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Luther, Martin - Vorreden zu den Apokryphen

Vorrede auff das erste Buch Maccabeorum

DJS Buch ist auch der eins / die man nicht in die Ebreischen Biblien zelet. Wie wol es fast eine gleiche weise helt / mit reden vnd worten / wie andere der heiligen Schrifft Bücher / Vnd nicht vnwirdig gewest were / hin ein zu rechen / weil es seer ein nötig vnd nützlich Buch ist / zuuerstehen den Propheten Daniel im. xj. Cap. Denn das jenige / so Daniel weissaget im genanten Cap. von dem Grewel vnd vnglück des volcks Jsrael / so zukünfftig sein solt. Desselben erfüllung / beschreibt dis Buch / nemlich / Antiochum den Edlen / vnd / wie Daniel spricht / die kleine Hülffe vnd grosse Verfolgung von den Heiden vnd falschen Jüden / die zur zeit der Maccabeer geschehen ist. Derhalben es vns Christen auch nützlich ist zulesen vnd zu wissen.

ERstlich / Die weil derselbe Antiochus eine Figur oder Bilde des Endechrists gehalten wird / der solche Grewel vnd zerstörung Gottesdiensts zu Jerusalem vnd im Jüdischenlande / nicht fern vor Christus geburt / vnd erster zukunfft / angerichtet hat / Lernen wir draus den rechten Endechrist erkennen / Der vor der andern vnd letzten zukunfft Christi / die Christenheit auch verwüsten / vnd den Gottesdienst zustören solt. Auff das wir nicht erschrecken sollen / wenn wir es also erfaren / vnd fur vnsern augen sehen. Sondern den Trost empfahen vnd feste halten / Das wir sampt der Christenheit dennoch erhalten / vnd endlich errettet werden müssen / es sey das wüten wie gros es wölle / vnd der Teufel so zornig / als er jmer kan.

DEnn wir sehen ja auch dieselbe Hülffe / wiewol klein vnd gering / die vns Gott der allmechtig angefangen hat zu erzeigen. Vnd das liebe heilige Euangelium ist das Schwert / damit die seinen den jtzigen Endechrist dennoch gantz redlich angreiffen / vnd etwas schaffen / Wiewol es viel Blut vergiessen vnd leidens kostet. Gleich wie er durch das Schwert der Maccabeer auch seinem Volck zu der zeit halff / Wiewol es nicht on verfolgung vnd grosses hertzleid zugieng. Dennoch reinigeten sie den Tempel / vnd richten den Gottesdienst wider an / vnd brachten das Völcklin widerumb zu hauff in das vorige Regiment. Gleich wie jtzt das Euangelium / die Abgötterey ausfeget / vnd wie Christus spricht / Das seine Engel werden alle Ergernis auffreumen aus seinem Reich /Vnd samlet die rechten Christen wider umb zusamen in den alten rechten Christlichen glauben / vnd zu rechtschaffenen guten Wercken vnd Gottesdienst.

ZVM andern / Das wir vns auch des trösten / Das er jnen hilfft / nicht allein wider den Antiochum vnd die Heiden / Sondern auch wider die Verrheter vnd abtrünnigen Jüden / die sich zun Heiden schlugen /vnd hulffen jr eigen Volck / jre Brüder / verfolgen /tödten / vnd alles hertzleid anlegen. Das wirs gewis sollen sein / vnd vnerschrocken bleiben / Ob die falschen Christen vnd Rottengeister / die nu auch vnser Verrheter worden sind / wider vns sich legen / vnd wol so seer / wo nicht mehr / vns plagen / vnd schaden thun / als vnser Antiochus oder Endechrist. Denn es hat Daniel also gesagt / vnd vns zum trost verkündiget / Es müste also gehen vnd geschehen / das die Kinder vnsers Volcks verrheterlich an vns handeln würden / vnd getrost verfolgen helffen. Darumb werden wir es nicht viel besser haben / denn es jene frome kinder Jsrael / gehabt haben / vnter jrem Antiocho oder Endechrist / bey jren falschen Brüdern.

