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Cruciger, Caspar - Kommentare zu Johannes

Johannes 9

Ich mus wircken die Werck/ des/ der mich gesand hat/ so lang es tag ist. Es kompt die Nacht/ da niemand wircken kan. Dieweil Ich bin in der Welt/ bin Ich das Liecht der Welt.

Es ist in aller menschlicher/ kleiner und grosser/ Regierung/ allzeit so viel beschwerung/ hindernis/ widerstand/ fahr und not/ Sonderlich aber in den sachen/ so da belangen Gottes wort/ und erbawung seines Reichs/ das darob alle menschliche Weisheit/ müde und uberdrossen wird/ Ja zu letzt gar verzagend/ gedenckt alles fallen und ligen zu lassen/ und fur aller Regierung sich schewet und fleuhet. Denn es koste zu viel fahr und mühe/ und gehe doch nicht wie es sol/ sey alles verloren bey der Welt etc.

Wider solch ergernis und anfechtung der weisen/ auch fromer und trewer Leute/ gibt uns alhie Christus/ an seinem eigen Furbilde/ diese Lere und tröstung.

Unangesehen alle hindernis/ fahr/ undanck etc. mus ich dennoch wircken/ das/ da zu mich mein vater gesand hat. Denn es ist ja nicht mein eigen thun und furnemen/ Sondern sein befehl und werck. Diesen befehl sol Ich trewlich ausrichten/ und nicht weiter sorgen/ Er wird wol da zu gedencken/ wie er es hinaus füre/ und bey seinem Werck sey/ das es etwas guts schaffe/ und nicht vergeblich sey.

Darumb thue und helffe ein jeder trewlich/ fürnemlich zu dem (wie uns allen befohlen) was da dienet zu förderung uns ausbreitung göttlichs Worts/ und lasse sich daran nichts hindern noch abschrecken.

Und sihe ja/ das du der zeit brauchest/ weil du sie hast. Denn weil Christus da ist/ so ist und bleibet auch tag und liecht/ heil und seligkeit. Aber wo er auch mit seinem Wort hin weg kompt/ da ist kein heil noch trost mehr/ und alles thun und wircken verloren.

Solche Nacht wird nach diesem seligen Tage/ wider uber die Welt komen/ und die/ so das Liecht verseumet haben/ ubereilen etc.

Johannes 15

So jr in Mir bleibet/ und etc.

DIe Kirche Gottes/ hat auff Erden keinen gewissen Grund noch bestendigen Trost/ darauff sie sich verlassen künde/ das sie möge schutz/ hülffe und rettunge haben/ in so mancherley fahr und not/ wider des Teufels gewalt und schalckheit/ und der Welt verfolgung/ falscheit und untrew/ zu bestehen/ denn diese und der gleichen tröstliche Verheissunge/ so uns diese zwey stücke leren.

Erstlich/ das wir Christus wort im glauben behalten/ bekennen und da bey bleiben/ Da durch wir gewis sind/ das wir Gottes gnad haben.

Zum andern/ Das wir/ wenn wir unser schwacheit und not fülen/ In anruffen/ und beten sollen. Und wissen/ das Er uns gewislich erhören wölle/ wie Er verheissen hat. Das wir nicht mit zweifel und unglauben uns engsten/ noch unsern trost und hülffe anderswo suchen dürffen.

So jr in Mir bleibet/ und etc.

DIeses ist eine grosse herrligkeit/ und ein trefflicher hoher trost der Christen/ Das sie des mögen sicher sein/ das sie bey gott so angeneme und wol gehört sollen sein/ das sie gewislich alles was sie bitten wöllen/ das jnen nutz und not ist/ von jm haben und gewehret sind.

Solchs (spricht Christus) sol jnen gewis sein/ und nicht feilen/ So sie in Jm/ und seine Wort in Jnen bleiben/ das ist/ So sie in rechtem glauben und bestendiger bekentnis des Euangelii bleiben/ und also in jren nöten/ den ewigen Vater des HErrn Jhesu Christi/ anruffen.

Das sol unser höchste und fürnemeste sorg sein/ das wir in solch4em glauben und anruffen beharren. So wil Er da fur sorgen/ das uns widerfare und gegeben werde/ was wir bedürffen. Auff das er warhafftig erfunden/ und nicht an uns zum Lügener werde.

Wer das weis und gleubet/ der hat trost und stercke/ schutz und wehre/ ja trotz und sieg/ wider der Sünden/ des Tods/ Teufels und Hellen schrecken.

So jr in Mir bleibet/ und etc.

DIeses ist Christlichen hertzen ein grosser trost/ das sie wissen/ wie sie in so grosser jrer schwacheit und unwirdigkeit/ Auch in so mancherley schwerer fahr und not dieses Lebens/ gewisse erhörung/ hülffe und rettung/ bey Gott haben mögen.

Nemlich/ so sie die lere des Euangelii/ von dem Son Gottes/ unserm Heiland/ mit festem glauben behalten/ und in dem selben auch Gott anruffen/ erhörung und hülffe von jm warten/ umb dieses Mittlers willen Jhesu Christi.

ZUm andern/ Ist auch tröstlich/ das wir hören/ das Gott seine Kirche/ das ist eben das Heufflin/ so sein Wort in jnen bleibend haben/ und jn anruffen/ fur und fur schützen und erhalten wil.

Darumb sollen wir nicht zweiveln/ Er werde dieser seiner Zusage nach/ auch jtzund diese Kirchen/ so sein Wort haben/ und jn durch Christum anruffen/ gnediglich erhalten/ das sie fur seiner Feinde wüten und toben mögen bleiben/ und nicht da durch vertilget werden/ Amen.

Quelle: Vieler schönen Sprüche aus Göttlicher Schrifftauslegung