Calvin, Jean - Gebete

Das Licht der Sonne und des Mondes dürfen wir schauen bei Tag und Nacht, Da gib, o allmächtiger Gott, daß wir lernen unsere Augen noch höher zu erheben. Laß uns nicht den Ungläubigen gleich werden, denen auch Sonne und Mond scheinen. Laß uns schauen auf das Ziel unserer Hoffnung, unser ewiges Heil, in der Gewißheit, daß dieses Heil uns ebensowenig erschüttert werden kann wie deine Treue, deren Unwandelbarkeit du uns sehen läßt an Sonne und Mond, deinen Schöpfungen. Laß uns schauen auf jenes Heil, das sich gründet auf deine unerschütterliche Wahrhaftigkeit und eine Gewißheit schenkt, die alle Dinge umfaßt, bis wir endlich in jenes selige Reich kommen, das uns erworben ist durch das Blut deines eingeborenen Sohnes.


Du hörst nicht auf, uns auch heute noch früh und spät zu dir zu rufen. Du mahnst uns beständig zur Buße und gibst die Verheißung, uns erhören zu wollen, wenn wir die Zuflucht nehmen zu deiner Barmherzigkeit. Da gib, allmächtiger Gott, daß wir diese große Güte nicht verachten und unser Ohr deinem Ruf nicht verschließen. Laß uns deiner gnädigen Erwählung gedenken als der ersten aller Gnadengaben, deren du uns würdigst, und danach trachten, uns so in deinen Dienst zu stellen, daß dein Name durch unser ganzes Leben verherrlicht wird. Und wenn wir dann von dir abweichen, so laß uns bald auf den rechten Pfad zurückkehren und deinem heiligen Ruf gehorsam sein. Laß es sichtbar werden, daß wir von dir erwählt und berufen sind. Wecke in uns die Sehnsucht, fest zu beharren in der Hoffnung auf jenes Heil, zu dem du uns rufst, und das uns bereitet ist im Himmel, durch unsern Herrn Jesus Christus.


Mit deinem Urteil, o allmächtiger Gott, stehen und fallen wir. Gib, daß wir uns unserer Schwachheit und Ohnmacht bewußt sind. Laß uns immerdar bedenken, daß unser Leben wie ein Schatten ist, ja, daß wir nichts sind ganz und gar. Laß uns lernen, in dir allein zu ruhen und von dir allein und deinem Wohlgefallen abhängig zu sein. In deiner Hand liegt es, das Werk unseres Heils anzufangen und zu vollenden. Da gib, o Gott, daß wir uns mit Furcht und Zittern dir unterwerfen und deiner Berufung auch fernerhin folgen. Verleihe, daß wir dich stets anrufen und alle unsere Sorge auf dich werfen, bis wir endlich allen Gefahren entronnen sind und zu jener ewigen seligen Ruhe kommen, die uns erworben ist durch das Blut deines eingeborenen Sohnes.