ZV letzt aber werden gleichwol die selben Feinde vnd Verrheter / durch Gott gar weidlich gestrafft / vnd bleibt jr Tiranney vnd Verrheterey nicht vngerochen. Das wir mit frölichen augen vnd gutem mut auch vnsere Endechristen / Tyrannen vnd Rottengeister /mögen ansehen / vnd jren Trotz ausstehen / Als die wir gewis sind / sie sollen es nicht lange treiben / Viel weniger dahin bringen / da sie hin gedencken / Sondern (wie der Antiochus vnd jene Verrheter) jren verdieneten Lohn gar balde empfahen / Wie denn bereit an solcher straffe ein gut teil angangen ist / vnd teglich sich mehret. Wiewol sie verstockt vnd verblendet / sich daran nicht keren / Da ligt vns auch nicht macht an / Sie wollen es erfaren / wie jene gethan haben. Das gebe Gott der allmechtige / weil sie ja nicht anders wollen / das es eilend vnd balde geschehe / Zu heiligen seinen Namen / vnd zu fördern sein Reich / vnd zu trösten alle betrübten vnd gefangene Hertzen in des Teufels vnd Endechrists Reich / Amen.

Vorrede auff das Ander Buch Maccabeorum.

DJs heisst vnd sol sein das Ander Buch Maccabeorum / wie der Titel anzeiget. Aber das kan nicht recht sein / weil es etliche Geschicht meldet / die vor des ersten Buchs geschichten geschehen sind / vnd nicht weiter kompt / denn auff den Judam Maccabeum das ist / bis in das vij. capit. des ersten buchs. Das es billicher das erst / denn das ander solt heissen. Man wolt es denn heissen / Ein anders Buch / vnd nicht das ander buch Maccabeorum / Alium vel Alienum scilicet / non secundum.

ABer wir lassens so mit hin gehen / vmb der schönen Geschicht willen / der sieben Marterer Maccabeorum / vnd jrer Mutter / vnd anderer mehr stücken. Es sihet aber / als sey es nicht ein Meister gewest / sondern zusamen geflickt aus vielen Büchern.

HAt auch einen harten Knoten im xinj. cap. an dem Rasias / der sich selbs erwürgete / welchs auch S. Augustinus vnd die alten Veter anficht. Denn solch Exempel taug nicht / vnd ist nicht zu loben / Obs gleich geduldet / vnd wol ausgelegt mag werden. So beschreibts auch den tod Antiochi im ersten cap. gar anders / denn das erste Buch thut.

SVmma / So billich das erste Buch solt in die zal der heiligen Schrifft genomen sein / So billich ist dis ander Buch eraus geworffen / ob wol etwas gutes darinnen stehet. Es sey aber alles dem fromen Leser befolhen vnd heimgestellet zu vrteilen vnd erkennen.

Vorrede auff den Baruch.

SEer geringe ist dis Buch: wer auch der gute Baruch ist / Denn es nicht gleublich ist / das S. Jeremias Diener / der auch Baruch heisst (dem auch diese Epistel zugemessen wird) nicht solt höher vnd reicher im Geist sein / weder dieser Baruch ist. Trifft dazu die zal der jar / mit den Historien nicht ein. Das ich gar nahe / jn hette mit dem dritten vnd vierden buche Esra lassen hin streichen.

DEnn die selben zwey bücher Esra / haben wir schlechts nicht wollen verdeudschen / weil so gar nichts drinnen ist / das man nicht viel besser in Esopo / oder noch geringern Büchern kan finden. On das im vierden Buch dazu eitel Trewme sind / wie Hieronymus zwar selbs sagt / vnd Lyra nicht hat wollen auslegen / Dazu im Griechischen nicht funden werden. Es sol vnd mag sie sonst verdolmetschen wer da wil / Doch in dieser Bücher zal nicht mengen. Baruch lassen wir mit lauffen vnter diesem Hauffen /weil er wider die Abgötterey so hart schreibet / vnd Moses gesetz furhelt.

Vorrede auff das Buch Judith.

WO man die Geschichte Judith künde aus bewereten / gewissen Historien beweisen / So were es ein eddel fein Buch / das auch billich in der Biblien sein solt. Aber es wil sich schwerlich reimen mit den Historien der heiligen Schrifft / sonderlich mit Jeremia vnd Esra / welche anzeigen / wie Jerusalem vnd das gantze Land verstöret gewest / vnd darnach kümerlich wider erbawet worden sind / Zu der zeit der Persen Monarchia / welche alles Land innen hatten vmbher.

