Zwingli, Huldrych - Die Vorsehung

1530

Die den Glauben haben, wissen, daß sie erwählt sind. Die Erwählten aber, welche dies wissen, müssen erkennen, daß sie sich alles dessen zu enthalten haben, was das Gesetz verbietet. Daher dient den Erwählten alles zum besten; alles, was sie betrifft, geschieht nach göttlicher Vorsehung, und nichts ist so geringfügig, was nach Gottes Ordnung und für die Frommen das beste und wirksamste Gegenmittel gegen Glück und Unglück. - Wird ein solcher nicht mit Seelengröße sich über die Welt erheben und, was unter ihm ist, verachten? Denn nachdem er gesprochen: Das ist durch die göttliche Vorsehung gesandt, es ist daher durchzumachen und unerschrockenen Sinnes nur durch Geduld zu überwinden; du bist ein Werkzeug Gottes, er will dich Nutzen bringend und nicht in Trägheit dich verzehren lassen; o du Glücklicher, den er zu seiner Beihilfe beruft - so ist er nun bereit, dieses Leben hinzugeben, da er sieht, daß diese ganze Welt nichts als mancherlei Wechselfälle und Mühseligkeiten verheißen könne. - Wie könnte sich einer gegen solche Stöße sichern als durch den Gedanken der Vorsehung? Diese ruft dem mutigen Herzen zu: Glaube nicht, daß solches von ungefähr geschieht, es geschieht auf mein Geheiß. Es muß geschehen, es kann nicht anders sein. Wenn du es mutig erträgst, so wirst du den schönsten Sieg erlangen.

Quelle: Meltzer, Hermann - Kirchengeschichtliches Quellenlesebuch