Heliand - 53 - Die Fußwaschung.

Zuvor sah da Niemand
Wohl der Minne mehr, als er den Mannen erwies,
Den guten Jüngern. Ein Gastmal bereitet' er,
Setzte sie zu sich und sagt' ihnen viel
Wahrer Worte. Gen Westen schritt der Tag,
Die Sonne zum Sedel. Sieh, da gebot
Des Waltenden Wort, daß man ihm lautres Waßer
Im Becken brächte. Auf stand der Geborne des Herrn,
Der gute, vom Gastmal und wusch den Jüngern
Mit seinen Händen die Füße, rieb mit dem Handtuch
Und trocknete sie verehrlich. Da sprach der Getreue
Simon Petrus zu dem Herrn: „Nicht passlich scheint es mir,
Mein Fürst, du guter, daß du die Füße mir wäschest
Mit den heiligen Händen.“ Da sprach sein Herr zu ihm,
Der Waltende: „Wenn du den Willen nicht hast
Den Dienst zu empfangen, daß ich dir die Füße wasche.
Aus gleicher Minne wie ich diesen Männern
Verehrlich thue, so hast du nicht Theil mit mir
Am Himmelreiche.“ Da war das Herz gewandt
Dem Simon Petrus; er sprach: „So gebiete
Ueber meine Hände und Füße, und über mein Haupt zumal,
Sie nach Gefallen zu waschen, daß ich fürder nur
Deine Huld habe und des Himmelreiches
Solchen Theil, wie mir, theurer Herr,
Deine Güte geben will.“ Die Jünger Christs
Duldeten da die Diensterweisung,
Die Degen, geduldig, und was ihr Dienstherr that,
Der mächtige, aus Minne. Noch mehr gedachte den Menschen
Fürder zu frommen das Friedenskind Gottes.
Es setzte sich zu den Gesellen und sagt' ihnen viel
Langfördernden Raths.