DA wider schreibt dis Buch im ersten Capitel / Das der könig NebucadNezar zu Babylon habe solche Land aller erst furgenomen zu gewinnen / Vnd macht den wahn / als sey diese Geschicht vor der Jüden gefengnis / vnd vor der Persen Monarchia geschehen. Widerumb saget Philo / sie sey nach der widerkunfft vnd heimfart der Jüden aus Babylon vnter könig Assuero geschehen / zu welcher zeit die Jüden weder Tempel noch Jerusalem erbawet / noch Regiment hatten. Bleibt also der jrthum vnd zweiuel / beide der Gezeiten vnd Namen / das ichs nirgend kan zusamen reimen.

ETliche wollen / Es sey kein Geschicht / sondern ein geistlich schön Geticht / eines heiligen geistreichen Mans / der darin hab wollen malen vnd furbilden / des gantzen Jüdischen volcks Glück vnd Sieg /wider alle jre Feinde / von Gott alle zeit wunderbarlich verliehen. Gleich wie Salomo / in seinem Hohenliede / auch von einer Braut tichtet vnd singet / vnd doch damit keine Person noch Geschicht / sondern das gantze volck Jsrael meinet. Vnd wie S. Johannes in Apocalypsi / vnd Daniel / viel Bilder vnd Thiere malen / damit sie doch nicht solche Personen / sondern die gantzen Christlichen Kirchen / vnd Königreiche meinen. Vnd Christus vnser HErr selbst gern mit Gleichnissen vnd solchen Getichten 156b] vmbgehet im Euangelio / vnd vergleicht das Himelreich zehen Jungfrawen. Jtem / einem Kauffman vnd Perlen / einer Beckerin / einem Senffkorn / Jtem den Fisschern vnd Netzen. Jtem / den Hirten vnd Schafen / vnd so fort mehr.

SOlche meinung gefellet mir fast wol / Vnd dencke / das der Tichter wissentlich vnd mit vleis den jrthum der gezeit vnd Namen drein gesetzt hat / Den Leser zu vermanen / das ers fur ein solch geistlich /heilig Geticht halten vnd verstehen solte.

VNd reimen sich hie zu die Namen aus der massen fein / Denn Judith heisst Judea (das ist) das Jüdisch volck / so eine keusche heilige Widwe ist / das ist /Gottes volck ist jmer eine verlassene Widwe / Aber doch keusch vnd heilig / vnd bleibt rein vnd heilig im wort Gottes / vnd rechtem Glauben / casteiet sich vnd betet. Holofernes / heisst Prophanus dux / vel gubernator / Heidnischer / Gottloser oder vnchristlicher Herr oder Fürst / Das sind alle Feinde des Jüdischen volcks. Bethulia (welche Stad auch nirgend bekand ist) heisset eine Jungfraw. An zu zeigen / das zu der zeit die gleubigen fromen Jüden / sind die reine Jungfraw gewest / on alle Abgötterey vnd vnglauben / Wie sie in Esaia vnd Jeremia genennet werden / Da durch sie auch vnüberwindlich blieben sind / ob sie wol in nöten waren.

VND mag sein / das sie solch Geticht gespielet haben / Wie man bey vns die Passio spielet / vnd ander Heiligen geschicht. Da mit sie jr Volck vnd die Jugent lereten / als in einem gemeinen Bilde oder Spiel / Gott vertrawen / from sein / vnd alle hülffe vnd trost von Gott hoffen / in allen nöten / wider alle Feinde etc. Darumb ists ein fein / gut / heilig / nützlich Buch / vns Christen wol zu lesen. Denn die wort /so die Personen hie reden / sol man verstehen / als rede sie ein geistlicher / heiliger Poet oder Prophet /aus dem heiligen Geist / der solche Personen furstellet in seinem Spiel / vnd durch sie vns predigt. Vnd also gehöret auff dis Buch die Weisheit Philonis / welchs die Tyrannen schilt / vnd Gottes hülffe preiset / so er seinem Volck erzeiget etc. Als ein Lied auff solch Spiel / welches desselben Buchs wol mag ein gemein Exempel heissen.

Vorrede auff das Buch Jesu Syrach.

DJS Buch ist bisher genant im Latin Ecclesiasticus / welchs sie haben verdeudscht / Die geistliche zucht. Vnd ist fast wol getrieben vnd gebraucht in der Kirchen / mit lesen / singen vnd predigen / Aber mit wenigem verstand vnd nutz / On das es hat müssen /der Geistlichen stand vnd Kirchen geprenge rhümen. Sonst heisst sein rechter Name / Jesus Syrach / nach seinem Meister / wie seine eigen Vorrede / vnd das Griechische gibt. Wie auch Mose / Josua / Esaie / vnd aller Propheten Bücher / nach jren Meistern heissen. Vnd ist von den alten Vetern nicht in der zal der heiligen Schrifft / sondern als sonst ein gut / fein Buch eins weisen Mans / gehalten / Da bey wirs auch lassen bleiben.

