Rochat, Auguste - Erst der Pflug, danach die Frucht

Alle Züchtigung, wenn sie da ist, dünkt uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber danach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind.
Heb. 12,11

Wohl uns, daß unser Gott, der alle Dinge leitet, uns besser liebt, als wir selber uns lieben, und daß er uns bewahrt vor dem Feuer, das nicht verlischt, indem er uns die väterliche Zuchtrute fühlen läßt! Wenn wir einmal am Ziel unseres Laufes angelangt sind und von dieser Höhe aus die Wanderwege in der Wüste übersehen, die hinter uns liegen, und das gute Land, das vor uns liegt - wenn wir mit einem einzigen Blick alle Begebenheiten auf der zurückgelegten gefahrvollen Reise überschauen und ihre Bedeutung für die Ewigkeiten erkennen - gewiß, dann werden wir gerade diejenigen Wege Gottes anbeten, welche uns früher als die härtesten scheinen wollten. Wir werden sie dann erkennen als weise Anordnungen der Liebe eines Vaters, der uns „züchtigte uns zu nutze, auf daß wir seine Heiligung erlangten“ (Heb. 12,10). Dann werden wir mit Dank und Anbetung erkennen, daß der Herr sich als ein guter Vater erwies, wenn er uns tief demütigte, wenn er unsere Wünsche durchkreuzte, wenn er uns Gesundheit, Vermögen, liebe Angehörige nahm, wenn er uns mit Menschen umgab, unter denen wir zu leiden hatten. Vielleicht gar werden wir sehen, daß an den Stellen unseres Weges, wo wir die härtesten Prüfungen bestanden und die bittersten Tränen geweint haben, ein Abgrund war, dem wir entgegengingen, und dessen Rand die Hand des himmlischen Vaters gleichsam mit Dornen verzäunt hatte, um das Leben zu retten. Dann werden wir danken für dieselben Züchtigungen, über die wir zu ihrer Zeit bittere Klage führten. Dann werden wir erkennen, daß der Pflug darum unsern harten Herzensacker aufgerissen hatte, damit der gute Gottessame Wurzel fassen und Frucht bringen konnte zum ewigen Leben.

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1929