das wort Christi/ lasset die kinder zu mir komen/ nicht so verachten wie die zu Münster thun.
  64. Es heist/ las sie zu mir komen/ nicht allein leiblich/ do er lebte auff erden/ sonder geistlich zu seinem Sacrament.
  65. Das zeigt an das werck Christi/ das er sie segnet vnd benedeyet/ vnd eben mit dem segen/ den die Tauff gibt.
  66. Es ist sunst kein ander segen Christi/ denn der einige/ do mit ehr vns von sünden reiniget/ vnd kinder des Reichs machet.
  67. Derhalben schlissen die wort vnnd geschichte Christi gewaltiglich/ das man die kinder teuffen sol.
  68. Denn ehr spricht/ lasset sie zu mir komen/ vnd segent sie/ welchs er auch noch thut/ durch seine heilige tauffe.
  69. Was kund doch greulichers/ widder Gott vnd seine barmhertzigkeit gesagt odder erdacht werden/ denn die Tauffe aus seinem wort/ gepot vnd befehel gethan/ vorwerffen.
  70. Vnd das aus keiner andern vrsache/ denn das der getauffte/ nicht hat einen rechten glauben gehabt.
  71. Gleich ob Gots werck vnnd Sacrament/ auff menschen glauben gebawet vnd gegründet were.
  72. O des Sacraments/ das auff sandt/ das ist auff menschen thun/ gebawet ist.
  73. Das selbe were eben so gewis/ als der grund/ das ist gar vngewis/ das niemand wüste/ wenn wir Sacrament hetten odder nicht hetten.
  74. Menschen vnglaub vnnd bosheit/ hebt Gots werck vnnd Sacrament auff sein vnbeweglich vestes wort gegründet/ nicht auff.
  75. Ja der misbrauch/ bestetiget es viel meher/ die weil man sich daran versündiget.
  76. Gleich wie bey den vngleubigen/ das Euangelium ein recht/ warhafftig Euangelium bleibt/ vnd nicht vmb yhres vnglaubens willen/ falsch odder vnrecht wird.
  77. Also bleibt die Tauffe warhafftig/ eine rechte ware Tauffe/ wird nicht falsch/ noch vnrecht/ vmb des getaufften vnglaube wille.
  78. Wie keme Gott dazu/ das sein ordnung gebot vnd befehel/ solten vmb vnser bosheit willen/ gebfrochen odder verandert werden?
  79. So ist die Tauff ye Gots ordnung vnd befehel darumb kan sie nicht durch vnser bosheit verhindert werden.
  80. Ob wol yhre krafft vnd wirckung/ durch des getauften vnglauben vorhindert wird/ so bleib sie doch inn yhrer natur vnnd wesen/ rechtschaffen vnnd warhafftig.
  81. Darum bleibt auch jnn sich vest vnd gewis/ ein ytzliche ordnung Christi/ wenn gleich niemand auff erden gleubet.
  82. Derhalben wehr ein mahl getaufft ist/ den sol man jnn keinem weg widder Teuffen.

Widder die Widder teuffer vnd Sacramentirer/ Etliche sprüche oder schlussrede.
Niclas Amsdorff
Magdeburg.
M.D.XXXV.