ES dünckt vns aber / weil er selbs in der Vorrede bekennet / Er sey zu des königes Euergetis zeiten in Egypten komen / vnd daselbs dis Buch volendet /(welchs sein Grosvater hatte zuuor angefangen) Das er habe aus vielen Büchern zusamen gelesen das beste / so er funden hat. Sonderlich weil in Egypten ein köstliche Librarey war / durch Euergetis Vater /den könig Philadelphum zugericht. Das zu der zeit /beide / Bücher vnd gelerte Leute in grossen ehren waren / vnd aus allen Landen / als eine grosse Hoheschule zuschlugen / sonderlich aus Griechenland /Dazu auch die Jüden einen Tempel daselbs baweten /vnd Gottesdienst auffrichten.

SOlchs zeigt auch an / das in diesem Buch / nicht ordenlich ein stück auff das ander gefasset ist / als eines Meisters werck / sondern aus mancherley Meistern vnd Büchern gezogen / vnd durch einander gemenget. Wie eine Biene aus mancherley Blumen / jr sefftlin seuget / vnd in einander menget. Vnd scheinet / das dieser Jesus Syrach / sey gewest aus dem königlichen stam Dauids / vnd ein Neff oder Enckel Amos Syrach / welcher der öberst Fürst gewesen ist im hause Juda / Wie man aus Philone mag nemen /vmb die zwey hundert jar vor Christi geburt / on gefehr bey der Maccabeer zeit.

ES ist ein nützlich Buch / fur den gemeinen Man /Denn auch alle sein vleis ist / das er einen Bürger oder Hausuater gottfürchtig / from vnd klug mache /wie er sich gegen Gott / Gottes wort / Priestern / Eltern / Weib / Kindern / eigen Leib / Knechten /Güter / Nachbarn / Freunden / Feinden / Oberkeit vnd jederman / halten sol. Das mans wol möcht nennen ein Buch von der Hauszucht / oder von den Tugenden eines fromen Hausherrn / welchs auch die rechte geistliche Zucht ist / vnd heissen solt.

WAs vns aber fur erbeit gestanden hat / dis Buch zu verdeudschen / Wer das zu wissen begert / der mag vnser Deudsch gegen alle ander Exemplar halten /beide / Griechischer / Latinischer vnd Deudscher sprachen / sie sind alt oder newe / So sol das werck den Meistern wol zeugnis geben. Es sind so viel Klügling in allen Sprachen vber dis Buch komen / das nicht wunder were / weil on das alle ding drinnen von seinem anfang / nicht in der ordnung gefasset gewest sind / das es gantz vnd gar / vnkendlich / vnuerstendlich / vnd aller ding vntüchtig worden were. Wir habens aber / wie einen zurissen zetretten vnd zerstreweten Brieff / wider zusamen gelesen vnd den Kot abgewisscht / vnd so fern bracht / als ein jglicher wol sehen wird / Gott sey lob vnd danck / Amen. Christen werden vns hierin nicht schelten / Die Welt aber wird / wie sie bisher gethan / jrer Tugent nach / vns wol wissen da fur zu dancken.

Vorrede auff die Stücke Esther und Daniel.

HJe folgen etliche Stücke: so wir im Propheten Daniel vnd im buch Esther nicht haben wöllen verdeudschen / Denn wir haben solche Kornblumen (weil sie im Ebreischen / Daniel vnd Esther nicht stehen) ausgeraufft / Vnd doch / das sie nicht verdörben / hie in sonderliche Würtzgertlin oder Bete gesetzt / weil dennoch viel guts / vnd sonderlich der Lobgesang /Benedicite drinnen funden wird.

ABer der text Susanna / des Bel / Abacuc / vnd Drachens / sihet auch schönen geistlichen Getichten gleich / wie Judith vnd Tobias / Denn die namen lauten auch dazu. Als Susanna / heisst eine Rosen / Das ist / ein schön from Land vnd Volck / oder Armer Hauffe vnter den Dörnern. Daniel / heist ein Richter /vnd so fort an. Jst alles leichtlich zu deuten auff eine Policey / Oeconomey oder fromen Hauffen der Gleubigen / es sey vmb die Geschicht wie es kan.

