Nr. 4 (C. R. – 10)

Calvin, Jean - An Francois Daniel in Orleans.

In Paris herrschte die Pest, worauf sich vermutlich der Anfang des Briefes bezieht, und weshalb Calvin abreisen wollte.

Empfehlung eines Arztes.

Ich hatte vor, dir in so böser Zeit nichts zu schreiben, wenn nicht wider mein Erwarten sich mir hier Stoff geboten hätte. Denn als ich eben ans Abreisen dachte, befiel mich ein heftiger Durchfall. Als zu dessen Bekämpfung der Überbringer dieses Briefs, ein wirklich erfahrener Arzt, bei mir war, erzählte er mir, er habe vor, nach Orleans zu ziehen und sich dort niederzulassen, da er hoffe, dort für seine Kunst einen günstigen Ort zu finden. Ich hielt es für meine Pflicht, ihm mit einer Empfehlung zu helfen, damit er nicht als ganz fremder Gast in Eure Stadt komme. So bitte ich dich, um unserer Freundschaft willen, ihn aufzunehmen und ihm, soviel du kannst, zu helfen. Ich weiß wohl, was es heißt, einen Arzt zu empfehlen! Lobt man einen Unwürdigen, so zieht man zu allgemeinem Verderben ein Mörderschwert aus der Scheide. Denn man zeigt einem den Weg, viele zu töten, der, wie ein Schriftsteller sagt, ungestraft morden darf. Von diesem Mann aber wage ichs zu behaupten, er sei in seiner Wissenschaft recht gelehrt, auch der Praxis nicht so fremd, dass er etwa aus Unerfahrenheit Fehler machte, dazu in seinem Charakter seiner Gelehrsamkeit nicht nachstehend. Das verbürge ich mit meinem Wort dir und deinen Freunden für diesen Mann. Sorge also dafür, dass auch solche sich ihm sicher anvertrauen, die es sonst nicht wagen würden, mit Lebensgefahr einen Unbekannten zu erproben. Was ich im Sinne habe, erfährst du von unserm Francois und kann dir auch der Überbringer dieses Briefs sagen. Grüße Mutter, Frau, Schwester usw.