Schlatter, Wilhelm - Vom Amt in der Gemeinde

Im Neuen Testament gibt es eine Bedingung zur Übernahme des Amtes und sonst nichts: das ist der Christenstand. Das hat Paulus 1. Timotheus 3 in einer Ausführung gesagt, in der wieder die ganze Größe seiner geistlichen Ausrüstung sichtbar wird. Es gibt freilich Leser dieser Worte, denen sie eine peinliche Empfindung bereiten, so daß sie sagen: „Lieber Paulus, solche Dinge brauchst du der Gemeinde nicht zu sagen, wo bleibt die theologische Bildung, wo bleibt das Latein? Wo bleibt die Fülle und Kraft des geistlichen Lebens, die den Träger des Amtes über die anderen erhöht?“ Ich meine, die Regel des Paulus sei für alle Zeiten höchst bedeutsam. Worauf hat Paulus hier den Finger gelegt? Das darf bei dem, der an der Spitze der Gemeinde steht, nicht vorkommen, daß er in der Haltung seines Lebens dem Evangelium widerspricht. Paulus verlangt nur das Eine: Haltet den Anstoß fern; fesselt nicht das Wort des Herrn dadurch, daß eure führenden Männer in der Weise, wie sie vor der Gemeinde stehen, die Macht der Sünde, nicht aber die sieghafte Macht des Christus zeigen. Mit dieser Mahnung: „Gebt das Amt nicht einem morschen Manne!“ war er völlig zufrieden und hat keine weiteren Forderungen an ihn gestellt.