Vorrede auffs Buch Tobit

WAs vom Buch Judith gesagt ist / das mag man auch von diesem buch Tobie sagen. Jsts ein Geschicht / so ists ein fein heilig Geschicht. Jsts aber ein Geticht / so ists warlich auch ein recht / schön / heilsam / nützlich Geticht vnd Spiel / eines geistreichen Poeten. Vnd ist zuuermuten / das solcher schöner Geticht vnd Spiel /bey den Jüden viel gewest sind / darin sie sich auff jre Feste vnd Sabbath geübt / vnd der Jugent also mit lust / Gottes wort vnd werck eingebildet haben / Sonderlich da sie in gutem Friede vnd Regiment gesessen sind. Denn sie haben gar treffliche Leute gehabt / als Propheten / Senger / Tichter / vnd der gleichen / die Gottes wort vleissig / vnd allerley weise getrieben haben.

VND Gott gebe / das die Griechen jre weise / Comedien vnd Tragedien zu spielen / von den Jüden genomen haben / Wie auch viel ander Weisheit vnd Gottesdienst etc. Denn Judith gibt eine gute / ernste /dapffere Tragedien / So gibt Tobias eine feine liebliche / gottselige Comedien. Denn gleich wie das Buch Judith anzeigt / wie es Land vnd Leuten offt elendiglich gehet / vnd wie die Tyrannen erstlich hoffertiglich toben / vnd zu letzt schendlich zu boden gehen. Also zeigt das Buch Tobias an / wie es einem fromen Bawr oder Bürger auch vbel gehet / vnd viel leidens im Ehestand sey / Aber Gott jmer gnediglich helffe / vnd zu letzt das ende mit freuden beschliesse. Auff das die Eheleute sollen lernen gedult haben / vnd allerley leiden / auff künfftig hoffnung gerne tragen / in rechter furcht Gottes vnd festem glauben.

VND das Griechische Exemplar sihet fast also /das es ein Spiel gewest sey / Denn es redet alles in Tobias person / wie die Personen im Spiel zu thun pflegen. Darnach ist ein Meister komen / vnd hat solch Spiel / in eine ordenliche Rede gefasset. Hie zu stimmen die Namen auch fein / Denn Tobias heisst ein from Man. Der zeuget auch wider einen Tobias /Vnd mus in fahr vnd sorgen leben / beide der Tyrannen vnd seiner Nachbar halben. Wird dazu (das ja kein vnglück alleine sey) auch blind / vnd zu letzt auch mit seiner lieben Hanna vneins / vnd verschicken jren Son weg / Vnd ist ja ein elend kömerlich Leben. Aber er bleibt fest im glauben / gedult vnd guten wercken. Hanna heisst / holdselig / das ist / ein liebe Hausfraw / die mit jrem Man in lieb vnd freundschafft lebet.

DEr Teufel Asmodes heisst ein Vertilger oder Verderber / das ist der Hausteufel / der alles hindert vnd verderbet / das man weder mit Kind noch Gesinde /fort kan. Sara heisst ein Kempfferin oder Siegerin /die zu letzt obligt / sieget vnd gewinnet. So ist der Engel Raphael (das ist) Artzt oder Gesundmacher auch da / vnd nennet sich Asarja / das ist / Helffer oder Beistand des grossen Asarja son / das ist / Gottes des höhesten Beistand / Gesandter oder Bote /Denn Gott hilfft haushalten / vnd stehet den Eheleuten bey / sonst kündten sie fur dem Asmod nirgend bleiben.

DARumb ist das Buch vns Christen auch nützlich vnd gut zu lesen als eines feinen Ebreischen Poeten /der kein leichtfertige / sondern die rechten Sachen handelt / vnd aus der massen Christlich treibt vnd beschreibt. Vnd auff solch Buch gehört billich Jhesus Syrach / als der ein rechter Lerer vnd Tröster ist / des gemeinen Mans vnd Hausvaters in allen sachen / vnd Tobias eben solchs buchs ein Exempel.

Vorrede auff die Weisheit Salomonis.

DJs Buch ist lange zeit im zanck gestanden / Obs vnter die Bücher der heiligen Schrifft des alten Testaments zurechen sein solte / oder nicht / Sonderlich weil der Tichter sich hören lesst im ix. Cap. als redet in diesem gantzen Buch der könig Salomon / welcher auch von der Weisheit / im buch der Könige hochgerhümet wird. Aber die alten Veter habens stracks aus der heiligen Schrifft gesondert / vnd gehalten / Es sey vnter der Person des königes Salomon gemacht / Auff das es vmb solches hochberhümbten Königes namen vnd Person willen / deste mehr geacht / vnd grösser ansehen hette / bey den Gewaltigen auff Erden / an welche es furnemlich geschrieben ist / Vnd vieleicht langest vntergangen were / wo es der Meister / so er geringes ansehens gewest / vnter seinem namen hette lassen ausgehen.

SJE halten aber / Es solle Philo dieses Buchs Meister sein / welcher on zweiuel der allergelertesten vnd weisesten Jüden einer gewest ist / so das Jüdisch volck nach den Propheten gehabt hat / wie er das mit andern Büchern vnd Thaten beweiset hat. Denn zur zeit des keisers Caligula / da die Jüden / durch etliche Griechen / als Appion vnd Alexandria / vnd ander mehr / auffs aller schendlichst wurden mit Lasterschrifften vnd Schmachreden geschendet / vnd darnach fur dem Keiser auffs allergifftigst angegeben /vnd verklagt / Ward genanter Philo vom Jüdischen volck / zum Keiser geschickt / die Jüden zu verantworten vnd zu entschüldigen. Als aber der Keiser so gar erbittert war auff die Jüden / das er sie von sich weiset / vnd nicht hören wolt / Da lies sich Philo / als ein Man vol muts vnd trosts / hören / vnd sprach zu seinen Jüden / Wolan lieben Brüder / erschreckt des nicht / vnd seid getrost / Weil menschen hülffe vns absaget / so wird gewislich Gottes hülffe bey vns sein.

AVS solchem grund vnd vrsache / düncket mich /sey dis Buch geflossen / Das Philo / dieweil seine /vnd der Jüden sache vnd recht / nicht hat mügen stat finden fur dem Keiser / wendet er sich zu Gott / vnd drewet den Gewaltigen / vnd bösen meulern / mit Gottes gericht. Darumb redet er auch so hefftig vnd scharff / im j. vnd ij. Cap. wider die gifftigen bösen zungen / so den Gerechten vnd Vnschüldgen / vmb der warheit willen / verfolgen vnd vmbbringen. Vnd darnach wider die Gewaltigen einfüret die grossen Exempel göttliches gerichts / so Gott vber den könig Pharao vnd die Egypter / geübt hat / vmb der kinder Jsrael willen. Vnd thuts mit so trefflichen hefftigen worten / als wolt er gerne / beide den Keiser / die Römer / vnd die gifftigen zungen der Griechen / so wider die Jüden tobeten / mit eim jglichen wort treffen / vnd durch solche mechtige Exempel / abschrecken / vnd die Jüden trösten.

ABer hernachmals ist dis Buch von vielen / fur ein recht buch der heiligen Schrifft gehalten. Sonderlich aber in der Römischen Kirchen / also hoch vnd schon gehalten / das freilich kaum aus einem Buch in der Schrifft / so viel Gesanges gemacht ist als aus diesem. Vieleicht aus der vrsache / weil in diesem Buch die Tyrannen so hefftig mit worten gestraffet / vnd angegriffen / Widerumb die Heiligen vnd Marterer / so höchlich getröstet werden / vnd zu Rom die Christen mehr denn sonst in aller Welt / verfolget vnd gemartert wurden / Haben sie dis Buch am meisten getrieben / als das sich zur sachen so eben reimet / mit drewen wider die Tyrannen / vnd mit trösten fur die Heiligen. Wiewol sie viel stück darin nicht verstanden /vnd gar offt bey den haren gezogen haben / Wie denn auch sonst der gantzen heiligen Schrifft offt geschehen ist / vnd teglich geschicht.

WJE dem allen / Es ist viel guts dinges drinnen /vnd wol werd / das mans lese. Sonderlich aber solten es lesen die grossen Hansen / so wider jre Vnterthanen toben / vnd wider die Vnschüldigen / vmb Gottes wort willen / wüten. Denn die selbigen spricht er an im vj. Cap. vnd bekennet / das dis Buch an sie sey geschrieben / da er spricht / Euch Tyrannen gelten meine Rede etc. Vnd seer fein zeuget er / das die weltlichen Oberherren / jre gewalt von Gott haben /vnd Gottes Amptleute seien. Aber drewet jnen / das sie Tyrannisch solchs göttlichen befolhen Ampts brauchen.

DARumb kompt dis Buch nicht vneben zu vnser zeit / an den tag / dieweil jtzt auch die Tyrannen getrost jrer Oberkeit misbrauchen / wider den / von dem sie solche Oberkeit haben. Vnd leben doch wol so schendlich in jrer Abgötterey / vnd vnchristlicher heiligkeit / als hie Philo die Römer vnd Heiden / in jrer Abgötterey beschreibet / Das sichs allenthalten wol reimet auff vnser jtzige zeit.

MAN nennet es aber / die Weisheit Salomonis /darumb / Das (wie gesagt ist) vnter Salomonis namen vnd Person getichtet ist / vnd die Weisheit gar herrlich rhümet / nemlich / was sie sey / was sie vermag /wo her sie kome. Vnd gefellet mir das aus der massen wol drinnen / das er das wort Gottes so hoch rhümet /vnd alles dem wort zuschreibet / was Gott je Wunders gethan hat / beide an den Feinden / vnd an seinen Heiligen.

DAraus man klerlich erkennen kan / das er Weisheit hie heisst / nicht die kluge / hohe gedancken der heidnischen Lerer / vnd menschlicher vernunfft / Sondern das heilige Göttliche wort. Vnd was du hierin lobes vnd preises von der Weisheit hörest / da wisse /das es nicht anders / denn von dem wort Gottes gesagt ist. Denn er auch selbs im xvj. Cap. spricht / Die kinder Jsrael seien nicht durch das Himelbrot erneeret /noch durch die ehrne Schlange gesund worden / sondern durch Gottes wort. Wie Christus Matth. iiij. auch sagt / Der Mensch lebt nicht vom Brot allein etc. Darumb leret er / das die Weisheit nirgend her kom /denn von Gott / vnd füret also aus der Schrifft / viel Exempel drauff / vnd gibts der Weisheit / das die Schrifft dem wort Gottes gibt. ?Sap. 16; ?Matt. 4.

SOlchs hab ich deste lieber geredt / das man gemeiniglich das wort / Weisheit / anders vernimpt /denn es die Schrifft braucht / nemlich / wenn mans höret / so feret man mit fliegenden gedancken / da hin / vnd meinet / Es sey nichts denn gedancken / so in der weisen Leute hertzen verborgen ligen / Vnd helt die weil das eusserliche wort oder Schrifft nicht fur weisheit / So doch aller Menschen gedancken / on Gottes wort / eitel lügen vnd falsche trewme sind. Darumb weil dieses Buchs name heisst / die weisheit Salomonis / ists gleich so viel gesagt / als spreche ich / Ein buch Salomonis vom wort Gottes. Vnd der Geist der Weisheit nicht anders / denn der glaube oder verstand desselbigen worts / welchen doch der heilige Geist gibt. Solcher glaube oder geist / vermag alles vnd thut / wie dis Buch rhümet im vij. Cap.

ZV letzt ist dis Buch eine rechte auslegunge / vnd Exempel des ersten Gebots / Denn hie sihestu / das er durch vnd durch leret / Gott fürchten vnd trawen /Schreckt die jenigen mit Exempeln göttlichs zorns /so sich nicht fürchten / vnd Gott verachten. Widerumb tröstet die jenigen mit Exempeln göttlicher gnade / so jm gleuben vnd trawen / welchs nichts anders ist / denn der rechte verstand des ersten Gebots. Daraus man auch mercken kan / Das aus dem ersten Gebot / als aus dem Heubtborn / alle Weisheit quillet vnd fleusset / vnd freilich dasselbige Gebot / die rechte Sonne ist / da alle Weisen bey sehen / was sie sehen. Denn wer Gott fürchtet vnd gleubet / der ist voller weisheit / aller welt Meister / aller wort vnd werck mechtiger / aller lere vnd leben / so fur Gott gilt vnd hilfft / Richter. Widerumb / wer das erste Gebot nicht hat / vnd Gott weder fürcht noch trawet /der ist voller torheit / kan nichts / vnd ist nichts. Vnd das ist die furnemeste vrsache / warumb dis Buch wol zu lesen ist / Das man Gott fürchten vnd trawen lerne / Da er vns zu helffe mit gnaden / Amen.